
16. Dezember
Mein Weg nach Österreich
16. Dezember
Mein Weg nach Österreich
Wegen des Krieges in Syrien musste mein Mann fliehen; fast zwei Jahre später konnte ich mit unseren drei Kindern nachkommen. In Linz fanden wir im Cardijn-Haus, einem Haus für Bildung und Begegnung der Diözese Linz, eine kleine Wohnung. Dank der Unterstützung des dortigen Leiters bekamen unsere Söhne (damals 5 und 6 Jahre) Plätze im Kindergarten und in der Schule. Ich war zunächst bei meiner zweijährigen Tochter zu Hause und besuchte im Sommer meinen ersten Deutschkurs. Mein Mann hatte verschiedene Arbeitsplätze, bis er schließlich eine Ausbildung zum Altenfachbetreuer begann.

Mein Weg der Ausbildung
2018 lernte ich Monika Weilguni kennen, die in einer Linzer Pfarre leitende Seelsorgerin war. Dort konnte ich als Reinigungsfrau arbeiten. Die Arbeitszeiten ließen sich gut mit Familie und Deutschkursen vereinbaren. Monika hat mich sehr unterstützt und mir den Start der Ausbildung erleichtert. Ich schloss das B2-Niveau ab und begann die Ausbildung zur Kindergartenhelferin. Ich beendete die Arbeit als Reinigungsfrau, absolvierte ein Praktikum in einem Kindergarten und begann als Kindergartenhelferin. Seit Jänner 2025 bin ich als pädagogische Fachkraft tätig.
Meine Arbeit
Ich liebe es, mit Kindern zu arbeiten, ich trage sie im Herzen. Sie brauchen Zuwendung, Aufmerksamkeit und Begleitung – das erfüllt mich sehr. Die Mitarbeiter:innen sind sehr nett, das Arbeitsklima ist sehr gut. Wenn die Kinder stark Mundart sprechen, muss ich halt mehrmals nachfragen, aber wir haben auch eine Sprache der Herzen.
Meine Familie
Mein ältester Sohn Raouf (15) besucht die Fußballakademie und das Gymnasium in Ried im Innkreis. Fußball ist seine große Leidenschaft, und obwohl er im Internat gut aufgehoben ist, fehlt er mir. Jan, mein zweiter Sohn, geht in die 3. Klasse eines Linzer Gymnasiums und trainiert begeistert Fußball bei Blau-Weiß Linz. Meine Tochter Joulia besucht die 1. Klasse Gymnasium, liest viel und ist eine sehr gute Schülerin. Mein Mann arbeitet als Heimhelfer in einem Linzer Altenheim.
Integration bedeutet für mich
Sprache lernen, Traditionen und Bräuche kennen lernen und verstehen, mit Respekt und Akzeptanz gemeinsam leben. Es war ein langer Weg, aber seit einem Jahr haben wir die österreichische Staatsbürgerschaft – darüber freue ich mich sehr. Meine Schwestern leben noch in Syrien, wo das Leben sehr schwierig ist. Ich bin sehr dankbar, dass ich in Österreich lebe.
Jihan – eine Frau mit Tatkraft
Jihan ist eine Frau, die ihr Leben mutig gestaltet. Ich bewundere, wie sie Deutschkurs, Arbeit, Familie und Fußball-Platz miteinander vereinbaren konnte. Aufgrund ihrer guten Sprachkenntnisse hat sie ihren Berufswunsch verwirklicht. Sie hat ihre eigenen Ziele verfolgt und ihren Kindern größtmögliche Förderung zukommen lassen. Ein Treffen mit Jihan ist geprägt von Lachen, Wärme und guten Gesprächen. Ich freue mich, dass ich sie kennen lernen durfte.
Monika Weilguni, 54 Jahre, Seelsorgerin, Pastoralvorständin der Pfarre Linz-Mitte
Jihan Mohamad, 40 Jahre, pädagogische Fachkraft in einem Kindergarten, lebt mit ihrer Familie in Linz