Der Jugend "Du hast etwas zu erwarten" vorleben
Wer heute in der Kirche gezielt Jugendliche ansprechen will, müsse vorleben: "Du hast etwas zu erwarten" und ihnen vermitteln, dass sie geliebt sind. Wie der designierte steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl, der am 14. Juni geweiht wird, in einem am Sonntag veröffentlichten APA-Interview erklärte, gehe es auch bei dieser Altersgruppe um plausible Antworten auf menschliche Grundfragen nach dem Woher und Wohin sowie dem Sinn des Lebens. "Ich sage: Die Liebe ist die DNA meines Lebens", so der als bisheriger Regens der Bischöflichen Seminars in Graz ständig mit Heranwachsenden befasste Krautwaschl.
Grundsätzlich merkte er an, die Wertigkeit eines Menschen definiere sich nicht über Alter und Jugend. Kritik übte er dabei an der heute oft überzogenen Diesseitserwartung: "Früher hatte man 30 bis 50 Jahre, in denen alles passierte, und dann die Ewigkeit. Heute herrscht oft die Einstellung vor, ich habe an die 90 Jahre. und da muss ich alles hineinpacken", so der Bischof.
Bei den "heißen Eisen" Frauenpriestertum und Kommunion für Wiederverheiratete äußerte sich Krautwaschl zurückhaltend: Weiheämter seien "sowieso überhöht", die Wege zu deren Öffnung für Frauen seien "lang, das geht nicht auf Anhieb". Bei der Förderung von weiblicher Verantwortung in kirchlichen Organisationen sei freilich "bisher viel zu wenig getan" worden. Dass es hier noch viel Spielraum zu nutzen gebe, ließ Krautwaschl mit dem Hinweis durchblicken, dass letztlich nur drei Funktionen in der Diözese von Priestern besetzt sein müssten - Bischof, Generalvikar und Gerichtsvikar.
Zur Frage der Kommunion wiederverheiratet Geschiedener wies Krautwaschl auf ein Beispiel aus seinem Umfeld hin: "Wer in zweiter Ehe 25 Jahre verheiratet ist, da kann ich nicht sagen, das ist nichts. Doch auch für die andere Seite stellt sich die Frage: Bin ich enthusiastisch für Gott?"
Die Ökumene in der Steiermark befindet der jüngst ernannte Bischof als sehr gut. Eine seiner ersten Begegnungen nach der Ernennung durch den Papst sei jene mit dem steirischen Superintendenten Hermann Miklas gewesen. Die Israelitische Kultusgemeinde habe ihm gratuliert. "Uns allen geht es um das Heil der Menschen, uns verbindet der Dialog." Krautwaschl will, wie er ankündigte, auch den Kontakt mit muslimischen Gemeinden suchen.
Flüchtlingstragödie: "Mein Gott, warum?"
Im APA-Gespräch ging Krautwaschl auch auf die seit Jahren andauernde Flüchtlingstragödie im Mittelmeer ein. Er denke in solchen Fällen oft: "Mein Gott, mein Gott, warum? Ich habe keine Antwort. Eine vielleicht: Gott gab den Menschen die Freiheit, und das führt auch zu fürchterlichen Dingen, zu Unglück, Betrug, Mord. Aber die Freiheit will ich nicht aufgeben".
Elend und Leid weltweit lägen heute so nahe: "Ich wünsche mir, dass wir immer hinschauen versuchen, obwohl wir es nicht immer können. Im Kleinen wie im Großen drücken wir uns oft vor der Realität der Welt, es ist nicht immer alles Wellness." Als Christ habe man dort, "wo oft nur Finsternis wahrgenommen wird", Hoffnung und sehe wie beim Blick in das Grab Christi auch im Tod das Leben. "Dort, wo Finsternis ist, sieht man oft am weitesten", zitierte die APA den designierten Bischof. "Ich denke da an den nächtlichen Sternenhimmel, mit all den fernen Galaxien, wo Unvorstellbares ist."