Papst in Korea: Aufruf zu Versöhnung
Mit einem Aufruf zu Versöhnung zwischen Süd- und Nordkorea und einer Messe für Frieden auf der geteilten Halbinsel endete am 18. August die fünftägige Pastoralreise von Papst Franziskus nach Südkorea. Zuvor hatte Franziskus auf der ersten Asienreise eines Papstes seit 13 Jahren am 17. August vor mehreren Hunderttausend Menschen in Seoul 124 Märtyrer der ersten Generation koreanischer Katholiken seliggesprochen. Zum Abschluss des VI. Asiatischen Jugendtags mahnte er junge Christen, auch als Minderheit in ihren Heimatländern für ihren Glauben einzutreten.
Bereits bei seiner Ankunft am 14. August rief Franziskus Südkorea zum Dialog mit dem verfeindeten Bruderstaat im Norden auf. Frieden könne nicht durch gegenseitige Schuldzuweisungen und "Zurschaustellung von Macht" erreicht werden, sagte er vor Regierungsmitgliedern und Diplomaten. Staatspräsidentin Park Geun-hye bekundete die Hoffnung, Franziskus werde "eine Zeit des Friedens und der Versöhnung auf der koreanischen Halbinsel einleiten". Überschattet wurde der Ankunftstag von Raketentests Nordkoreas.
Kritik an "unmenschlichen Wirtschaftsmodellen"
Am 15. August feierte Franziskus eine erste öffentliche Messe in der Technologie-Metropole Daejeon. Dort geißelte er den "Geist des uneingeschränkten Wettbewerbs". Christen müssten sich gegen "unmenschliche Wirtschaftsmodelle" stellen, die zu neuen Formen von Armut und Ausgrenzung führten. In äußerlich wohlhabenden Gesellschaften wuchere der Geist der Hoffnungslosigkeit oft "wie ein Krebs"und befalle vor allem junge Menschen, so der Papst vor rund 50.000 Katholiken.
Am Rande der Messe im Stadion von Daejeon kam er mit Betroffenen des Fährunglücks vom April zusammen, das 304 Menschenleben gekostet hatte. Franziskus nannte den Untergang der "Sewol" in einem Gebet eine "nationale Katastrophe".
Die hohe Suizidrate unter koreanischen Jugendlichen sprach er anschließend auf dem Asiatischen Jugendtag in Solmoe an. Eine "geistige Wüste" scheine jungen Menschen die Hoffnung und in "allzu vielen Fällen sogar ihr Leben" zu nehmen. Zugleich appellierte er an die südkoreanischen Teilnehmer, auf ihre Nachbarn im Norden als Brüder zuzugehen.
Märtyrer als Ansporn für versöhntere Gesellschaft
In der bei weitem größten Veranstaltung der Reise erhob Franziskus am 16. August in Seoul Paul Yun Ji-Chung (1759-1791) und dessen 123 Gefährten zu Seligen. Zuvor betete er sichtlich bewegt am früheren Richtplatz Seo So-Mun in der Innenstadt, wo die ersten christlichen Glaubenszeugen gestorben waren. Auf dem Weg zur Messe empfing ihn die Menge mit Applaus und Jubel. In der Predigt nannte er die Märtyrer einen Ansporn, für eine gerechtere, freiere und versöhntere Gesellschaft einzutreten.
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Am Nachmittag besuchte er das Therapie- und Erholungszentrum Kkottongnae südöstlich von Seoul. Dort traf er mit behinderten Kindern und Erwachsenen sowie deren Pflegern zusammen und betete an einem "Garten der abgetriebenen Kinder". In einer Begegnung mit Ordensleuten mahnte er, das Armutsgelübde überzeugend zu leben. Vertreter von Laienverbänden rief er zum Einsatz für die Familie auf.
Neue Dialoginitiative mit Asien
In einer Rede vor Bischöfen der Föderation Asiatischer Bischofskonferenzen am Sonntag in Haemi reichte er den kommunistisch regierten Staaten China, Vietnam und Nordkorea die Hand. Jene Länder Asiens, die noch keine Beziehungen zum Heiligen Stuhl unterhalten, sollten "nicht zögern, einen Dialog zum Wohl aller voranzutreiben".
In der Abschlussmesse des Asiatischen Jugendtages betonte er, Christen kämen nicht als "Eroberer", sondern respektierten nationale und kulturelle Identitäten. Dabei hätten die jungen Katholiken Asiens "das Recht und die Pflicht", die "Weisheit des Glaubens in alle Aspekte des gesellschaftlichen Lebens einzubringen".
Mehrfach sorgte Franziskus während des Besuchs mit Einfachheit und Sponaneität für Aufmerken. So benutzte er einen Minivan als Papamobil; für die Reise nach Daejeon nahm er einen fahrplanmäßigen Hochgeschwindigkeitszug statt des Präsidentenhubschraubers. In einer als anrührend wahrgenommenen Geste taufte er persönlich den Vater eines Jungen, der beim "Sewol"-Unglück ertrunken war. Der 56-Jährige hatte sich seit längerem auf die Taufe vorbereitet.
Quelle: Kathpress