Marx: Ideale Realität von Ehe und Familie gab es nie
In der kirchlichen Debatte über Ehe und Familie hat sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, gegen eine Glorifizierung einer vermeintlich guten alten Zeit gewandt. "Wir sollten den Unterton vermeiden, es habe irgendwann eine ideale Realität von Ehe und Familie gegeben", sagte Marx am Montag vor Journalisten in Rom. Dies sei eine "falsche" und "ungeschichtliche" Sicht, "die ein bisschen reconquistamäßig" sei, so Marx. Es dürfe nicht darum gehen "wiederzugewinnen, was wir mal hatten". Bei der von Marx angesprochenen Reconquista handelt es sich um die christliche Wiedereroberung der zuvor von den Mauren beherrschten Iberischen Halbinsel.
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Zugleich forderte Marx eine "öffentliche Debatte" über Ehe und Familie in der Kirche. In diesem Sinne habe er sich auch bei der Weltbischofssynode geäußert. Der Kardinal betonte, die Lehre der Kirche sei kein "statisches Gebilde" und müsse "weiterentwickelt" werden. Die Bischofssynode habe zwar nicht das Ziel, die Lehre zu verändern. Aber man könne auch nicht sagen: "Wir rühren nicht an der Lehre und betrachten nur die Pastoral." Die Kirche müsse die christliche Botschaft von der Familie vielmehr mit den heutigen Menschen "neu erarbeiten" und einen "neuen Blick auf die Lehre werfen", so Marx.
Respekt vor homosexuellen Treuebeziehungen
Er plädierte auch für eine differenziertere Sicht auf Homosexualität in der katholischen Kirche. Über eine homosexuelle Beziehung, die über Jahrzehnte treu gelebt werde, könne man nicht sagen, "das ist alles nichts". Dies sei ein "bisschen zu stark". In solchen Fällen dürfe die Kirche nicht "einfach alles über einen Kamm scheren, sondern müsse es "genauer anschauen", forderte Marx. Deswegen heiße er aber "nicht einfach homosexuelle Beziehungen gut".
Der erste Tag der Bischofssynode sei "Mut machend" gewesen und habe in einer "Atmosphäre der Offenheit" stattgefunden, berichtete Marx weiter. Die Bandbreite der Beiträge sei sehr groß gewesen. Geäußert hätten sich "viele, die klar gemacht haben, dass sie ein pastorales Interesse haben, dass sie die Realitäten der Menschen wahrnehmen".
Quelle: Kathpress