
Abtprimas Schröder: Kirche muss Social-Media-Spiritualität begegnen
Orden und die Kirche können auch in Zeiten von wachsenden spirituellen Online-Angeboten eine reflektierte Tradition entgegensetzen. "Besonders im Internet und Social Media gibt es heute leider ziemlich skurrile Angebote", sagte dazu Benediktiner-Abtprimas Jeremias Schröder gegenüber der Wochenzeitung "Die Furche" (Ausgabe 20. November). Die "uralte, manchmal sperrige, aber auch geläuterte christliche Glaubenstradition" könne hier ein Gegengewicht bilden. Das "Sehnen nach Gott" werde heute oft von Erklärungsmodellen überlagert, die alles "innerweltlich, mechanistisch oder technisch" deuteten. Viele Jugendliche suchten dennoch wieder "in der Tiefe".
Gefragt nach dem Generationenwechsel in österreichischen Benediktinerstiften erklärte Schröder, junge Äbte seien historisch nicht ungewöhnlich. Entscheidend sei, dass Leitungsämter zeitlich begrenzt seien: "Wir würden uns vielleicht manchmal jüngere Bischöfe erhoffen, aber ich wünsche keinem, dass er 40 Jahre lang das gleiche Amt ausüben muss", so Schröder, seit 2024 Abtprimas, also oberster Repräsentant der weltweiten Benediktinischen Konföderation. In gewisser Hinsicht seien die Orden damit Vorreiter, nicht unbedingt wegen des Alters, sondern im Leitungsverständnis.
Aktuell sieht der Benediktiner-Mönch die Welt vor "gewaltigen Umbrüchen - ich sage nur Weltpolitik, KI, Klima". Es brauche daher "Widerstandskraft" und zugleich ein "hoffnungsvolles Gehen in die Zukunft". Ziel sei es, "mit Wohlwollen und Zuversicht" in diese Zukunft zu gehen, ohne naiv zu sein, und zugleich "unser Menschsein zu bewahren und notfalls auch Widerstand zu leisten".
Im Vorfeld der Österreichischen Ordenstagungen, die nächste Woche von 24. bis 27. November im Wiener Kardinal-König-Haus stattfinden, verwies Schröder darauf, dass in der öffentlichen Wahrnehmung oft eine "Erwartung des Untergangs mitschwingt". Das Tagungsmotto "Immer noch unterwegs" verstehe er daher als Hinweis, "dass es uns schon sehr lange gibt und dass zu unserer Ordenstradition auch Langlebigkeit und Zähigkeit gehört".
Die Frage, ob Ordensleute die "besseren Päpste" seien, ließ Schröder offen. Ordensgemeinschaften seien gewohnt, Leitung "in Abstimmung mit Gremien" auszuüben. Diese Tradition habe sich dort "vielleicht besser erhalten als in der manchmal recht monarchisch organisierten Weltkirche". Bei Papst Leo XIV. erkenne er Merkmale eines früheren Ordensoberen, etwa "eine gewisse Vorsicht bei Äußerungen". Ein Papst müsse "eine weltweite Familie zusammenhalten"; aber es sei nicht seine Aufgabe, "die Medien zu unterhalten".
Als Altprimas vertritt Schröder 19 benediktinische Kongregationen mit mehr als 6.000 Mönchen und 12.000 Ordensfrauen. Den Ordensgründer - der heilige Benedikt - beschrieb er in der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (Ausgabe 20. November) als "zurückhaltenden Heiligen". Da der Orden zudem vor der Kirchenspaltung entstanden sei, pflege er bis heute besondere Beziehungen mit der Ostkirche. Für den besonderen Einsatz zur Pflege dieser Beziehungen hätten die Päpste Leo XIII. und Pius XI. die Benediktiner beauftragt. Schröder selbst plant gerade eine Reise nach Russland, die die Beziehungen zum orthodoxen Mönchstum vertiefen soll.
Ordentage
Höhepunkt der viertägigen Ordentage nächste Woche ist der Österreichische Ordenstag am 25. November mit theologischen Inputs von Martin Dürnberger, Veronika Prüller-Jagenteufel und Abtprimas Schröder zu Pilgern, Glauben und Hoffnung. Am 26. November folgen Fachtage zu den Themen Mission, Kultur und Bildung, mit Experteninputs unter anderem von Regina Polak, Br. Thomas Hessler sowie Impulsen zu Friedenserziehung. Den Abschluss bildet am 27. November der Gesundheitstag mit Versammlungen der Ordensspitäler.
In Österreich leben insgesamt 2.417 Ordensfrauen und 1.385 Ordensmänner in 191 Gemeinschaften. Sie tragen 189 Schulen, 23 Ordensspitäler sowie 39 Pflegeeinrichtungen. (Link: www.ordensgemeinschaften.at)
Quelle: kathpress