Universität Wien ehrt Judaistik-Doyen Kurt Schubert mit Festakt
Mit einem Festakt am Dienstag, 28. März, würdigt die Universität Wien einen ihrer verdienstvollsten Wissenschaftler der Nachkriegszeit, Prof. Kurt Schubert. Der Anlass ist der Geburtstag des 2007 verstorbenen "Doyens der Judaistik" vor 100 Jahren, am 4. März 1923. Die Veranstaltung steht unter dem Motto "Bildung ist die wirksamste Waffe gegen Antisemitismus" - ein Zitat Schuberts. Kardinal Christoph Schönborn, Uni-Rektor Sebastian Schütze und der Wiener Oberrabbiner Jaron Engelmayer sind als Sprecher von Grußworten angekündigt, inhaltliche Impulse geben u.a. Martin Jäggle, Nachfolger von Schubert als Leiter des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, und Schuberts Tochter Eva, die ihren Vater einst überredete, seine Lebensgeschichte niederzuschreiben.
Dem auch nach dem Nazi-Rassenwahn zu beobachtenden Antisemitismus sei am besten mit fundierter Aufklärung beizukommen - dieser Überzeugung blieb Kurt Schubert sein Leben lang treu. Die Veranstaltung am 28. März um 18 Uhr im Großen Festsaal der Universität Wien (Universitätsring 1) soll das Leben und Wirken Schuberts in Erinnerung rufen "und sein in die Gegenwart reichendes Vermächtnis würdigen", wie es in der Einladung heißt. Zu Wort kommen dabei auch sein Nachfolger am Wiener Institut für Judaistik, Günter Stemberger, Hannah Lessing vom Nationalfonds der Republik Österreich sowie der aus Israel angereiste Vladimir Levin von der Hebrew University of Jerusalem.
Erste Vorlesung nach Kriegsende: Hebräisch
Schubert wurde am 4. März 1923 in Wien geboren. Er setzte sich zeit seines Lebens für einen verstärkten Dialog zwischen Christentum und Judentum ein und plädierte erfolgreich auch für eine verstärkte Einbeziehung der jüdischen Sicht in die christliche Theologie und Glaubensverkündigung. Die Gründung eines eigenen Instituts für Judaistik an der Universität Wien geht auf seine Initiative zurück. Besonders bemerkenswert: Am 2. Mai 1945 - eine Woche, nachdem in Wien die Ausrufung eines unabhängigen Österreichs gefeiert wurde - hielt Schubert die erste Vorlesung an der Universität Wien nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Titel "Hebräisch für Anfänger". Er starb vor 16 Jahren, am 4. Februar 2007.
Für sein vielfältiges Engagement erhielt Kurt Schubert viele Auszeichnungen, darunter das Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1973) und den Kardinal-Innitzer-Preis der Erzdiözese Wien (1977). 2006 ehrte ihn das International Council for Christians and Jews für sein Engagement im Dienst interreligiöser Verständigung mit dem "ICCJ Sir Sigmund Sternberg Award". Seit 2010 wird der Kurt-Schubert-Gedächtnispreis verliehen.
Quelle: kathpress