Wien: Bekenntnis aus allen Parteien gegen Leihmutterschaft
Eine deutliche Positionierung aller im Nationalrat vertretenen Parteien gegen Leihmutterschaft hat es am Dienstagabend in Wien gegeben. Im Rahmen einer Buchpräsentation im Palais Epstein - Erwin Landrichter vom Verein "Stoppt Leihmutterschaft" stellte den neuen Sammelband "Die neuen Gebärmaschinen?" vor - bekannten sich Abgeordnete aus SPÖ, ÖVP, FPÖ, NEOS und Grüne für eine Verschärfung des derzeit geltenden Verbots der heftig umstrittenen Praxis. Leihmutterschaft sei "frauen- und menschenrechtswidrig", so der Tenor der Anwesenden.
Landrichter bezeichnete das von ihm ins Deutsche übersetzte Buch - es enthält Expertenbeiträge von 30 Autorinnen und Autoren aus allen Kontinenten - als "feministisches Manifest". Leihmutterschaft sei nichts anderes als "Reproduktionsprostitution". Das derzeitige Verbot in Österreich sei "löchrig wie ein Emmentaler" und könne nicht verhindern, dass derzeit auch in Österreich Kinder von Leihmüttern geboren würden.
Leihmutterschaft sei "Ausbeutung der weiblichen Gebärfähigkeit" und werde erst durch versteckte Gewalt an Frauen möglich, erklärte Lisbeth N. Trallori in ihrem Statement. Die feministische Soziologin sprach von einem "riesigen Reproduktionsmarkt", der jedoch vorgebe, es handle sich um ein "Geschäft unter Gleichen". Die Rechtslage orientiere sich derzeit am "Interesse der Industrie und der Besteller", während die erheblichen gesundheitlichen Risiken für die Frauen wie auch die psychische Dimension und jene der Kinder völlig ausgeblendet blieben.
Die Journalistin Eva Maria Bachinger, wie Trallori im Verein "Stoppt Leihmutterschaft engagiert", forderte einen Fokus auf die Rechte und Bedürfnisse der Kinder statt auf die Wünsche Erwachsener. Leihmutterschaft verstoße sowohl gegen das Recht auf Kenntnis der eigenen Herkunft wie auch gegen das Recht jedes Menschen, nicht gegen Geld gehandelt zu werden; de facto werde nämlich nicht für die Dienstleistung der Schwangerschaft, sondern für das Kind bezahlt. Die Politik müsse außer dem Leihmutterschafts-Verbot auch das versprochene, nie umgesetzte Keimzellspende-Register umsetzen, forderte die Journalistin.
Gesetzliche Verschärfung
Geht es nach den Mandataren aller Parteien im Nationalrat, ist eine Verschärfung der Regelung in Reichweite, besteht doch in der Beurteilung von Leihmutterschaft Einigkeit über ideologische Grenzen hinweg. Katharina Kucharowits von der SPÖ sprach sich für ein klares Verbot aus, widerspreche Leihmutterschaft doch der "reproduktiven Autonomie", mache Frauenkörper zur Ware und widerspreche den Kinderrechten. Ebenso Gudrun Kugler von der ÖVP, die auf die Festschreibung des stärkeren Verbots sowie des zentralen Melderegisters im Regierungsprogramm verwies und ein Keimzellspende-Register auch auf europäischer Ebene forderte. Jüngste Skandale in Kreta hätten die internationale Dimension des Problems deutlich gemacht.
Auf Seite der NEOS forderte Henrike Brandstötter mehr Bewusstsein gegenüber der Realität von Leihmutterschaft auch in den österreichischen Botschaften und Konsulaten, wo den auf diese Weise geborenen Kindern die Papiere ausgestellt würden. Rosa Ecker von der FPÖ, selbst ehemalige Pflege- und Krisenpflegemutter, bekräftigte die Forderung ihrer Partei für ein verfassungsrechtliches Verbot von Leihmutterschaft, welche "Kommerz und Gewalt an Frauen" sei. Grünen-Abgeordnete Faika El-Nagashi schließlich betonte, ihre Partei halte am Verbot "sowohl der altruistischen wie auch der kommerziellen Leihmutterschaft" fest. Eine fraktionsübergreifende Gruppe beschäftige sich bereits mit dem Thema, so die Politikerin.
Buchhinweis: "Die neuen Gebärmaschinen? -- Was die globale Leihmutterschaft mit Frauen und Kindern macht." Herausgegeben von der Initiative "Stoppt Leihmutterschaft". Verlag Brandes+Apsel, 2023, 320 Seiten. ISBN 978-3-95558-359-0
Quelle: Kathpress