Bischof Kapellari mit Ehrenbürgerschaft der Stadt Graz geehrt
Der frühere Grazer Bischof Egon Kapellari ist neuer Ehrenbürger der steirischen Landeshauptstadt. Im Rahmen eines Festaktes in der Aula der Alten Universität wurde am Freitag die Urkunde zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Stadt Graz dem mehrfachen Jubilar überreicht. Der heuer 85-Jährige wurde vor 60 Jahren zum Priester geweiht - das Diamantene Priesterjubiläum ist in einer Woche am 9. Juli -, und vor 40 Jahren erfolgte Kapellaris Ernennung zum Diözesanbischof von Gurk. "Geehrt und dankbar" nehme er die Ehrenbürgerschaft an, die ihn "überrascht" habe, so Kapellari in seinen Dankesworten, der sagte: "Graz war und bleibt daher mein wichtigster Lebensort."
Der frühere Grazer Studentenseelsorger und spätere Diözesanbischof beschrieb die zweitgrößte Stadt Österreichs als "bunt und dynamisch". Graz habe sich auch als europäische Menschenrechtsstadt, als europäische Kulturhauptstadt im Jahr 2003 und durch die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung im Jahr 1997 als "herausragende europäische Adresse erwiesen". Durch ihre Universitäten und andere Institutionen und durch unzählige hochbegabte Menschen sei Graz eine Stadt der Wissenschaft und der Kunst und auch Zentrum einer dynamischen Wirtschaft und Industrie, aber auch ein Ort mit hoher Aufmerksamkeit für soziale Probleme in Europa und weltweit.
"Die christlichen Kirchen in Graz und in der Steiermark tragen und beleben hier trotz mancher Krisen weiterhin unaufdringlich die gesamte Zivilgesellschaft mit und dies wird auch vielfach anerkannt und bedankt", hielt der Bischof fest. Die gebotene Trennung von Kirche und Staat bedeute nicht Beziehungslosigkeit, sondern ermögliche ein hilfreiches Miteinander zum Wohl der ganzen Gesellschaft.
"Offenheit und Identität"
"Als nun alt gewordener Mensch und Christ, als 'elder churchman' und Staatsbürger", erinnerte Kapellari im Blick auf die vielen Gegensätze, Widersprüche und Fügungen in Welt und Kirche an das Hölderlin-Wort: "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch."
"Offenheit und Identität", dieser Titel einer früheren Festschrift für Bischof Kapellari sei "eine in vielen Lebensbereichen als Handlungsprinzip anwendbare Kurzformel", so der neue Grazer Ehrenbürger unter Verweis auf das, was Hoffnung gibt, aber auch auf das bedrückend Negative in Zivilgesellschaften wie in Religionsgemeinschaften. "Und es gibt ja gerade auch in der katholischen Kirche schwere Verfehlungen seitens Verantwortlicher, mit denen ehrlich umgegangen werden muss", so Kapellari.
Dennoch gebe es gerade heute auch weltweit unzählige einzelne Menschen und kleine oder größere Gemeinschaften, die innerhalb ihrer politischen, kulturellen und auch religiösen Grenzen verantwortungsvoll handeln und so viel zum Frieden beitragen. "Das erschließt sich freilich nur einem Versuch, das Ganze einer Situation inmitten der sie umgreifenden Weltwirklichkeit zu erfassen." In diesem Generalhorizont bewege sich heute auch die Christenheit und die katholische Weltkirche mit Papst Franziskus. "Er verkörpert für mich den Typos eines biblischen Propheten. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. verkörpert hingegen besonders den Typos eines biblischen Weisheitslehrers. Beide Existenzformen wurzeln, zueinander komplementär, im selben Quellgrund des biblischen Glaubens."
Prominente Gratulanten
Der Festakt für den emeritierten Grazer Bischof wurde von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer eröffnet. Der Grazer Bürgermeister Siegried Nagl überreichte die Ehrenurkunde. Unter den Mitfeiernden aus Kirche, Stadt und Land waren der amtierende Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl, der evangelische Superintendent Wolfgang Rehner, die früher steirische Frau Landeshauptmann Waltraud Klasnic und der Grazer Alt-Bürgermeister Alfred Stingl. Neben Klasnic, Stingl und Kapellari sind derzeit Altbundespräsident Heinz Fischer und "Red-Bull-Motor"-Boss Helmut Marko Ehrenbürger von Graz. Auch der im letzten Jahr verstorbene frühere steirische Bischof Johann Weber war Ehrenbürger von Graz.
Bischof Kapellari leitete die Diözese Graz-Seckau von 2001 bis 2015, davor war er ab 1982 Bischof der Kärntner Diözese Gurk-Klagenfurt. Geboren wurde Kapellari am 12. Jänner 1936 in Leoben. Nach seiner Priesterweihe 1961 war Kapellari viele Jahre als Kaplan bzw. als Hochschulseelsorger in der steirischen Landeshauptstadt tätig. Von 1968 an war Kapellari auch für die Leitung des Grazer Priesterseminars mitverantwortlich. Bis zu seiner Bestellung zum Bischof führte er auch die Geschäfte des Afro-asiatischen Instituts (AAI) in Graz. Heute lebt der emeritierte Bischof bei den Elisabethinen in Graz. Er ist nach wie vor als Seelsorger und als Buchautor tätig.
Quelle: kathpress