Gemeinnützigkeit wichtig für Gesellschaftsnetze
Gemeinnützigkeit wird entscheidend dazu beitragen, die großen Herausforderungen in den Bereichen Soziales, Gesundheit, Bildung, Umwelt und Kultur in einer vernetzter werdenden Gesellschaft zu bewältigen. Das war die zentrale These einer Podiumsdiskussion zur Zukunft der Gemeinnützigkeit am Dienstagabend im Linzer "Ars Electronica Center". "Das geregelte Gesundheits- und Sozialwesen funktioniert wirklich gut. Aber die Änderungen, die auf uns zukommen, sind so massiv, dass wir zukunftsträchtige innovative Modelle entwickeln müssen", betonte Michael Heinisch, Vorsitzender des Ordensspitäler-Verbundes "Vinzenzgruppe".
Besonders deutlich werde das im Bereich der Pflege, wo kein Anbieter mehr die Herausforderungen alleine meistern könne. Gefordert seien vielmehr professionelle und organisations-übergreifende Netzwerke, so Heinisch. Viele gemeinnützige Einrichtungen in Österreich wie Ordensspitäler, Diakonie und Caritas "waren bei ihrer Entstehung soziale Innovatoren und gaben unmittelbare Antworten auf Nöte der Zeit". Das werde auch in Zukunft wieder so sein.
Im Gesundheitsbereich müsse verstärkt über regionale Lösungen nachgedacht werden, so Heinisch weiter. "Wir bemühen uns gerade im Gesundheitswesen immer noch stark, zentrale Lösungen zu gestalten. Ich glaube nicht, dass das der Komplexität der Probleme gerecht wird. Regionale Lösungen können maßgeschneidert die Bedürfnisse der Bevölkerung abdecken."
Keine Vollkasko-Mentalität
Politisch sei es notwendig, den Staat vom "vollversorgenden Wohlfahrtsstaat" in zu einem "aktivierenden Sozialstaat" weiterzuentwickeln, betonte Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Michael Strugl und verwies dabei auf die Ergebnisse einer Studie der Vinzenzgruppe aus dem 2014 über die "Zukunft der Gemeinnützigkeit". Demnach sei eine Rundum-Versorgung in allen Lebensbereichen gar nicht mehr leistbar. "Wenn wir davon reden, dass auch in einem Wohlfahrtsstaat, der fürsorglich mit seinen Mitgliedern umgeht, die Eigenverantwortung einen Platz haben muss, dann würde ich diese These voll unterschreiben". Er sei in dieser Hinsicht gegen eine "Vollkasko-Mentalität".
Die Wirtschaft als "wichtiger Partner" für gemeinnützige Initiativen hob Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenbank Oberösterreich hervor. Gemeinnützigkeit schließe erfolgreiches Wirtschaften nicht aus. "Wenn man nicht mit Erfolg wirtschaftet, kann man dem Auftrag der Gemeinnützigkeit nicht folgen." Die Forderung "man darf nichts verdienen", wies er entschieden zurück.
Im Verbund der Vinzenzgruppe werden die Krankenhäuser der Barmherzigen Schwestern Wien, Linz und Ried, das Orthopädische Spital Speising, das St. Josef-Krankenahus Göttlicher Heiland und das Herz-Jesu Krankenhaus Wien sowie die Pflegehäuser der Barmherzigen Schwestern Pflege GmbH in Wien und in Maria Anzbach geführt. Weiters zählt die HerzReha Bad Ischl, an der eine gemeinsame Beteiligung mit der Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft besteht, zur Vinzenzgruppe.