Landau pocht auf europäische Asyl-Strategie
Caritas-Präsident Michael Landau hat in der Tageszeitung "Kurier" (Sonntag) eine einheitliche Strategie der EU hinsichtlich ihres Umgangs mit Asylwerbern gefordert. Es sei die "große Chance" der neuen EU-Kommission, aus alten Denkmustern auszubrechen und eine neue Strategie zu entwickeln, bei der es "um eine gerechte Aufteilung, qualitätsvolle verfahren und klare Zuständigkeiten" gehe. "Humanitäre Verantwortung darf nicht zur Worthülse degradiert werden", so Landau.
Nötig sei die EU-Strategie, da die Zahl der aus Kriegs- und Krisenregionen Richtung Europa aufbrechenden Menschen steige. Dennoch sei Österreich von einer "Flüchtlingsflut" weit entfernt und würde infolge einer Neuausrichtung der EU nicht "überrannt", betonte Landau zum wiederholten Male: Österreich sei kein Hauptzielland und könnte durch die europäische Solidarität ebenso einen Rückgang der Flüchtlingszahlen erleben.
Als falsch verurteilte Landau die Streichung der Mittel der Entwicklungshilfe durch die Regierung. "Mit einer Million Euro kann man 12.000 Menschen vom Hunger befreien. Das sind 12.000 Flüchtlinge weniger, die ein klappriges Boot besteigen, um nach Europa zu gelangen", so der Caritas-Präsident.
Für die Unterbringung von Asylwerbern, mit der Österreich seiner humanistischen Tradition gerecht werde, seien kleinere Einrichtungen den Großlagern vorzuziehen, betonte Landau. Vorgangsweisen wie kürzlich in der Steiermark, wo wegen mangelnder Aufnahmebereitschaft der Lokalpolitiker in einer Kleingemeinde am Semmering für 200 Asylwerber eine Großunterkunft geschaffen wurde, seien "Nacht- und Nebelaktionen" und "nicht zielführend". An die Bürgermeister appelliere Landau, sich der Not nicht zu verschließen.
Derzeit erfüllen von den neun Bundesländern nur Wien und Niederösterreich den Aufteilungsschlüssel für die Unterbringung von Asylwerbern. Der Bedarf steigt, haben doch allein diese Woche 700 Menschen in Österreich einen Asylantrag gestellt, viele von ihnen auf der Flucht vom IS-Terror in Syrien und im Irak. Der Aufnahmestopp im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen wurde deshalb aufgehoben, viele Gemeinden wehren sich allerdings gegen deren weitere und längerfristige Unterbringung.
Die Caritas sei bei dieser Frage ihrer Verantwortung stets gerecht geworden, so der Caritas-Präsident: 2.800 Asylwerber würden derzeit in den 45 Caritas-Einrichtungen grundversorgt, zudem würden 5.000 Menschen mobil betreut.
Eine der größten Projekte davon ist St. Gabriel in Maria Enzersdorf bei Mödling, wo im Haus der Steyler Missionare 140 Asylwerber - darunter 40 unbegleitete Jugendliche ab 14 Jahren - untergebracht und von der Caritas versorgt werden. Der Bürgermeister des 10.000-Einwohner-Ortes, Johann Zeiner, bezeichnete die Zahl gegenüber dem "Kurier" als "eher unauffällige Größe". Negative Erlebnisse mit den Flüchtlingen habe es bisher keine gegeben, die Marktgemeinde stehe der Flüchtlingsproblematik "neutral bis positiv" gegenüber.