Hunger: EU in die Pflicht nehmen
Das 2015 begangene Europäische Jahr für Entwicklung soll zum Anlass genommen werden, die EU-Länder im Kampf gegen weltweite Armut und Hunger in die Pflicht zunehmen. Das gilt nach den Worten von Caritas-Präsident Michael Landau besonders für Österreich, das im Einsatz gegen den "Skandal, dass 805 Millionen Menschen weltweit an Hunger leiden", säumig ist. 2015 solle jenes Jahr werden, "in dem in Österreich die Trendwende in der Entwicklungszusammenarbeit vollzogen wurde, hin zu einer gestärkten EZA, die mit einem ausreichenden und gesetzlich verankertem Budget ausgestattet ist".
Landau äußerte sich am Montag anlässlich des Österreich-Starts zum Europäischen Jahr für Entwicklung, zu dem sich der ressortzuständige Außenminister Sebastian Kurz, EU-Entwicklungskommissar Neven Mimica, der Präsident des Roten Kreuzes, Gerald Schöpfer, sowie Vertreter von NGOs wie der Caritas im Wiener Katastrophenhilfezentrum des Roten Kreuzes einfanden.
Landau zeigte sich in seiner Stellungnahme optimistisch, dass der globale Hunger bei entsprechenden Anstrengungen besiegt werden kann. Die heuer auslaufenden Millenniumentwicklungsziele der Vereinten Nationen, die den Hunger und die Armut auf der Welt binnen 15 Jahren halbieren sollten, habe in vergangen Jahren zu großen sozialen Fortschritten geführt: 63 Entwicklungsländer würden das Ziel in Bezug auf den Hunger erreichen. "Das macht Hoffnung", so Landau.
Heute litten 100 Millionen Menschen weniger an Hunger als noch vor 10 Jahren. Investitionen in Landwirtschaft und Einkommensförderung vor Ort hätten dies möglich gemacht. Auch die Kindersterblichkeit sei durch Erfolge in der Gesundheitspolitik und Maßnahmen gegen Unterernährung deutlich gesunken. Diese positive Entwicklung soll die Staatengemeinschaft im Herbst 2015 mit dem Beschluss von Nachfolgezielen fortsetzen. Österreich solle seinen Beitrag mit der oftmals geforderten Anhebung der staatlichen EZA-Ausgaben auf 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens leisten. Derzeit beträgt der Anteil nur 0,28 Prozent.
Kampagne "#EndHungerby2025"
Weitere Anstrengungen seien erforderlich, denn trotz der erzielten Erfolge könnten heute Millionen Kinder weltweit - etwa in Syrien, im Nordirak oder der Ukraine - nicht in die Schule gehen "und sind Krisen schutzlos ausgeliefert", betonte der Caritas-Präsident. Das Europäische Jahr für Entwicklung ist für Landau eine "hervorragende Möglichkeit zu zeigen, dass Entwicklungshilfe ein zentraler Hebel ist, um Menschen aus bitterer Armut zu befreien." Die Caritas selbst will heuer vor allem Jugendliche mobilisieren. Unter dem Motto "#EndHungerby2025" sind junge Leute aufgerufen, sich für ein Ende von Hunger und Armut binnen zehn Jahren einzusetzen.
Auf europäischer Ebene machen Caritas-Organisationen im Rahmen der weltweiten Kampagne "One human family - food for all" (www.food.caritas.org) auf die Rolle Europas im Kampf gegen den weltweiten Hunger aufmerksam. "Die Mitgliedsstaaten der EU müssen ihre Entwicklungshilfeversprechen endlich einlösen, kleinbäuerliche Landwirtschaft fördern und gezielt Maßnahmen gegen Unterernährung bei Kindern unter fünf Jahren unterstützen", forderte Caritas-Auslandshilfe-Generalsekretär Christoph Schweifer. "Die EU-Agrarpolitik, Nahrungsmittelspekulation, Investitionen europäischer Unternehmen in Entwicklungsländern sowie die europäische Politik zu Agrartreibstoffen dürfen den Kampf gegen den Hunger nicht behindern."
Die Caritas Österreich unterstützt mit jährlich rund 500 Hilfsprojekten in den ärmsten Ländern der Welt Familien dabei, vom Ertrag ihrer Felder leben zu können, Kindern den Zugang zu Bildung zu ermöglichen und in humanitären Krisen die schlimmste Not zu lindern.