"Mainstream-Ökonomie" blendet Frauen aus
Auf die Defizite der weitgehend von Männern betriebenen "Mainstream-Ökonomie" und Wirtschaftswissenschaft hat die Katholische Sozialakademie Österreich (ksoe) anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März aufmerksam gemacht. Das Modell vom gewinnmaximierenden "homo oeconomicus" sei unrealistisch und einseitig, kritisierte die ksoe-Expertin Margit Appel am Mittwoch in einer Aussendung. Was Frauen weltweit und in Österreich wirtschaftlich leisteten - im Haushalt, im öffentlichen, im Dritten Sektor und auch im illegalen Sektor - "wird zu einem guten Teil nicht als Leistung gewertet, schlecht bezahlt und oft auch nicht ins Bruttoinlandsprodukt hineingerechnet", so Appel. "Es scheint, als wären diese von Frauen erbrachten Leistungen nicht existent."
"Dieser männliche Blick der Ökonomie hat weitreichende Konsequenzen", betonte Appel. Gesellschaftlich notwendige Tätigkeiten würden einfach vorausgesetzt und Frauen abverlangt - oft unbezahlt oder gegen geringes Entgelt und mangelnde soziale Absicherung. Für Appel ist es somit nicht verwunderlich, "dass Frauen fassungslos sind, wenn sie erstmals einen Blick in ihr Pensionskonto werfen. Ihre gesellschaftlichen Leistungen werden darin in keiner Weise abgebildet".
Auch Österreichs Universitäten müssten sich laut Appel den Spiegel vorhalten: "Das Menschen- und Gesellschaftsbild der Wirtschaftswissenschaft ist ein einseitig männliches - Frauen und ihre Leistungen werden darin auch im 21. Jahrhundert nach wie vor konsequent ausgeblendet."
Der Blick der Ökonomie bleibe so lange "patriarchal verengt", bis eine Öffnung in Richtung feministischer Analysen und Theorien erfolgt. Als Leiterin der ksoe-Frauenakademie und des Lehrgangs "Geld und Leben. Wirtschaftskompetenz entwickeln" steuert Appel hier im Sinne eines erweiterten Wirtschaftsbegriffes entgegen. Mit dem im April beginnenden und bis Februar 2016 währenden Lehrgang solle die Wirtschafts- und Gestaltungskompetenz von Frauen gestärkt und tradierte Denkmuster verändert werden.
Die Analyse ökonomischer Theorien und wirtschaftlicher Zusammenhänge wie auch das Kennenlernen alternativer Ansätze ökonomischen Denkens und wirtschaftlicher Praxis stehen im Zentrum des Lehrgangs. Expertinnen aus den Bereichen Volkswirtschaft, Feministische Ökonomie, Öffentlicher Sektor, Banken und Finanzwirtschaft, Haushalts- bzw. Care-Sektor u.a. begleiten die Teilnehmerinnen.
Informationen: www.ksoe.at