"Danke der Kirche an Melinda Esterhazy"
Ein "Danke der Kirche" an Melinda Esterhazy hat der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics beim Requiem für die am 28. August verstorbene letzte Fürstin des Hauses Esterhazy gesprochen. Ihre eiserne Disziplin und ihr umsichtiges Wirken hätten sie nach dem Tod ihres Gatten Paul Esterhazy 1989 "zu einer der bedeutendsten Förderinnen der kulturellen Entwicklung des Burgenlandes und des gesamten pannonischen Raumes gemacht", sagte Zsifkovics am Freitag in seiner Predigt im Eisenstädter Martinsdom.
Das hohe kulturelle und künstlerische Erbe der Esterhazys habe die frühere Balletttänzerin "als Fürstin weitergetragen auf dem Parkett der burgenländischen Zeitgeschichte". Der Bischof verwies auf die von der Verstorbenen eingerichteten Privatstiftungen, die dieses Erbe der Nachwelt erhielten.
Besonders strich Bischof Zsifkovics die Verbundenheit Melinda Esterhazys und ihrer Familie mit der der Kirche hervor. Sie selbst sei allen seinen Vorgängern "persönlich eng verbunden" gewesen, und "die von ihr repräsentierte Dynastie hat über Jahrhunderte mit der Schaffung bedeutender geistlicher Zentren und als Patronatsherren dem Land die christliche Seele erhalten". Zsifkovics bezeichnete es als "Seelenadel der Esterhazys", Gott und nicht die eigene Macht und Größe zum Maß aller Dinge zu erheben.
Bereits Paul I. (1635-1713), der Begründer der Fürstendynastie, sei ein zutiefst gläubiger und frommer Katholik gewesen. Mit der von ihm selbst komponierten "Harmonia Caelestis" sei er musikalisch beim Trauergottesdienst präsent, "es führt ein roter Faden direkt von ihm durch drei Jahrhunderte hindurch hierher in diesen Dom", so Bischof Zsifkovics. Am Sarg der letzten Fürstin Esterhazy seien die Trauernden Zeugen nicht nur des Endes eines persönlichen Lebensweges, "sondern auch des Endes von drei Jahrhunderten Fürstentum in dieser unserer geliebten pannonischen Heimat". Die Übergabe der sterblichen Überreste Melindas in der Familiengruft der Esterhazys im Eisenstädter Franziskanerkloster sei "auch das Ende einer Ära", so Zsifkovics.
"Unser Danke an Melinda, die letzte Fürstin, ist gleichzeitig unser Danke an die ganze Fürstendynastie, die mit ihr zu Ende geht." Melinda sei Teil einer Familie gewesen, "der es über Jahrhunderte bestimmt war, die Geschichte Pannoniens zu prägen wie keine zweite" und diesen Teil Mitteleuropas "und mit ihm das österreichische Kaiserreich so zu schützen wie keine zweite".
Beisetzung in Familiengruft
Konzelebrant von Bischof Zsifkovics beim Trauergottesdienst war der Erzabt des westungarischen Benediktinerstifts Pannonhalma, Asztrik Varszegi. Musikalisch gestaltet wurde die Feier mit dem Requiem in c-Moll von Michael Haydn und Lieder aus dem Werk "Harmonia Caelestis" von Paul I. Esterhazy, den Kaiser Leopold I. zum Dank für seinen Einsatz im Kampf gegen die Türken zum ersten Fürsten der Familie erhoben hatte. Die Zeremonie wurde auch auf zwei LED-Großbildleinwänden vor dem Dom und vor der Franziskanerkirche übertragen.
Der anschließende Kondukt, der von der Militärmusik Burgenland begleitet wurde, führte über die Pfarrgasse zum Schloss Esterhazy und zur Franziskanerkirche. Zu Ehren der letzten Fürstin aus dem Haus Esterhazy wurde auch die große Marienglocke von 1692 - die älteste nicht in einem Sakralgebäude angebrachte Profanglocke Österreichs - geläutet. Die Beisetzung in der Familiengruft fand unter dem Beistand von Altbischof Paul Iby im engsten Familienkreis statt.
Die Familiengruft im Franziskaner-Kloster in Eisenstadt ist die zentrale Begräbnisstätte der Fürsten Esterhazy. Sie wurde von Paul I. im Jahr 1705 für die fürstliche Familie gestiftet. 1989 wurde die Gruft auf persönlichen Wunsch von Melinda Esterhazy umfassend saniert.
Für den ungarischen Zweig der Familie und die zahlreichen Bekannten von Melinda Esterhazy wird am Montag, 22. September, um 18.15 Uhr eine Gedenkmesse in der Basilika St. Stephan in Budapest zelebriert.
Quelle: Kathpress