Weltsynode in Rom wird mit ökumenischem Großereignis beginnen
Unmittelbar vor Beginn der Generalversammlung der Bischofssynode der katholischen Kirche im Herbst soll es in Rom eine ökumenische Versammlung mit jungen Gläubigen vieler christlicher Kirchen aus allen Ländern Europas geben. Erste Pläne für das Ereignis Ende September, die auch ein großes Abendgebet auf dem Petersplatz in Anwesenheit von Papst Franziskus und weiteren Kirchenvertretern vorsehen, wurden am Montag im vatikanischen Pressesaal in einer ökumenisch besetzten Pressekonferenz vorgestellt.
Beteiligt waren der Hauptberichterstatter der Synode, der Luxemburger Erzbischof Kardinal Jean-Claude Hollerich, der Leiter der ökumenischen Gemeinschaft von Taize, Frere Alois (Löser), die offiziellen Vertreter der anglikanischen und der armenischen Kirche in Rom, Erzbischof Ian Ernest und Khajag Barsamian, sowie der Präsident der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), der reformierte Pastor Christian Krieger.
Vom 4. bis 29. Oktober werden Bischöfe aus aller Welt im Vatikan über den aktuellen Stand des von Papst Franziskus ausgerufenen weltweiten Prozesses zur Synodalität der katholischen Kirche beraten. Kardinal Hollerich und Frere Alois kündigten nun an, dass in den Tagen vor der Eröffnung der Weltsynode Tausende junge Menschen im Alter von 18 bis 35 Jahren nach Rom kommen sollen. Mit Versammlungen und Gebeten würden sie das Projekt der "Synode zum Thema Synodalität" begleiten.
Wichtigstes Ereignis werde eine von der Gemeinschaft von Taize geleitete Gebetsvigil am Samstag, 30. September, auf dem Petersplatz sein. Für die jungen Leute ist an dem Wochenende (29. September bis 1. Oktober) zudem ein in zahlreiche "Themenpfade" gegliedertes Programm mit Begegnungen, Workshops, Diskussionen und geistlichen Gesprächen an verschiedenen Orten in Rom geplant. Am frühen Samstagnachmittag soll es ein Lobpreisgebet an einem zentralen Ort im Zentrum Roms geben, anschließend geht es gemeinsam Richtung Petersplatz. Für die Vorbereitung des gesamten Treffens arbeiten Taize-Gemeinschaft, Vatikan und Diözese Rom zusammen.
Hoffen auf "neuen Frühling der Ökumene"
Zur ökumenischen Dimension der Synode erklärte Kardinal Hollerich, es sei an der Zeit, in der Ökumene "einen Schritt voranzugehen". Synode bedeute, dass alle Getauften mitwirken könnten, dazu gehörten auch die Getauften anderer Kirchen und Gemeinschaften. "Wir brauchen die anderen Brüder und Schwestern, um vollständig synodal zu werden", so Hollerich. Deswegen erhoffe er sich einen "neuen Frühling der Ökumene" als Folge der Synode.
Frere Alois erläuterte, dass er die Idee zu einer ökumenischen Beteiligung an der Synode bereits im Oktober 2021 vorgetragen habe. Nun hätten Papst Franziskus und die zuständigen Stellen im Vatikan diese Idee aufgegriffen und arbeiteten an der Umsetzung.
Das ökumenische Großereignis am Vorabend der Bischofssynode in Rom steht den Angaben zufolge unter dem englischen Titel "Together", der Untertitel in verschiedenen Sprachen bedeutet "Versammlung des Volkes Gottes". Alle Getauften könnten daran mitwirken, denn die Taufe sei es, was Christen unterschiedlicher Kirchen schon heute vereine, hieß es. Die von Papst Franziskus ausgerufene Weltsynode sei ein "Moment der Einheit angesichts so vieler Polarisierungen in der Gesellschaft, aber auch in unseren Kirchen". (Website zur ökumenischen Versammlung: https://together2023.net/)
Radcliffe gibt Weltsynode Impulse
Bei dem Pressetermin am Montag wurde auch bekannt, dass sich die Teilnehmer der knapp vierwöchigen Bischofssynode ab Sonntag, 1. Oktober, zu einer dreitägigen geistlichen Auszeit an einen Ort nahe Rom zurückziehen werden. Auf Bitten von Papst Franziskus werde der englische Dominikanerpater Timothy Radcliffe (77) bei den Besinnungstagen in den ersten drei Oktobertagen die ersten inhaltlichen Impulse geben, berichtete Kardinal Hollerich.
Pater Radcliffe war von 1992 bis 2001 Leiter ("Generalmeister") des weltweiten Dominikanerordens. Der bekannte Prediger gilt als Befürworter einer offenen Kirche, die auf Homosexuelle und andere Minderheiten zugeht und ist Autor zahlreicher Bücher und Vorträge. Eines seiner bekanntesten Bücher trägt den Titel: "Warum Christ sein? - Wie der Glaube unser Leben verändert".
Kardinal Hollerich betonte, die ökumenische Gebetsvigil und der geistliche Auftakt unterstrichen, dass die Synode vor allem ein spirituelles Ereignis sei und nicht nur aus Debatten bestehe. "Es geht bei der Synode nicht um Kirchenpolitik, sondern um Gebet, den Heiligen Geist und das Volk Gottes, das demütig zusammen vorangeht", sagte Hollerich. Als vom Papst benannter Generalrelator hat der Luxemburger Kardinal eine Schlüsselaufgabe für die Moderation und inhaltliche Arbeit der Weltbischofssynode.
Quelle: kathpress