Lebenskunst
25./26.12.| 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 25. Dezember 2022, 7.05-8.00, Ö1
Den Herzschlag Gottes wahrnehmen – Bibelessay zu Johannes 1, 1-18
Es ist der vielleicht philosophischste Weihnachtstext, der am ersten Weihnachtsfeiertag in katholischen Kirchen zu hören ist, der sogenannte Johannesprolog. Er findet sich im jüngsten der vier Evangelien, in jenem, das nach Johannes benannt ist und gegen Ende des ersten Jahrhunderts verfasst wurde. „Im Anfang war das Wort“, ist da zu lesen, „und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. (…) In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen … “ Der Künstler, Kunsthistoriker und Theologe Hermann Glettler, Bischof der römisch-katholischen Diözese Innsbruck, baut in seinen Gedanken dazu die Brücke zur Weihnachtsgeschichte, wie sie bei Lukas erzählt wird: Im Kind von Bethlehem, in seinem Herzschlag, kann der Mensch Gottes Herzschlag wahrnehmen, reflektiert Bischof Glettler. Eine Zusage, von der sich verlässlich leben lässt, wie er selbst erfahren habe. Und: „Der am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht“, so schließt der Johannesprolog.
Göttliche Boten, Begleiter und Friedensverkünder – Über (Weihnachts-)Engel
Von „guten Mächten“ schrieb der Widerstandskämpfer, evangelische Theologe und Pfarrer Dietrich Bonhoeffer kurz vor Weihnachten 1944 und nur knapp vier Monate vor seiner Ermordung im KZ Flossenbürg; von „ständigen Reisegefährten“ spricht Papst Franziskus. Die Rede ist von Engeln. Diese göttlichen Boten und Begleiter haben zu Weihnachten Hochkonjunktur, besonders auch, wenn sie die gerade jetzt so aktuelle Friedensbotschaft verkünden. Brigitte Krautgartner mit christlichen und jüdischen Blicken auf sie.
Echo der himmlischen Engelschöre – Ludwig Lusser und die Musik
Seit 16 Jahren ist Ludwig Lusser Domorganist in St. Pölten und Lehrer am St. Pöltner und Wiener Konservatorium für Kirchenmusik. Als siebentes Kind einer Osttiroler Bauernfamilie ist der Musiker schon sehr früh mit Musik und Religion in Berührung gekommen. Heute schätzt Ludwig Lusser vor allem auch die improvisierte Orgel-Musik des im April verstorbenen Künstlers Hermann Nitsch. Musik versteht er mit Kirchenlehrer Augustinus von Hippo (354-430) als „Echo der himmlischen Engelschöre“. Sie stelle immer eine Verbindung zum Himmlischen, zum Transzendenten dar und sei so gesehen ein Geschenk Gottes. Robert Neumüller hat mit Ludwig Lusser gesprochen, Kerstin Tretina fasst für LEBENSKUNST zusammen. Ein Porträt ist in der TV-Sendung FeierAbend am 25. Dezember um 19.52 Uhr in ORF 2 zu sehen.
Wir sind gekommen, die Dunkelheit zu vertreiben – Gedanken zu Chanukka
„Wir sind gekommen, die Dunkelheit zu vertreiben, in unseren Händen tragen wir Licht und Feuer, jeder von uns ist ein kleines Licht …“, so heißt es in einem der Lieder, die in diesen Tagen bei Kerzenschein gesungen werden. Freilich, nicht unter dem Weihnachts- oder Christbaum, sondern rund um den Chanukka-Leuchter. Acht Tage lang, heuer vom 18. Dezember bis zum 25. Dezember, wird an jedem Abend eine Kerze mehr an der Chanukkia gezündet und damit das jüdische Lichterfest gefeiert. Warum das so ist, warum dabei Wunder erinnert werden, und was ihr Chanukka ganz persönlich bedeutet, erzählt die Kulturanthropologin und Judaistin Dina Baranes.
Redaktion & Moderation: Doris Appel
LEBENSKUNST – Begegnungen am Feiertag, 26. Dezember 2022, 7.05-8.00, Ö1
Von Gefährdung und Ermutigung – Bibelessay zu Matthäus 10, 17-22
Am Tag des Märtyrers Stephanus, dem sogenannten Stephanitag, ist in katholischen Kirchen nicht nur über die Steinigung des Stephanus zu hören, der Diakon in der Jerusalemer Urgemeinde war, beschrieben in der Apostelgeschichte des Neuen Testaments. Auch der für diesen Tag vorgesehene Evangeliumsabschnitt spricht davon, dass die ersten Christen und Christinnen „wie Schafe unter die Wölfe“ gesandt sind. Wie das zu süßer weihnachtlicher Freude von „In dulci jubilo, nun singet und seid froh“ passen soll? „Das Evangelium am heutigen zweiten Weihnachtstag ist kein tragischer Zwischenfall, kein Ausrutscher, sondern Wirklichkeit Gottes, die anfechtbare, revolutionäre und unerwartete Wahrheit seiner Menschwerdung“, meint der Benediktiner Pater Karl Schauer, Bischofsvikar der Diözese Eisenstadt, in seinem Bibelessay.
Die Wurzeln des Weihnachtsfestes – Eine Spurensuche
Wenn am Stephanitag das übliche Weihnachtsfeiern zu Ende geht, dann blickt der eine oder die andere vielleicht sogar mit ein bisschen Neid in die Zeit der frühen Kirche zurück – denn damals wurde der Geburtstag des Jesus aus Nazareth noch gar nicht groß gefeiert. Das Weihnachtsfest beginnt sich erst langsam ab dem vierten Jahrhundert zu entwickeln, und der Ursprung seines Termins am 25. Dezember ist bis heute nicht restlos geklärt. Eine Theorie geht davon aus, dass dabei das Fest eines „unbesiegten Sonnengottes“, Sol Invictus, christlich adaptiert und „überformt“ worden ist; eine These, die aber auch angezweifelt wird. Markus Veinfurter beleuchtet die Wurzeln des Weihnachtsfestes.
Heiligabend auf dem Friedhof – Erinnerungen an Nachkriegsweihnachten
Die gebürtige Hamburgerin und ausgebildete Schauspielerin Koschka Hetzer-Molden war lange Jahre Kulturredakteurin des ORF, Regisseurin und Drehbuchautorin. Jetzt, nach ihrer Berufstätigkeit, schreibt die Journalistin gern: für die Wochenzeitung Die Furche etwa – oder auch fürs Radio. Für LEBENSKUNST hat sie Erinnerungen an jene wenigen Jahre, die sie Weihnachten mit ihrem Vater verbringen konnte, Revue passieren lassen.
Behütet und getröstet wunderbar – Brigitte Karner und Weihnachten
Von „guten Mächten“ wusste sich der Widerstandskämpfer, Theologe und evangelische Pfarrer Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) selbst in der Gestapo-Haft und wenige Monate vor seiner Ermordung getragen. „Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr“, heißt es in dem Gedicht, das Bonhoeffer zu Weihnachten 1944 an seine Verlobte geschickt hat, mit der Bitte, es ebenso seinen Eltern und Geschwistern zukommen zu lassen. Von einer „höheren Macht“ getragen weiß sich auch die Film-, TV- und Theater-Schauspielerin Brigitte Karner, geboren am 12. Dezember 1957 im Kärntner Völkermarkt. Der christliche Glaube spielt für sie seit jeher eine wesentliche Rolle. Als Jugendliche hatte sie den Wunsch, als Ordensfrau in Stille und Kontemplation zu leben. Aus dem Klosterleben wurde die Schauspielkunst. Und als Schauspielerin und spiritueller Mensch zitiert sie aus den Schriften Dietrich Bonhoeffers. Karoline Thaler hat Brigitte Karner mit Mikrofon und Kamera besucht, Kerstin Tretina fasst für LEBENSKUNST zusammen. Der Film ist in der TV-Sendung FeierAbend am 24. Dezember um 19.49 Uhr in ORF 2 zu sehen – und noch mehrere Tage in der tvthek des ORF.
Moderation: Martin Gross
Redaktion: Doris Appel