25 Jahre Plattform für Wiederverheiratete
Auch jene, die in ihrer Ehe gescheitert sind, sollen wissen, dass sie in der Kirche ein Zuhause finden: Diesem von Kardinal Christoph Schönborn in einem Grußwort formulierten Anspruch ist die "Plattform für Geschiedene und Wiederverheiratete" (WIGE) verpflichtet, die vor 25 Jahren von der Erzdiözese Wien eingerichtet wurde. Dieses Jubiläum hat die nunmehr als Fachbereich der Kategorialen Seelsorge der Erzdiözese bestehende Einrichtung kürzlich mit einem Gottesdienst und einem Podiumsgespräch in der Wiener Donau-City-Kirche gefeiert, teilte die Erzdiözese in einer Aussendung am Dienstag mit.
Pfarrer Helmut Schüller plädierte am Podium für Barmherzigkeit, die ohne Gerechtigkeit nicht möglich sei. Diese gebühre auch Menschen in einer Zweitehe, die durchaus spürten, "ob sie in der Kirche willkommen sind". Auch Dompfarrer Toni Faber und die Psychotherapeutin Elisabeth Wieser-Hörmann vom Beratungsdienst IEF berichteten von in der seelsorglichen Arbeit mit Geschiedenen und Wiederverheirateten.
Der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner, der in der Gründungszeit von "WIGE" unterstützend mitwirkte, nannte die Einrichtung ein "pastorales Juwel", die zeige, "dass die Kirche in der Spur des Heilands in erster Linie Heil-Land ist" und im Sinne des Papstes Herzen wärmt und Wunden heilt.
Eine erfüllende Beziehung und Ehe zu leben sei nicht immer möglich, erklärte "WIGE"-Leiterin Renate Moser. Doch viele getrennt Lebende, Geschiedene, Alleingebliebene oder Wiederverheiratete verbinde die Sehnsucht nach Gott und seinem Segen für ihren Lebensweg. "Und genau da setzt 'WIGE' seit 25 Jahren an", so Moser.
"Scheitern gehört zum Leben dazu"
Die Plattform bietet z.B. einen Lehrgang mit Leitlinien für eine verantwortliche Pastoral für Menschen nach Trennung, Scheidung und bei Wiederheirat an, der sich vor allem an Priester, Pfarrmitarbeiter, Religionslehrer oder Kindergärtnerinnen richte - "also an Menschen, die an Ort und Stelle mit Betroffenen zu tun haben", teilte Moser mit. Jeden zweiten Montag im Monat gibt es in der "Alten Burse" in Wien einen Abend zu einem Thema, das Geschiedene und Wiederverheiratete betrifft. Dies könnten Bibelstellen, die sich mit dem Scheitern beschäftigen, ebenso sein wie das Pro und Contra einer Eheanullierung. Seit einem Jahr gibt es in der "WIGE" auch eine offene Gesprächsgruppe.
Die allermeisten Menschen würden einander in der Absicht das Sakrament der Ehe spenden, für immer und ewig zusammenzubleiben, weiß Renate Moser. "Oftmals gelingt das nicht. Das Scheitern gehört zum Leben dazu" - in einer Ehe könne dies ebenso passieren wie im Beruf oder bei plötzlicher Krankheit. Da habe die Kirche anzusetzen. "In den allermeisten Pfarren passiert das auch auf sehr einfühlsame Art und Weise."
(Information: Plattform für Geschiedene und Wiederverheiratete in der Kirche (WIGE), Stephansplatz 6/6/626, 1010 Wien, Tel.: 01/515.52-3328, Mail: wige@edw.or.at, Web: wige.kategoriale-seelsorge.at)