Regierungsumbildung als Chance wahrnehmen
Caritaspräsident Michael Landau hat an die Bundesregierung appelliert, die nun stattfindende Regierungsumbildung als Chance wahrzunehmen, mutig Reformen anzugehen. "Jede Umbildung bietet die Chance, sich wieder gemeinsam auf die Suche nach den besten Ideen zu machen und wieder um Perspektiven zu ringen. Und das vermisse ich oft bei der Regierung. Die Politik muss wissen, wo die Reise hingeht und welche Ziele es sind, die die Anstrengung wert wären", so Landau wörtlich in der Tageszeitung "Die Presse" (Donnerstag-Ausgabe). Er äußerte sich in einem moderierten Gespräch mit seinem Bruder Daniel Landau am Rande des derzeit stattfindenden Forum Alpbach.
Ein zentraler Aspekt der Gesellschaft sei Bildung, so Landau: "Bildung ist eine wesentliche Möglichkeit zu verhindern, dass Armut weitervererbt wird. Das Ziel, dass möglichst alle Menschen auf die Bildungsreise mitgenommen werden, können wir nur erreichen, wenn wir alle Talente, die in unserem Land da sind, nutzbar machen."
Das sei auch das Spannende in Alpbach, wo Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Ideen und Talenten zusammenkommen und um Perspektiven ringen würden, so der Caritaspräsident. Seine Botschaft, die er in Alpbach gerne vermitteln wolle: "Es gibt gute wirtschaftliche Gründe, auf das Soziale zu achten. Und es gibt gute soziale Gründe, wirtschaftlichem Denken Raum zu geben." Dafür brauche man gemeinsame Perspektiven.
Auf die vermeintlich egoistische junge Generation angesprochen meinte Landau: "Eine Generation von Egoisten sieht anders aus." Er habe durchaus oft Anlass zu Optimismus, "wenn ich an meine praktischen Erfahrungen aus der Caritas-Arbeit und an die vielen Jugendlichen denke, die sich sozial engagieren". Zugleich gebe es aber freilich auch die gesellschaftliche Grundmelodie "Geiz ist geil".
Jeder Einzelne sei mitveranwortlich, "wie eine Gesellschaft mit den Menschen umgeht, die an den Rändern leben", so Landau, und weiter: "Es geht uns als Gesellschaft erst wirklich gut, wenn es auch denen gut geht, die an brüchigen Orten leben. Aus dieser Verantwortung darf sich keiner davonstehlen. Denn wenn wir aufeinander schauen, dann leben wir in einer besseren, lebenswerteren, zukunftstauglicheren Gesellschaft, in der es auch mir selbst besser geht."
Freilich entbinde die persönliche Verantwortung des Einzelnen den Staat nicht davon, strukturell Verantwortung zu übernehmen und einen armutssicheren Sozialstaat zu schaffen. Landau: "Der Sozialstaat ist kein beliebig verschlankbares Anhängsel des Wirtschaftsstandorts. Sondern er ist eine Investition in den Zusammenhalt, in die Zukunft der Gesellschaft."
Quelle: kathpress