Diakone: Brücke von Wort Gottes zu Alltagsleben
Verheiratete Diakone sind mit ihren Familien und ihren Berufserfahrungen dem Alltag näher als Priester und Bischöfe und sollen daher "eine Brücke zwischen dem Wort Gottes und dem Leben der Menschen" sein. Das unterstrich Kardinal Christoph Schönborn beim Pontifikalamt zum Fest des Hl. Stephanus, des Patrons der Wiener Domkirche und der Diakone. Der Wiener Erzbischof erinnerte die Diakone bei ihrem Dienst auf den Wert einer gut vorbereiteten und argumentierten Predigt. Dabei sollten sie der Zusage des Heiligen Geistes in rechter Weise vertrauen.
Ausgehend vom Tagesevangelium und der Verheißung, dass der Geist im entscheidenden Moment die richtigen Worte denen eingeben werde, die an Christus glauben, warnte der Kardinal vor zwei Missverständnissen: Diese Zusage sei "kein Freibrief für unvorbereitete Predigten" und fehlender Argumentation. Vielmehr sollten sich die Diakone am Apostolischen Schreiben "Evangelii Gaudium" und den dortigen Gedanken von Papst Franziskus über den Predigtdienst orientieren. "Ihr dürft über alles predigten, nur nicht über 10 Minuten", riet der Kardinal.
Angesichts einer säkularen und pluralen Gesellschaft müsse der Prediger immer vernünftig argumentieren. Konkret nannte der Wiener Erzbischof die aktuelle Debatte um das geplante Fortpflanzungsmedizingesetz. Es gehe dabei nicht um konfessionelle Meinungen, sondern um "Argumente dafür, was verantwortbar ist und was nicht".
Wer in dieser Weise vorbereitet sei, der könne auf den Beistand des Geistes im entscheidenden Moment vertrauen, so Schönborn, der dafür drei beispielhafte Personen nannte: So gelinge es Papst Franziskus zum richtigen Moment immer wieder, "treffende und betreffende Worte" sowie bewegende Gesten zu setzen.
Der selige Franz Jägerstätter habe als einfacher Bauer mit klarer Sprache und klaren Argumenten seinen Glauben gegen die Nazi-Ideologie vertreten, so Schönborn weiter. So habe dieser Märtyrer auf die Frage nach dem Grund seiner Kriegsdienstverweigerung gesagt: "Ich habe diese Gnade bekommen und deswegen muss ich im Gewissen danach handeln und ich urteile nicht über andere." Schließlich nannte der Kardinal als Vorbild für das rechte Vertrauen auf den Beistand des Geistes die heilige Jeanne dArc: Zur Frage der Ankläger und Theologen, ob sie in der Gnade sei, habe die Jungfrau von Orleans entwaffnend geantwortet: "Wenn ich in der Gnade bin, möge mich Gott darin halten, wenn nicht, dann möge er mich in die Gnaden bringen."
Im Rahmen der Eucharistiefeier erneuerten die anwesenden Diakone ihr Weiheversprechen. Der Wiener Erzbischof dankte für ihren Dienst, ebenso allen Mitarbeitern des Stephansdoms dafür, "dass der Dom ein Haus Gottes mitten im Herzen der Stadt und unseres Landes ist".
Den festlichen Rahmen für den Gottesdienst bildete die Messe in Es-Dur von Franz Schubert dargeboten vom Wiener Domchor und Domorchester unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Landerer. Musikalischer Schlusspunkt der Messe war das "Halleluja" von Georg Friedrich Händel aus "Messiah".