Kirche muss Dialog mit Evangelikalen führen
Die katholische Kirche muss nach Ansicht des vatikanischen Ökumeneministers, Kardinal Kurt Koch, verstärkt den Dialog mit Pfingstkirchen und evangelikalen Gruppen suchen. Als mittlerweile zweitgrößte christliche Gemeinschaft nach der katholischen Kirchen seien diese eine "wichtige Herausforderung für die Zukunft", sagte Koch in einem Interview mit dem "Osservatore Romano" (Sonntag). Pfingstkirchen bildeten neben Katholiken, Orthodoxen und Protestanten heute einen "vierten Typ" innerhalb des Christentums. Koch äußerte sich überzeugt, dass Franziskus im Verhältnis zu Pfingstkirchen und Evangelikalen "manche Tür wird öffnen können, die bislang verschlossen ist".
Franziskus pflegte schon in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires Kontakte zu evangelikalen Gruppen. Aufsehen erregte eine höchst ungewöhnliche Botschaft, die der Papst Anfang 2014 an ein Treffen von Evangelikalen in den USA richtete. Am 28. Juli besucht Franziskus im italienischen Caserta bei Neapel einen befreundeten evangelikalen Pfarrer, den er aus Buenos Aires kennt. Die Begegnung hat nach vatikanischen Angaben "rein privaten" Charakter.
Im katholisch-orthodoxen Dialog ist nach Ansicht Kochs die Verständigung über die Vorrangstellung des Papstes die vordringlichste Aufgabe. "Wir müssen eine Ausübung des Primats wiederfinden, die auch für andere Kirchen gelten kann", so der Kardinal. Der Primat des Bischofs von Rom sei nach wie vor das größte Hindernis für die Ökumene. Als "großen Schritt nach vorne" in dieser Frage wertete Koch das Abschlussdokument der Zusammenkunft der internationalen katholisch-orthodoxen Kommission 2007 im italienischen Ravenna. Darin werde auch von orthodoxer Seite festgehalten, dass die Kirche auf lokaler, regionaler und universaler Ebene einen "Ersten" brauche.
Papst Franziskus hatte im Mai bei einer Begegnung mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. in Jerusalem seine Bereitschaft zum Gespräch über das päpstliche Amtsverständnis bekundet. Er wünsche sich einen Dialog darüber, wie der besondere Dienst des Bischofs von Rom so ausgeübt werden könne, dass er von allen anerkannt werde und sich "seiner Sendung entsprechend einer neuen Situation" öffne, sagte er während einer ökumenische Feier in der Grabeskirche.