Kapellari: Kein Generalverdacht gegen Islam
Gegen jede Form eines Generalverdachts gegenüber Muslimen hat sich der Grazer Bischof Egon Kapellari ausgesprochen: Angesichts grassierender extremistischer Gewalttaten im Namen des Islam müsse die österreichische Gesellschaft einer generellen Verdächtigung des Islam entgegenwirken, ohne auf der anderen Seite einer "naiven Blauäugigkeit" angesichts realer Probleme zu erliegen, so Kapellari im Gespräch mit der Tageszeitung "Kurier" (Sonntag).
Ein neues Islamgesetz in Österreich sei "sicher geboten", um der Vielschichtigkeit des Islam in Österreich zu entsprechen, so Kapellari, schließlich helfe ein "Schönreden oder Wegreden von Problemen" niemandem. Zugleich unterstrich der Grazer Bischof die Bedeutung der Bildung auch im Blick auf den Islam: "Die Christenheit in Europa ist in Jahrhunderten durch das Feuer der Aufklärung gegangen. Das war oft zerstörend, aber auch läuternd."
Angesichts der jüngsten Debatten um die Novelle des Fortpflanzungsmedizingesetzes bekräftigte Kapellari die Kritik, dass man mit dem vorliegenden Entwurf versuche, neben der "Schließung einer Gesetzeslücke" gleich auch eine "Reihe älterer Wünsche, die im Trend liegen, mit zu erfüllen". Eine komplexe Debatte sei derzeit im Gang, so Kapellari, für die man sich "die nötige Zeit lassen" sollte.
Im Blick auf seine eigene Bischofsnachfolge in Graz erklärte Kapellari, diesbezüglich sei "noch nichts entschieden" - es sei vielmehr "work in progress". Mit der Ernennung des früheren Grazer Weihbischofs Franz Lackner zum Erzbischof von Salzburg sei jedenfalls "eine sehr plausible Perspektive betreffend meine Nachfolge abhanden gekommen", so der dienstälteste österreichische Bischof.
Angesichts der aktuellen Situation der Flüchtlinge und Asylwerber in Österreich befürchtet Bischof Kapellari eine weitere Verschärfung. Viele Leute hätten Angst vor einer "unüberschaubaren Situation" - die Kirche versuche daher, dies zu "entkrampfen und zu helfen", indem etwa in Kooperation mit der Caritas und der Politik zusätzliche Asylquartiere angeboten werden. In der Steiermark werde die Zahl der so zur Verfügung gestellten Plätze von derzeit 477 im März kommenden Jahres auf 600 erhöht werden, kündigte Kapellari an.
Als einen "großen Segen für die Kirche und für die ganze Menschheit" bezeichnete Kapellari Papst Franziskus. Der Papst gebe der Kirche einen "Schub von fröhlich gelebter Bergpredigt". Damit gleiche Franziskus einem biblischen Propheten - sein Vorgänger, Papst Benedikt XVI. gleiche dagegen "eher dem Typus eines biblischen Weisheitslehrers". Eine Konkurrenz zwischen den beiden Päpsten sieht Kapellari nicht: "Für mich sind die beiden Päpste komplementär: Der Prophet ist deutlich und laut, der Weisheitslehrer ist eher leise. Aber beide wirken auch heute zugleich."