Erzbischof Lackner trifft Bundeskanzler Nehammer
Erzbischof Franz Lackner ist am Dienstag in seiner Funktion als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz erstmals mit Bundeskanzler Karl Nehammer zusammengetroffen. Nehammer und Lackner sprachen im Anschluss an die Begegnung im Bundeskanzleramt gegenüber Kathpress unisono von einem "sehr gutem Gespräch über aktuelle Themen, die Kirche und Politik verbinden". Zentrale Inhalte dabei waren die gesellschaftlichen Auswirkungen der Pandemie, aber etwa auch ethische Fragen oder die Herausforderungen für Europa durch die Migration.
Im Fokus des rund einstündigen Gesprächs standen die Corona-Krise und die damit verbundenen Polarisierung in der Gesellschaft. Ein besonderes Anliegen sei ihm dabei die Aufmerksamkeit für jene Menschen gewesen, so Lackner im Interview mit Kathpress, die sich unter keinen Umständen impfen lassen wollen. Dabei habe er dem Bundeskanzler erneut die Position der österreichischen Bischöfe erläutert, die sich ja sehr für die Impfung ausgesprochen hätten. Die Impfung sei das Mittel schlechthin zu Überwindung der Pandemie. Die Kirche setze beim Impfen vor allem auf Freiwilligkeit.
Alle Religionsgemeinschaften in Österreich hätten einen "wesentlichen Beitrag im Kampf gegen das Coronavirus" geleistet, so der Bundeskanzler dazu im gegenüber Kathpress. Dies betreffe vor allem die Aufklärung über die Gefährlichkeit des Virus und über die Notwendigkeit des Impfens. Teils hätten die Kirchen auch besondere Impfaktionen ermöglicht, hob Nehammer positiv hervor. Wörtlich sagte Nehammer: "Die Religionsgemeinschaften sind ein wesentlicher Teil der österreichischen Gesellschaft. Sie haben im Pandemie-Management einen wichtigen Beitrag geleistet und leisten ihn immer noch."
Auch die zuletzt beschlossenen gesetzlichen Änderungen bei der Suizidbeihilfe war ein Thema beim Antrittsbesuch des Vorsitzenden der Bischofskonferenz. Dabei habe er, Lackner, nochmals gegenüber Nehammer unterstrichen, dass die Kirche beim assistierten Suizid grundsätzlich nicht mitkönne. Gleichzeitig sei man der Regierung dankbar, dass durch das neue Gesetz die Gewissensfreiheit gewährleistet sei und es somit keinen indirekten Zwang gebe - auch nicht für kirchliche Institutionen - sich am assistierten Suizid zu beteiligen.
Von einem sehr konstruktiven "und ab und an auch sehr leidenschaftlichen" Gespräch sprach der Bundeskanzler resümierend. Zur Frage des Verhältnisses von Kirche und Staat unterstrich Nehammer zum einen die notwendige und klare Äquidistanz, zugleich brauche es freilich auch ein konstruktives Miteinander, "jeder wohl wissend, was seine Aufgabe sind und welche Rolle er hat." Der Regierungschef hob die Bedeutung des Dialogs hervor, er freue sich schon auf den nächsten Austausch mit Erzbischof Lackner bzw. auch mit der Österreichischen Bischofskonferenz.
Quelle: kathpress