Helfen wie der barmherzige Samariter
Der renommierte Sozialexperte Martin Schenk plädiert für ein "Helfen auf Augenhöhe" und ein "Helfen mit Hirn". Diese Eigenschaften können am berühmten Gleichnis vom barmherzigen Samariter abgelesen werden. Schenk referierte am Dienstag bei der Veranstaltungsreihe "Barmherzigkeit leben" in Seitenstetten, wie es in einer Aussendung der Diözese St. Pölten heißt. Jeden Dienstag im März sprechen im Seitenstettner Bildungszentrum St. Benedikt prominente Referenten zu Solidarität, Gerechtigkeit und Nächstenliebe.
Schenk, stellvertretender Direktor der Diakonie Österreich, analysierte das Verhalten des barmherzigen Samariters: "Die Wege mit jemandem, der Hilfe benötigt, haben sich gekreuzt, ich tue das Not-wendende, ich sichere die Rahmenbedingungen, dass es dir wieder besser geht, und ich komme wieder vorbei. Das ist Helfen mit Hirn." Bezugnehmend auf die biblische Frage "Wer ist mein Nächster?" betonte Schenk, dass "wir uns die Nächsten nicht aussuchen können", denn "sie suchen uns aus".
Das berühmte Gleichnis vom barmherzigen Samariter sei die zentrale Geschichte des Helfens, die soziales und humanitäres Engagement in unseren Breiten seit Jahrhunderten legitimiere und motiviere. Der sei "aber kein sich selbst verzehrender Helfertyp, kein obergscheiter Gesinnungsakrobat", so Schenk. Die Frage "An wem soll ich Nächstenliebe üben?" sei falsch. Nicht der andere sei mein Nächster, "sondern ich bin der Nächste zum anderen".
Der Mann aus Samaria sei auf Augenhöhe in die Knie gegangen, um den Verletzten zu sehen. Schenk: "Was passiert, wenn man selber zum Nächsten wird? Da regt sich's in der Brust, da brennt das Herz. Dann fühlst du mit, dann geht dir etwas nahe, dann spürst du die Welt eines anderen. Das sei Helfen mit Herz." Der Samariter habe sich in die Nähe des Elends getraut, aber nicht um "in seinem Mitleid selig zu werden", sondern um so effektiv wie möglich aus ihm herauszuführen. "Und er arbeitete mit professionellen Dienstleistern - in Gestalt des Gastwirts - zusammen. Eben Helfen auf Augenhöhe, und das mit Herz und Hirn", erläutert der Sozialexperte.
Drei weitere Vorträge wird es in der Veranstaltungsreihe "Barmherzigkeit leben" geben, die das Bildungszentrum St. Benedikt in Kooperation mit der Caritas organisiert. Am 10. März spricht Alois Birklbauer über "Verzeihung und Barmherzigkeit im Strafrecht", am 17. März referiert Magdalena Holztrattner, Direktorin der Katholischen Sozialakademie. Am 24. März wird Abt Petrus Pilsinger bei einem Galaabend ausgewählte soziale Organisationen und Projekte aus dem Mostviertel ehren.