23. Dezember

Über alle Grenzen hinweg

Als ich mich vor einigen Jahren für eine Patenschaft im Rahmen des Buddy-Projekts gemeldet habe, war mein Wunsch ganz einfach: Ich wollte mehr Zeit mit Kindern verbringen, meine Liebe zu anderen Kulturen leben und einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass sich Menschen, die nach Graz kommen, hier willkommen fühlen. Ich hätte jedoch nie gedacht, dass daraus eine so besondere Freundschaft entstehen würde – mit Zainab und ihrer Mama.

Am Anfang haben wir uns regelmäßig getroffen, um gemeinsam Mathe zu lernen. Ich erinnere mich noch gut an die ersten Stunden – und schon bald wurde aus unseren Lernnachmittagen viel mehr als bloße Nachhilfe.

Wir waren im Tierpark, haben unzählige Sommertage im Freibad verbracht, sind im Klettergarten über unsere Grenzen gegangen und haben Picknicks in der Natur genossen. Wir haben Drachen steigen lassen, Armbänder gebastelt, zusammen gemalt und sogar einen Malkurs besucht. Ich durfte zu ihrem Schulfest kommen – ein Moment, der mich sehr berührt hat, weil ich gesehen habe, wie stolz sie auf das war, was sie erreicht hatte, und dass ich für sie gekommen war. Und natürlich haben wir auch zwischendurch immer wieder gelernt – aber auf eine spielerische, entspannte Art, die uns beiden Freude gemacht hat.

Eine ganz besondere Erinnerung ist ihre Reise nach Rom, wo sie mich während meines Praktikums besucht hat – zusammen mit ihrer Mama. Es war ihre erste Reise außerhalb Österreichs, und sie war unglaublich aufgeregt, das erste Mal im Flugzeug zu sitzen. Die Freude und das Staunen, mit denen sie alles entdeckte, werde ich nie vergessen. Auch kulinarisch wurde unsere Freundschaft reich beschenkt: Jedes Mal, wenn ich Zainab und ihre Mama besuche, gibt es köstliches afghanisches Essen – mit so viel Liebe gekocht, dass ich mich immer wie ein Teil der Familie fühle. Auch wenn wir uns manchmal längere Zeit nicht sehen, bleiben wir stets in Kontakt – über WhatsApp, mit kleinen Sprachnachrichten, Fotos oder Postkarten.

Manchmal schicken wir uns auch kleine Päckchen, einfach um uns gegenseitig eine Freude zu machen und zu zeigen: „Ich denk an dich.“

Unsere Patenschaft hat längst die Form einer echten Freundschaft angenommen – einer, die über Ländergrenzen, Sprachen und Kulturen hinweg gewachsen ist. Zainab hat mir gezeigt, wie bereichernd Begegnungen sein können, wenn man sich mit offenem Herzen aufeinander einlässt. Ich bin so dankbar, dass wir uns gefunden haben – und dass aus dem einfachen Wunsch, einem Kind beim Lernen zu helfen, so viel mehr geworden ist: eine tiefe Verbindung, gegenseitige Wertschätzung und Liebe sowie unzählige Erinnerungen, die mein Leben so viel bunter und reicher machen.