
Kärnten: Stift St. Paul im personellen und spirituellen "Aufschwung"
St. Paul im Lavanttal ist das Kloster mit dem niedrigsten Altersdurchschnitt Österreichs. Stiftsadministrator P. Marian Kollmann hat im Interview mit dem Kärntner "Sonntag" über den personellen wie auch spirituellen "Aufschwung" im Stift Auskunft gegeben. "Wenn man heute in ein Kloster geht, will man ja nicht Pfarrer werden oder Lehrer. Dazu muss ich nicht ins Kloster eintreten. Wer zu uns kommt, will in erster Linie Mönch sein. Vielleicht ist es genau das, was wir richtig machen", so der Administrator. Die Ordensmitglieder definierten sich nicht über ihre Aufgaben und Tätigkeitsfelder. "Bei uns steht das Mönchtum ganz im Vordergrund. Dieser gemeinsame Geist verbindet uns." Dazu gehöre auch das Gemeinschaftsleben. Er denke schon, dass das junge Menschen anzieht.
Eine Weltflucht sei das Klosterleben aber ganz sicher nicht, betonte Kollmann: "Wenn ich ins Kloster gehe, um vor etwas davonzulaufen, holt es mich früher oder später wieder ein." Dass man für das klösterliche Leben Orte des Rückzugs und der Stille brauchen, stehe außer Frage, "aber wer ins Kloster geht, um der Welt Lebewohl zu sagen, liegt falsch." Anders ausgedrückt: "Wenn die Welt Ort der Offenbarung Gottes ist, wie kann ich vor dieser Welt davonlaufen? Ich hielte die Weltflucht also für einen völlig falschen Ansatz."
P. Marian Kollmann wurde im Juli 2020 zum Administrator von St. Paul gewählt. Er gehört seit 20 Jahren dem Konvent von St. Paul an und war in den vergangenen Jahren u.a. als Lehrer am Stiftsgymnasium und als Stiftsdekan tätig. Zusätzlich betreute und betreut er die Stiftspfarre St. Georgen. Zur Pfarrseelsorge meinte Kollmann: "Es ist eine sehr schöne Aufgabe. Notwendig ist aber eine gute Abstimmung zwischen Pfarre und klösterlichem Leben. Für mich hat das Kloster Vorrang." Das sehe er aber nicht unbedingt nachteilig. "Es geht uns darum, die Menschen in den Pfarren auch näher ans Kloster heranzuführen. Wir laden die Leute zum Stundengebet oder zu unseren Feierlichkeiten ein." - Zum Stift St. Paul gehören vier Pfarren.
Der Konvent von St. Paul besteht derzeit aus neun Mönchen. Auf den Nachwuchs angesprochen, meinte der Administrator: "Wir haben wieder junge Männer, die mit uns eine Zeitlang mitleben. Bei zumindest zwei geht es schon konkret in Richtung Kandidatur für das Noviziat. Ich bin wirklich dankbar, dass sich St. Paul in diese Richtung entwickelt hat." Man habe in der Vergangenheit "Wellenbewegungen" erlebt, "und jetzt befinden wir uns in einem Aufschwung. Wir haben so viele tolle Dinge anzubieten und bekommen viele positive Rückmeldungen, die uns bestärken, auf diesem Weg weiterzugehen."
Kultur und Schule
Das Benediktinerstift im Lavanttal wird auch als Schatzhaus Kärntens bezeichnet. Kunst und Kultur sind für den Ordensmann ein wesentlicher Bestandteil des Wirkens der Mönche. Kollmann: "Wir haben einen großen Teil unseres Museums auf ein ständiges Museum umgestaltet. Für die Ausstellungen verändern wir einige Räume und versuchen, dabei aktuell zu sein, wie bei der aktuellen Ausstellung über die Seuchen. Wenn wir als Mönche Führungen machen, steht immer die Frage nach dem klösterlichen Leben im Mittelpunkt." Das zeige für ihn, "dass die kulturellen Ausstellungen genauso zum pastoralen Wirkungsbereich des Klosters gehören. Da können wir den Besuchern etwas von unserer Spiritualität mitgeben".
Große Bedeutung hat für die Mönche auch das Stiftsgymnasium St. Paul. P. Kollmann: "Wir versuchen, den Geist des hl. Benedikt in der Schule lebendig werden zu lassen. Derzeit unterrichten drei Mitbrüder. So viele hatten wir seit Anfang der 80er-Jahre nicht mehr. Wir wollen erfahrbar und angreifbar sein - für die Kinder, aber auch für die Lehrer."
Die Kinder seien sehr am klösterlichen Leben interessiert und fragten ständig nach dem Alltag der Mönche. "Die Schüler aus der Umgebung erfahren uns ja auch als Pfarrer oder im Stift bei den täglichen Arbeiten. Wir sind bei den Tieren, in der Landwirtschaft oder im Weingarten tätig. Das sind gute Begegnungen auf vielen Ebenen", so P. Kollmann.
Renovierung der Stiftskirche
Im Blick auf die baulichen Herausforderungen des Stifts wies der Administrator auf anstehende Renovierungen in der Schule und innerhalb der Stiftskirche hin. Die Weihe des neuen Altares im Mai 2021 sei der Auftakt gewesen. Die nächste Etappe seien die Seitenaltäre. Auch im Wohnbereich der Mönche müsse ausgebaut werden, "denn wir brauchen Zimmer für unsere jungen Anwärter".
Auf seine persönliche Berufungsgeschichte angesprochen sagte Kollmann, dass er durch die Fernsehserie "Um Himmels willen" auf das Klosterleben aufmerksam geworden sei: "Ich hatte vorher mit Klöstern nichts am Hut. Ich wurde durch die Serie neugierig. Dann habe ich in Klagenfurt eine Ordensschwester der Ursulinen gefragt, warum sie im Orden ist. Sie hat mich ins Kloster eingeladen, und ich habe dort ministriert und den Mesnerdienst übernommen." So habe er erkannt, "dass es mich zum klösterlichen Leben hinzieht".
Quelle: kathpress