Adventempfang im Bundeskanzleramt für Kirchen und Religionen
Staatssekretärin Claudia Plakolm hat den Vertretern und Vertreterinnen der Kirchen und Religionsgesellschaften für ihren Einsatz um ein gutes Miteinander in der Gesellschaft gedankt. Im Rahmen des traditionellen Adventempfangs im Bundeskanzleramt am Dienstag eröffnete die Jugendstaatssekretärin in Vertretung der erkrankten Kultusministerin Susanne Raab die vorweihnachtliche Begegnung mit den Kirchen und Religionen. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, bekräftigte Plakolms Befund und sagte: "Die friedliche und gemeinwohlorientierte Zusammenarbeit mit dem Staat ist ein hohes Gut, das wir zu schätzen wissen."
Sowohl der Bischofskonferenz-Vorsitzende als auch die Jugendstaatssekretärin gingen auf die zahlreichen aktuellen Kriege und Krisen ein. Leider sei der Friedensappell des Papstes vor einem Jahr zu Weihnachten unerhört geblieben, vielmehr sei es mit dem Hamas-Terror gegen Israel, dem daraus folgenden Krieg und dem gestiegenen Antisemitismus zu einer weiteren Eskalation gekommen, so Plakolm. Alle, vor allem auch die Spitzen der Kirchen und Religionsgesellschaften, sollten dazu beitragen, dass es "keinen Hass auf eine andere Religion gibt".
Glaube sei für sie selbst und für viele Menschen etwas, das Halt und Orientierung gebe, sagte Plakolm. Sie verwies aber auch darauf, dass Weihnachten als ein Fest der Liebe für alleinstehende Menschen oft eine schwierige Zeit sein könnte. Vor diesem Hintergrund dankte die Staatssekretärin den Kirchen für die zahlreichen Initiativen gegen Einsamkeit, die das Alleinsein erträglich machen und Menschen Halt geben.
Staatssekretärin Claudia Plakolm
Unter den zahlreichen Gästen war vonseiten der katholischen Kirche neben dem Salzburger Erzbischof auch der Apostolische Nuntius, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, zugegen. Gekommen waren auch der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz, sein Amtsvorgänger Bischof Klaus Küng, die Weihbischöfe Franz Scharl und Stephan Turnovszky, sowie der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka. Unter den Gästen waren auch zahlreiche Vertreter kirchlicher Einrichtungen und Organisationen, unter ihnen der Präsident der Katholischen Aktion, Ferdinand Kaineder, und der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände Matthias Tschirf.
Von evangelischer Seite waren Bischof Michael Chalupka, Oberkirchenräten Ingrid Bachler und Superintendent Matthias Geist gekommen. Unter den Gästen war die altkatholischen Bischöfin Maria Kubin, der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld, die evangelisch-methodistische Pastorin Esther Handschin und Walter Hessler von der Neuapostolischen Kirche. Weiters waren der russisch-orthodoxe Bischof Aleksij (Zanochkin), der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin und der griechisch-orthodoxe Archimandrit Athanasius Buk anwesend. Von der Islamischen Glaubensgemeinschaft war Präsident Ümit Vural gekommen.
Einsatz für Frieden
Erzbischof Franz Lackner hob bei der Begegnung den Einsatz für den Frieden hervor, zu dem die Religionsgemeinschaften und insbesondere die christlichen Konfessionen verpflichtet seien. "Friede allen - besonders jenen, die unter Krieg, Terror und menschenunwürdiger Not zu leben haben", betonte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz. Allerdings erlebe man in der Gegenwart oft das Gegenteil. "Die Welt schreit heute laut Nein zum Frieden auf den Schauplätzen des Grauens", verwies Lackner auf den andauernden russischen Angriffskrieg in der Ukraine, auf die Angriffe auf Israel und jüdisches Leben sowie auf die "Tragödie der Zivilbevölkerung Gazas".
Erzbischof Franz Lackner
Als Aufgabe der Kirchen und Religionsgemeinschaften bezeichnete es der Erzbischof, um mehr gegenseitiges Verständnis zu ringen, die Not des anderen wahrzunehmen und das Gemeinsame vor den Eigennutz zu stellen. "Im Geschrei dieser Welt sind wir nie nur Zuschauer oder nur Mitfühlende, sondern immer auch auf irgendeine Weise Beteiligte", so Lackner. Weihnachten sei ein Moment der "Hoffnung", betonte der Erzbischof. Angesichts dessen sei es angebracht, vor den Geschehnissen nicht in Passivität zu verharren, sondern ein "aktives Innehalten wie auch liebevolles Aufmerken" einzuüben.
Transzendenzerfahrung eint Religionen
Lackner dankte Plakolm für die Einladung zu der über konfessionelle und religiösen Grenzen hinaus reichenden Begegnung. Was alle Religionsgemeinschaften eine, sei die "Erkenntnis der Transzendenzerfahrung" - dass der "wesentliche Impuls" nicht aus dem Menschen selbst komme, sondern vielmehr von außen. Eine letzte Instanz - "über augenblickliches Empfinden und Partikularinteressen hinaus" - sei auch für das globale Zusammenleben vonnöten. Als besonders wertvolles Gut bezeichnete der Erzbischof dabei die Zusammenarbeit zwischen dem Staat und den Religionsgemeinschaften, die dem Frieden und Gemeinwohl diene.
Quelle: Kathpress