Papst wollte kinderreiche Familien nicht bloßstellen
Papst Franziskus hat laut Angaben von Kardinal Christoph Schönborn mit seinem vieldiskutierten "Karnickel"-Sager nicht Familien entmutigen wollen, die zu Kindern Ja sagen. "In Wirklichkeit ging es ihm um die verantwortete Elternschaft. Dazu wollte er ermutigen", so der Wiener Erzbischof am Freitag in der Tageszeitung "Heute". In anderen Momenten seiner Asienreise habe der Papst den Wert der Großfamilie als soziales Netz in schwierigen Situationen sogar ausdrücklich hervorgehoben, zumal sie "Nähe, Schutz und Beistand" biete und aus gemeinsamen Erinnerungen und Erfahrungen lebe.
Schönborn bezog sich auf den "lockeren" Ausspruch des Papstes, der auf der Rückreise aus den Philippinen vor Journalisten gesagt hatte, man müsse sich "nicht wie die Karnickel vermehren", um guter Katholik zu sein. Manche kinderreiche Familien fragten sich nun, ob sie der scherzhafte Vergleich bloßstelle, berichtete der Kardinal. "Ein befreundetes junges Ehepaar, die das fünfte Kind wieder mit Kaiserschnitt erwarten, hat mir anvertraut, dass dieses Wort des Papstes ihnen wehgetan hat." Franziskus' Botschaft sei jedoch eine andere gewesen - "denn er weiß bestens, wie sehr die Familie die Zukunft unserer Gesellschaft bedeutet".
Tatsache sei in der modernen Gesellschaft vielmehr, dass immer weniger junge Menschen eine Familie gründen wollten oder könnten, hob Schönborn hervor. Aus verschiedensten Gründen seien das Zusammenleben ohne Trauschein und das Singleleben bereits übliche Lebensformen und die traditionelle Großfamilie schrumpfe weltweit, wodurch es kein Aufwachsen mehr in einem Beziehungsgeflecht mit Eltern, Geschwistern, Großeltern, Enkeln, Onkeln, Tanten, Cousins und Cousinen gebe. "Damit gehen auch wichtige Erfahrungen verloren", so der Wiener Erzbischof.