Tausende auf Österreichs "Camino"-Routen
Der Jakobi-Tag am 25. Juli hat in Österreich besondere Bedeutung: Einerseits ist St. Jakob Namensgeber vieler Gemeinden und Pfarren, die an diesem Tag ihr Patrozinium feiern, andererseits begeben sich auch viele Menschen auf die Spuren des Pilgerapostels und legen ein Stück des Jakobsweges quer durch Europa nach Santiago de Compostela zurück, von dem gleich mehrere Teilstücke durch Österreich führen. Rund 3.000 Kilometer ist die "Camino"-Strecke von Wien nach Santiago insgesamt - aufgeteilt in rund 100 Tagestouren für Fußpilger.
Etwa zehn Österreicher wagen es jährlich, die gesamte Strecke in einem Stück zu gehen, schätzt Anton Wintersteller, Vorsitzender des Vereines Jakobswege Österreich, gegenüber "Kathpress". 2.000 Österreicher kommen pro Jahr in Santiago de Compostela an, was rund ein Prozent der insgesamt 210.000 registrierten Pilger - als Nachweis gilt eine Pilgerurkunde für die letzten 100 Kilometer - ausmacht. "Mit etwa 5.000 ist jedoch auch die Zahl jener beachtlich, die in kürzeren Abschnitten von drei bis sieben Tagestouren von Österreich aus aufbrechen", so der Pilgerexperte. Besonders im Juli sind viele Pilger auch - alleine oder gemeinsam - auf den heimischen Etappen unterwegs.
Österreichs wichtigster Jakobsweg führt, aus Budapest und dem ostslowakischen Kosice kommend, von Wolfsthal über Schwechat, Wien, die Wachau, Linz und Salzburg zum Jakobsdom nach Innsbruck. Ein weiterer Weg südlich davon mündet ebenfalls in der Tiroler Hauptstadt, gelangt dorthin jedoch von Graz aus über Marburg, Villach, Lienz, Brixen und den Brenner. Die weitere gemeinsame österreichische Route führt über Arlberg nach Feldkirch und weiter nach Maria Einsiedeln. Regionale Jakobswege wie im Weinviertel, Innviertel und in der Weststeiermark ergänzen das Jakobswege-Netz in Österreich.
Um sich auf den Pilgerweg zu machen, gibt es laut Wintersteller sehr unterschiedliche Beweggründe. Überwiegend seien es jedoch existenzielle Lebensfragen und die Erfahrung, dass der Weg immer eine Orientierung für den Alltag biete. "Pilgern erdet und himmelt, bringt wieder Bodenhaftung und die Erfahrung, dass uns das Wesentliche 'vom Himmel zufällt' - also letztlich geschenkt wird." Ähnliche Erfahrungen einer spirituellen Dimension gebe es allerdings bei allen Pilgern, unabhängig der Motivation. "Viele finden wieder zu sich, einen neuen Zugang zu Mensch und Natur, sowie zu Gott oder dem Göttlichen", so der Jakobsweg-Obmann.
Pilgergruppen im ganzen Land
Europaweit sind im Juli Tausende Jakobspilger auf vielen Teilstücken des größten europäischen Pilgerwegenetzes unterwegs. In Österreich sowie auch grenzüberschreitend gibt es in zahlreichen "Jakobspfarren" auf der Route eigene Gottesdienste und Veranstaltungen - angefangen im Osten in der Jakobuskirche von Lebeny (Ungarn), wo am 25. Juli Pilgergruppen aus dem Burgenland sowie aus Budapest, Györ und Ujudvar eintreffen werden (Information: Franz Renghofer, Tel. 0664/4042000).
Auch im niederösterreichischen Weinviertel gibt es eine Jakobiwanderung, die zunächst am Samstag, 26. Juli, von Niederkreuzstetten nach Stockerau und am Folgetag von einem gemeinsamen Pilgergottesdienst in Etsdorf nach Krems und schließlich nach Mautern führt. (Begleitung: Wolfgang Walter, pilgeroffice@gmail.com).
In Kärnten startet bereits am Montag, 21. Juli die Pilgerwanderung am Jakobsweg von Lavamünd nach Villach, wo die Gruppe schließlich am Jakobstag eintrifft (Begleitung: Roland Stadler, Monika Gschwandner-Elkins, www.pilgerninkaernten.at).
Besonders viele Pilgeraktivitäten gibt es dieses Jahr in Tirol, wo der 50. Geburtstag der Diözese gefeiert wird. Aus über acht verschiedenen Routen in Nord-, Süd- und Osttirol starten Gruppen in Richtung des Innsbrucker Jakobsdoms, wo es am 25. Juli um 16 Uhr einen Pilgergottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer und Generalvikar Jakob Bürgler geben wird - inklusive Pilgerjause am Domplatz und Pilgerurkunde. (Information: www.aufbrechen2014.at).
Kurz vor Eröffnung steht das Jakobskreuz auf der Buchensteinwand (1.456m) im tirolerischen Pillerseertal, durch das der Jakobsweg von Salzburg nach Innsbruck führt. Die imposante, knapp 30 Meter hohe Besucherplattform in Form eines Holzschindel-gedeckten Kreuzes ist laut Informationen der Betreiber bereits fertiggestellt und eine Eröffnung zum Jakobitag angepeilt, die Kollaudierung steht allerdings derzeit noch aus (www.jakobskreuz.at).
Vernetzung der Pilgerexperten
Auch im benachbarten Deutschland ist das Jakobspilgern eindeutig im Aufwind. Zur Zehn-Jahres-Feier der Eröffnung der Route von Prag nach Nürnberg gibt es am Jakobitag in Eschlkam im bayrischen Wald eine grenzüberschreitende Festveranstaltung mit Pilgergottesdienst; zeitgleich treffen sich hier auch die Mitglieder des Leitungsteams der europäischen Pilgerwege (www.camino-europe.eu) - mit Teilnehmern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Polen und der Tschechischen Republik.
Seit 2008 sind die Verantwortlichen der regionalen Jakobswege im Verein "Jakobswege Österreich" verbunden. Unterstützt wird hier die Vernetzung auf nationaler und europäischer Ebene, zwischen Kirche, Tourismus sowie Förderprogrammen. "Touristisches Angebot und Sinnsuche auf dem Jakobsweg sind keine Widersprüche sondern ergänzen sich", erklärt Vereinsvorsitzender Anton Wintersteller.
Spürbar ist im Pilgerwesen zudem auch eine zunehmende Professionalisierung: 17 Personen aus Österreich und Bayern absolvieren derzeit in Salzburg einen Lehrgang zum Pilgerbegleiter, um eines Tages Gruppen organisatorisch und spirituell auf den heimischen Pilgerwegen zu begleiten. Ziel sei, "auch Neueinsteigern zu ermöglichen, sich auf das Pilgern einzulassen und die Gemeinschaft auf dem Weg zu erleben", so Kursleiterin Gerlinde Eidenhammer (www.pilgerwege.at).
Quelle: kathpress