
Bischöfe: Ostern ist "doppelter Weckruf für uns alle"
Die Botschaft von der Auferstehung Jesu, die Christen zu Ostern feiern, ist ein "doppelter Weckruf für uns alle" - ein Weckruf nämlich hinein in Hoffnung und Zuversicht für den je eigenen Lebensweg und ein Weckruf zu einem neuen Miteinander, zu Wertschätzung und Solidarität untereinander. Darauf haben die österreichischen Bischöfe in ihren Predigten am Ostersonntag hingewiesen. "Dieser österliche Weckruf betrifft nicht nur uns persönlich, sondern auch das Miteinander und das Zusammenleben. Wer geweckt wird, muss - früher oder später - aufstehen. Auferstehung hat auch etwas mit Aufstehen, mit Aufstand zu tun. Ostern ist ein Aufstand für das Leben und zugleich ein Protest gegen Leid und Tod", betonte etwa der Feldkircher Bischof Benno Elbs in seiner Predigt im Feldkircher Dom.
Einen Weckruf zum Wandel im persönlichen Leben ebenso wie in der Kirche und in der Gesellschaft stellt der Osterglaube laut Bischof Ägidius Zsifkovics dar. "Unsere Gesellschaft braucht Menschen-Christen mit Osteraugen und Osterbeinen, die mit Freude und Herzblut Jesu Botschaft in der Welt bezeugen", betonte der Eisenstädter Bischof am Sonntagmorgen im Eisenstädter Dom. "Die Pandemie, der Ukrainekrieg und anderes mehr haben uns überrascht, verwundet, gespalten, gerade jetzt braucht unsere Gesellschaft den Zusammenhalt, die Solidarität." In der Kirche gelte es darüber hinaus, Richtungskämpfe im Geist der Synodalität zu lösen, mahnte Zsifkovics.
Das Wort vom "österlichen Weckruf" fiel auch in der Predigt des Linzer Bischofs Manfred Scheuer beim traditionellen Ostersonntags-Gottesdienst im Linzer Dom. Gerufen werde der Mensch etwa zu einem Mehr an Solidarität und Aufmerksamkeit für die Befindlichkeiten des Anderen. "Gerade junge Menschen brauchen Lebensmut und Lebensfreude, Selbstwissen, Selbstachtung und Selbstvertrauen." Ein österlicher Weckruf bedeute hier, dem Nächsten als Freund beizustehen. Auch ein ganz normaler Besuch oder gar ein Brief könne als ein solches österliches Zeichen der Wertschätzung gelten, führte Scheuer aus. Insofern ereigne sich Auferstehung oftmals verdeckt "mitten im Alltag, wenn anonyme Formen des Todes überwunden werden".
Ein ganzes Kaleidoskop an Krisenphänomenen, die Menschen heute belasten, zeigte der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl auf. "Krieg und Terror und die damit verbundenen menschlichen Tragödien - auch von Flüchtenden - lähmen viele in der Perspektive auf Hoffnung. (...) Armut, Teuerung und die damit zusammenhängenden Fragen lassen viele wie im Tod erstarren oder in Anklage versinken. (...) Krisen am Arbeitsmarkt (...) und, und, und - All das lässt viele weltweit fragend zurück. Gibt es Licht am Ende des vermeintlichen Tunnels?" Auch innerkirchlich gebe es viel Zerrüttung, Austritte, Richtungsstreit. Auferstehung bedeute angesichts dieser multiplen Krisen vor allem, "das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen" und sich aktiv einzubringen, "damit das Zueinander möglich wird", so Bischof Krautwaschl.
Den mit dem Osterglauben verbundenen Friedensauftrag haben Erzbischof Franz Lackner und Kardinal Christoph Schönborn in ihren Predigten am Ostersonntag betont. "Als Auferstehungschristen haben wir den Auftrag in der Welt da zu sein, Zeuge zu sein, und uns nicht damit abzufinden, wenn wenige hundert Kilometer von uns ein furchtbarer Angriffskrieg im Gange ist", sagte Erzbischof Lackner beim Gottesdienste im Salzburger Dom. Wie die Frauen damals am Kreuz Jesu ausharrten, so sei es der Auftrag der Christen, "auf den heutigen Hügeln der Nöte auszuharren - bittend und helfend da zu sein und Frieden zu stiften". Dies sei "unser Glaube, unsere Hoffnung, unsere Mission", so Lackner.
Auf den lebensverändernden Kern der Botschaft von der Auferstehung verwies indes Kardinal Schönborn in seiner Predigt im Wiener Stephansdom. Paulus könne nur deshalb so energisch sagen "Wenn Christus nicht auferweckt ist, ist euer Glaube sinnlos" (1 Kor 15,13-14), weil er eben dies erlebt hat: die verändernde Kraft der Erfahrung des Auferstandenen. Diese Erfahrung habe das Leben und Verhalten der Apostel grundlegend umgekrempelt: "Sie waren niedergeschlagen, ängstlich - und jetzt werden sie mutig, gehen hinaus, trauen sich von dem zu erzählen, was sie erlebt haben."
Marketz: "Bauen wir Brücken des Friedens"
Zum Bau von "Brücken des Friedens" und zu offenherzigen Begegnungen hat der Kärntner Bischof Josef Marketz aufgerufen. "Wir spüren in diesen Tagen, wie wichtig die fortwährende Erinnerung an die Auferstehung, an das Bewusstsein der begleitenden Nähe Jesu Christi für uns wäre, wie notwendig unsere kleine und große Welt diesen österlichen Frieden, das Evangelium des Friedens bräuchte", schreibt Marketz in einem Essay in der "Kleinen Zeitung". Dies gelte für die sich vertiefenden Spaltungen in der Gesellschaft, aber "leider auch in der Kirche, für Unversöhnlichkeiten, ja Feindschaften zwischen politischen Parteiungen, besonders aber zwischen Völkern und Nationen", so der Bischof unter Verweis etwa auf den Krieg in der Ukraine.
Dagegen liege es an jedem einzelnen, "schlichte, österliche Zeichen von Lebendigkeit und Frieden zu setzen", führte der Bischof aus: "Indem wir, anstatt uns zu empören, uns bemühen, die 'Anderen' kennenzulernen: den eigenen Nachbarn und die eigene Nachbarin, einen Menschen, der einer anderen Volksgruppe angehört, einen jungen Menschen, der zurzeit nicht mit seinem Leben zurechtkommt oder dessen Engagement wir nicht verstehen, einen alten Menschen, dem niemand mehr zuhört, oder einen Flüchtling mit seiner Geschichte und seiner Hoffnung. Jedes echte Kennenlernen schafft Beziehung und baut Vorurteile ab, nimmt Unsicherheiten und Berührungsängste, baut eine Brücke für den Frieden."
Quelle: kathpress