Bischofskonferenz berät über Familiensynode
Die Österreichische Bischofskonferenz beginnt am Montag, 2. März, ihre diesjährige Frühjahrsvollversammlung. Bei den viertägigen Beratungen unter dem Vorsitz von Kardinal Christoph Schönborn im Schloss Maurach am Bodensee werden sich die Bischöfe unter anderem mit der im Oktober im Vatikan stattfindenden Familiensynode befassen. Im Zuge der bei jeder Vollversammlung vorgesehenen Gespräche über aktuelle Themen in Kirche und Gesellschaft sollen zudem die Situation verfolgter Christen und der Genozid an armenischen und syrischen Christen vor 100 Jahren zur Sprache kommen, berichtete der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, im Vorfeld der Tagung gegenüber "Kathpress". Laut Schipka werden die Bischöfe auch über Fragen nach dem Beschluss des umstrittenen Fortpflanzungsmedizingesetzes und rund um das Lebensende beraten.
Eine Premiere für die österreichischen Bischöfe ist der Tagungsort: Mit dem zur Vorarlberger Abtei Wettingen-Mehrerau gehördenden Schloss Maurach in Uhldingen-Mühlhofen am Bodensee findet die Vollversammlung nämlich zum ersten Mal in Deutschland statt. Die Österreichische Bischofskonferenz hält ihre Frühjahrsvollversammlung stets außerhalb der Erzdiözesen Wien und Salzburg ab. Erstmals tagt sie heuer auf Einladung des Abts von Mehrerau, Anselm van der Linde, in der zu dem Vorarlberger Zisterzienserkloster gehörenden Niederlassung auf der deutschen Seite des Bodensees.
Die bei Bregenz gelegene Abtei Wettingen-Mehrerau hat den kirchenrechtlich besonderen Status einer Territorialabtei und untersteht somit direkt dem Heiligen Stuhl. Ihr jeweiliger Abt ist in seiner Jurisdiktion einem Diözesanbischof vergleichbar und aufgrund dieser Stellung automatische Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz.
Eine zweite "Premiere" betrifft die Diözese Graz-Seckau: Sie wird diesmal aufgrund der Emeritierung von Bischof Egon Kapellari durch ihren Diözesanadministrator Heinrich Schnuderl vertreten sein.
Gottesdienst in der Wallfahrtsbasilika Birnau
Der erste Tag der Bischofskonferenz steht ganz im Zeichen des außergewöhnlichen Ortes. So werden die Bischöfe am Montagnachmittag auf Einladung der Landesregierung von Baden-Württemberg Schloss Salem besichtigen. Beim dortigen Empfang der Landesregierung kommt es zu einer Begegnung der österreichischen Bischöfe mit Verantwortungsträgern der katholischen und evangelischen Kirche sowie der Politik in Baden-Württemberg. Medienvertreter können in der Zeit von 16.15 Uhr bis ca. 17.00 Uhr am Empfang teilnehmen.
Am Dienstag, 3. März, feiern die Bischöfe um 18.30 Uhr einen festlichen Gottesdienst in der Wallfahrtsbasilika Birnau, zu dem die Gläubigen eingeladen sind. Hauptzelebrant ist Kardinal Christoph Schönborn. Die Predigt hält der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng.
Die Vollversammlung der Bischofskonferenz endet am Donnerstag. Über die Ergebnisse wird Kardinal Schönborn in einer Pressekonferenz am Freitag, 6. März, um 10 Uhr in Wien informieren ("Club Stephansplatz 4", 1010 Wien, Stephansplatz 4).
Von Wettingen nach Mehrerau
Der Name der Territorialabtei Wettingen-Mehrerau ist Ausdruck einer bewegten Geschichte mit verschiedenen Bezügen zum Bodenseeraum: Am Beginn stand 1227 die Gründung eines Zisterzienerklosters in Wettingen im Schweizer Kanton Aargau. Das Ordensleben im damalige Kloster mit Namen "Maris Stella" ("Meeresstern") begann mit einem Abt sowie zwölf Zisterziensermönchen aus dem Kloster Salem am Bodensee.
Eine Zäsur brachte der 28. Jänner 1841. Durch das Erstarken liberaler Kräfte im Kanton Aargau kam es zu einer Welle von Klosteraufhebungen, der auch Wettingen zum Opfer fiel. Die vertriebenen Mönche entschlossen sich nach kurzen Aufenthalten in Buonas und Werthenstein dazu, nach Vorarlberg auszuwandern, wo sie am 8. Juni 1854 die Reste der 1806 aufgehobenen Benediktinerabtei Mehrerau durch Kauf erwerben konnten.
Von da an beginnt ein neuerlicher Aufschwung der Abtei. Gleich im ersten Jahr wird eine Lateinschule eröffnet, aus der später das Collegium Bernardi mit Gymnasium, Handelsschule und Internat für Jungen heranwächst. Da die Barockkirche der Benediktiner 1808 abgebrochen worden war, errichten die Zisterzienser ein neuromanisches Gotteshaus.
Weil der Konvent im größer wird, können in der Folge von der Mehrerau aus ehemalige Zisterzienserabteien wieder erworben und besiedelt werden: 1888 Marienstatt im Westerwald (Deutschland), 1898 Sittich in Krain (Slowenien), 1939 Hauterive in Freiburg (Schweiz). 1919 erwirbt das Kloster die auf der deutschen Seite des Bodensees gelegene Wallfahrtskirche Birnau sowie das benachbarte Schloss Maurach und errichtet dort ein Priorat. 1920 übernimmt das Kloster Mehrerau die Führung der landwirtschaftlichen Fachschule für Vorarlberg. 1923 wird das Sanatorium Mehrerau als Belegspital errichtet. Außerdem betreibt das Kloster eine Tischlerei für Möbel- und Innenausbau. Ein der Versorgung des Klosters dienender land- und forstwirtschaftlicher Betrieb ist heute verpachtet.
Die historische Dimension des Klosters zeigt sich im Titel seines Vorstehers, der "Abt von Wettingen und Prior von Mehrerau" lautet. Die Leitung des Konvents liegt derzeit bei Anselm van der Linde (44), der am 30. Januar 2009 als Nachfolger von Kassian Lauterer zum 53. Abt von Wettingen und 10. Prior auf der Mehrerau gewählt und in dieser Funktion am 18. Februar von Papst Benedikt XVI. bestätigt wurde. Er fungiert zugleich als Abtpräses der nach dem Ersten Weltkrieg approbierten Mehrerauer Zisterzienserkongregation mit über 20 Klöstern in Österreich, Schweiz, Deutschland, Slowenien und den USA.
Quelle: kathpress