"Ordenstag Young": Berufung im Heute begegnen und leben

Unter dem Motto "Immer noch unterwegs - Denkanstöße zum Heiligen Jahr" sind die Herbsttagungen der Orden mit einem Stelldichein für den heimischen Ordensnachwuchs gestartet. Der 2017 ins Leben gerufene "Ordenstag Young" diente dem regen Austausch von rund 40 angereisten Mitgliedern verschiedener geistlichen Gemeinschaften, Herkunft und Sprachen im Wiener Kardinal-König-Haus. In Reflexions- und Kennenlernübungen tauschten sie sich zugleich humorvoll und mit Tiefe über das große Thema "Berufung leben - Hoffnung teilen" sowie über Herausforderungen und Bedürfnisse von jungen Ordensleuten aus.

"Im Heiligen Jahr sprechen wir über unser Kernthema: Unsere Berufung und wie wir diese in unserer Zeit, in dieser Welt als jüngere Ordensleute leben", gab Sr. Anne Buchholz, die gemeinsam mit P. Alois Köberl den Nachmittag gestaltete, den Rahmen vor. Die Ordensberufung sei mehr als eine Lebensform und habe viele Dimensionen, verwies Buchholz auf einen Impulsvortrag der französischen Theologin und Ordensfrau Nathalie Becquart beim internationalen Berufungskongress in Stuttgart. Die Untersekretärin der Führungsspitze des römischen Generalsekretariats der Synode benannte den Ruf ins Leben, den Ruf zur Heiligkeit, den Ruf zu einer Lebensform und Mission.

Kirche in der Welt von heute

"Wie bringe ich mich mit meinen Talenten und Fähigkeiten in dieser Welt für das Reich Gottes und für ein gutes Leben für alle ein?", regte Buchholz, selbst Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Koordinatorin für das Freiwillige Ordensjahr in Österreich, zur Reflexion ein. In Kleingruppen sprachen die Teilnehmenden über Erfüllung und Herausforderungen in der Berufung. Angeleitet durch die Fragen: Wo erlebe ich Trost, Heilung und Bestärkung? Wo fühle ich mich lebendig? Was macht mir Sorgen? Und was ist schwierig?

Impuls zum Austausch gab auch Köberl mit einem Auszug aus der vor 60 Jahren vom Zweiten Vatikanischen Konzil veröffentlichten Pastoralkonstitution "Gaudium et spes" über die Kirche in der Welt von heute. "Als Kinder Gottes, Christen und Ordensmenschen dürfen wir in der Welt von heute unterwegs sein und uns einbringen - an der Hoffnung und Freude, aber auch an der Trauer und Angst der Menschen von heute teilnehmen", so der Novizenmeister im Stift Melk und Lehrer am dortigen Stiftsgymnasium.

"Wir dürfen uns aber auch selbst fragen, was uns bedrängt, beängstigt oder Freude macht und der Welt mit all ihren Herausforderungen andere Wege aufzuzeigen", fuhr Köberl fort. Der "Ordenstag Young" sei dafür da, dass Teilnehmende die Fülle des Ordenslebens kennenlernen, sich aber auch gegenseitig in der eigenen Lebens- und Berufungsgeschichte bestärken und "einander Hoffnung auf dem Pilgerweg der Berufung" schenken, so Köberl im Gespräch mit Kathpress am Rande der Veranstaltung.

Vielfalt in Einheit

"Es war bunt und spannend, so viele verschiedene Gemeinschaften kennenzulernen. Jede und jeder lebt anders, und doch sind wir eine gemeinsame Kirche und Ordensleute, die Jesus lieben", berichtete die 25-jährige Agata Konieczy von den Dienerinnen vom Heiligen Blut in Wien.

Es seien unterschiedliche Gemeinschaften mit verschiedenen Glaubensvorstellungen und Prägungen zusammengekommen, doch jede Berufung habe bei dem Zusammentreffen sein dürfen, erzählte die 27-jährige Sr. Mirjam Maria Schwaiger von den Marienschwestern vom Karmel in Bad Mühllacken. "Die Vernetzung ist so wichtig und man fühlt sich nicht mehr so allein. Es gibt nicht viele junge Menschen, die sich für diese Lebensform entscheiden", so Schwaiger, die sich mit 18 Jahren für den Ordenseintritt entschied. Obwohl es in ihrer Gemeinschaft ein offenes Ohr für die Anliegen der jungen Mitschwestern gebe, so gebe der Austausch mit jüngeren Ordensmenschen Bestärkung auf anderer Ebene, sprach sie den ebenso diskutierten Dialog zwischen den Generationen in den Gemeinschaften an.

Über den Austausch mit anderen jungen Ordensmenschen freute sich auch einer der jüngsten Teilnehmenden, der 19-jährige Frater Samuel Andrae, der mit 18 Jahren ins Kloster St. Josef - Maria Roggendorf eingetreten ist. "Es ist schön zu sehen, dass es sehr wohl Nachwuchs gibt und junge Leute, die Gott erfahren und ihre Berufung ernsthaft leben wollen." Der junge Ordensmann kam aber auch auf Herausforderungen im Verzicht, in der Gemeinschaft und im persönlichen Leben zu sprechen. Manchmal seien das banale Dinge wie das frühe Aufstehen, manchmal auch "schwierigere Situationen, wenn Zweifel aufkommen und man seine Berufung immer wieder neu prüfen muss".

Mission, Bildung, Gesundheit, Kultur

Die bis Donnerstag andauernden Herbsttagungen der Orden haben verschiedene Schwerpunkten zu den übergeordneten Themen Mission, Bildung, Gesundheit und Kultur. Dabei kommen Ordensleute und mit ihnen verbundene gesellschaftliche Akteure aus Theologie, Bildung, Kultur, Gesundheitsversorgung und Entwicklungszusammenarbeit zusammen, um sich mit Fragen des Glaubens, der Berufung und der Rolle kirchlicher Institutionen in einer sich wandelnden Gesellschaft auseinanderzusetzen. Explizit sind bei den meisten Programmpunkten diesmal auch Nicht-Ordensleute eingeladen - "alle, die Interesse an dem heißen gesellschaftlichen und spirituellen Thema haben und sich auf Impulse aus der Ordenswelt freuen".

Der Österreichische Ordenstag am Dienstag (25. November) bildet das Hauptereignis. Dort setzen die Veranstalter auf drei Referenten aus kirchlichen Kontexten: die Theologen Martin Dürnberger und Veronika Prüller-Jagenteufel sowie Abtprimas Jeremias Schröder. Dürnberger thematisiert die Bedeutung der Hoffnung in einer Zeit gesellschaftlicher Unsicherheit. Prüller-Jagenteufel beleuchtet Hoffnung aus beraterisch-therapeutischer Sicht mit Schwerpunkt Resilienz. Schröder spricht über Hoffnung aus der Ordensspiritualität des heiligen Benedikt. Alle drei nehmen an einer gemeinsamen Podiumsdiskussion teil. (Infos: www.ordensgemeinschaften.at)

Quelle: kathpress