Rupprechter: Zölibat "nicht mehr zeitgemäß"
Der Pflichtzölibat für römisch-katholische Priester ist nach Ansicht von Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) in seiner derzeitigen Form "nicht mehr zeitgemäß", wie er in einem Interview im "Standard" (Mittwoch-Ausgabe) betont. Er glaube allerdings auch nicht, "dass die Kirche alle ihre Probleme löst, wenn sie den Zölibat aufhebt". Die Evangelischen praktizierten keine Ehelosigkeit, hätten aber die gleichen Nachwuchssorgen. Rupprechter verwies hinsichtlich des Zölibats auf die Orthodoxe Kirche: Die Ostkirche zeige, "dass verheiratete Priester sehr gut in der Lage sind, auf die Menschen einzugehen".
Er halte es auch für sehr wichtig, dass Frauen in der Kirche eine stärkere Rolle spielen, so Rupprechter weiter: "Papst Franziskus hat viele Signale gesendet, dass sich da in den nächsten ein, zwei Jahren etwas weiterentwickelt."
Er sehe jedenfalls nicht, dass sich die Kirche auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit befinde. Er lebe beispielsweise in einer sehr lebendigen Pfarrgemeinde in Gersthof in Wien. Rupprechter: "Die Zahl der Katholiken mag schrumpfen, doch wir leben nicht von den Lauwarmen, sondern von jenen, die im Herzen brennen."
Einmal mehr betonte der Minister, dass er aus dem täglichen Gebet viel Kraft schöpfe, beispielsweise auch aus dem Rosenkranzgebet: "Das ist eine Gebetsform, die ich nach langer Vergessenheit reaktiviert habe und die mir Halt gibt." Er empfinde auch die Botschaft des heiligen Herzens Jesu als sehr modern, es sei "die Botschaft des Verzeihens und Vergebens".
Der Landwirtschaftsminister bekräftigte weiters die Bedeutung der Katholischen Soziallehre. Diese sei ein "moralisch-ethischer Raster", an dem er sein Handeln orientiere.
Gebet und Moscheenbau
Ein ungewöhnliches Interview mit lauter Zahlen als Antworten gab Landwirtschaftsminister Rupprechter dem Wiener Migrantenmagazin "Biber" für dessen aktuelle Juli-Ausgabe: So beantwortete das Tiroler Regierungsmitglied die Frage, wie oft er pro Woche bete, mit sieben Mal, und die Frage, wie viele Götter es gebe - wenig überraschend - mit der Zahl eins. Die gleiche Antwort gab Rupprechter auf die Frage, wie viele Moscheen mit Minarett jedes Bundesland zumindest haben sollte. Das Unendlichkeitssymbol wählte der Minister, um dazulegen, wie viele Sünden Gott seiner Ansicht nach verzeihe.
Rupprechter gab dem "Biber" auch bezifferbare Auskunft über persönliche Themenbereiche: Er habe zehn Geschwister, vier eigene Kinder und habe zwei Mal geheiratet. Zehn homosexuell orientierte Menschen zähle Rupprechter zu seinen Freunden - und zwei Parteien habe er in seinem Leben bereits gewählt.
Quelle: kathpress