05. Dez. 2025
Erzdiözese Wien/Schönlaub
Hochfest Mariä Empfängnis: Grünwidl klärt Missverständnisse auf
Gängige Missverständnisse rund um das kirchliche "Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria" hat der designierte Wiener Erzbischof Josef Grünwidl aufgegriffen. So beziehe sich das Fest nicht auf die Empfängnis Jesu, sondern auf den Beginn des Lebens Mariens, erklärte Grünwidl in seiner Predigt am Montag im Wiener Stephansdom. Die im Festnamen nebeneinanderstehenden Begriffe "Erbsünde" und "Empfängnis" führten bis heute zu Fehlinterpretationen, etwa "der Sündenfall hätte mit der Sexualität des Menschen zu tun, was unsinnig ist", so der designierte Wiener Erzbischof.
Das theologisch herausfordernde Fest Mariä Empfängnis sei "kein abgehobenes Fest", sondern ein Tag, der an Vertrauen, Erneuerung und eine bewusste Glaubensentscheidung erinnere, betonte Grünwidl: "Befreiung vom Bösen und Neubeginn statt alter Trott, Vertrauen statt Misstrauen, 'Mir geschehe nach deinem Wort', statt 'Ich will nicht dienen' - was Maria ausgezeichnet hat, soll auch im Leben der Getauften sichtbar werden."
Die biblische Sündenfallerzählung spreche von einer Beziehungsstörung zwischen Gott und Mensch und deren Folgen, wie Misstrauen, Gewalt, Ungerechtigkeit. "Wir alle kennen das: Wir wollen das Gute und tun trotzdem immer wieder Böses", so Grünwidl. Und weiter: "Die Kirche sagt, dass Gott Maria von dieser Beziehungsstörung vom ersten Augenblick ihrer Existenz befreit hat, weil sie erwählt war, die Mutter des Erlösers zu werden. Den Hang zum Bösen und das Misstrauen gegenüber Gott hat Maria nicht gekannt."
Maria stehe somit für einen Neubeginn, da sie von dieser inneren Unfreiheit befreit worden sei. Das Fest Mariä Empfängnis erinnere folglich daran, dass der christliche Glaube auf Erneuerung, Freiheit und bewusste Entscheidung setze, so der designierte Erzbischof. Das Glaubenswort "Credo" (dt. "ich glaube") verstehe er als Ausdruck eines vertrauenden Herzens, selbst wenn einzelne Glaubensaussagen Fragen offenließen.
Einen weiteren Akzent setzte der designierte Erzbischof auf das Zweite Vatikanische Konzil, das vor 60 Jahren - am 8. Dezember 1965 - zu Ende ging. Die marianische Rahmung des Konzils sei Ausdruck dafür, dass Maria für die Kirche als Orientierungspunkt verstanden werde. Es sei auch kein Zufall, dass es im Stephansdom rund 90 Bilder und Statuen der Muttergottes gibt. Denn: "Maria und die Kirche gehören zusammen." Der 8. Dezember und alle Marienfeste seien Hoffnungszeichen für die ganze Kirche.
Mit Blick auf Österreich erinnerte Grünwidl daran, dass der 8. Dezember 1647 von Kaiser Ferdinand III. als Marienfeiertag eingeführt wurde - aus Dank für die Verschonung Wiens im Dreißigjährigen Krieg. Nach der Abschaffung während der NS-Herrschaft sei der Tag 1955 aufgrund der damals größten Volksinitiative der Zweiten Republik wieder gesetzlicher Feiertag geworden.
Quelle: kathpress