100 Jahre Mariendom: Vielfältiges Programm im Jubiläumsjahr
Am 29. April 1924 wurde der Mariendom Linz nach 62-jähriger Bauzeit geweiht. Heuer feiert Österreichs größte Kirche ihr 100-Jahr-Jubiläum mit einem vielfältigen Programm. Im Rahmen einer Pressekonferenz stellte die Diözese Linz dieses am Dienstag vor; es beinhaltet u.a. ein Festwochenende, eine Reihe von Veranstaltungen sowie neue, digitale Vermittlungsangebote. Der Mariendom sei "Heimat für die Gläubigen der Dompfarre und identitätsstiftend für die Kirche in Oberösterreich", betonte Bischof Manfred Scheuer bei dem Pressetermin.
Weiters sei der Dom "Ruheort für Suchende und Rastlose, ein Ort des Gebets und der Sammlung, eine beeindruckende Sehenswürdigkeit für Touristinnen und Touristen und eine einzigartige Kulisse für Konzertbesucherinnen und -besucher sowie Musizierende auf dem Domplatz", so Scheuer. Das Bauwerk habe in den vergangenen Jahren nichts von seiner architektonischen Schönheit und besonderen Atmosphäre eingebüßt. "In einer Zeit der Veränderung und der Umbrüche und mitten im Getriebe der Großstadt vermittle der Mariendom Beständigkeit, Verlässlichkeit und Stabilität", betonte der Bischof. Gleichzeitig weise der in den Himmel ragende Turm über die Menschen hinaus auf etwas Größeres hin.
Auftakt mit "Tag des offenen Doms"
"Wir wollen auf die Dynamik des Dombaus schauen, um den Dom weiterzubauen und modern, gegenwartsbezogen und traditionell den Entwicklungen unserer Gesellschaft Raum, Zeit und Input zu geben", betonte der für Kunst und Kultur zuständige Bischofsvikar Johann Hintermaier, der für das Jubiläumsjahr verantwortlich zeichnet. Die Kirche feiere das Jubiläum mit einer Reihe an Veranstaltungen und programmlichen Angeboten. Den Anfang macht ein großes Festwochenende Ende April. Beim "Tag des offenen Doms" am Samstag, 27. April können die Besucherinnen und Besucher bei Rundgängen, die mehrmals pro Stunde starten, Räume und Orte im Dom entdecken, die sonst nur schwer zugänglich sind.
Für Kinder und Familien gebe es ein buntes Mitmachprogramm mit Hüpfkirche und einer Zaubershow mit Magic Priest Gert Smetanig am Domplatz. Dort können Interessierte auch die Dombauhütte als lebendige Werkstätte kennenlernen und sich bei Workshops mit der Glasmalerei Stift Schlierbach als Glaskünstlerinnen und -künstler versuchen. Am Sonntag, 28. April feiert Bischof Manfred Scheuer den Festgottesdienst anlässlich des Jubiläums, musikalisch gestaltet mit der Messe in d-Moll von Anton Bruckner. Der Komponist wurde vor 200 Jahren geboren, 2024 gilt also auch als Bruckner-Jahr.
Raum für künstlerische Auseinandersetzung und Diskurs
Anlässlich des 100-jährigen Weihejubiläums setzt die Kirche auch einen künstlerischen Schwerpunkt. So mache die Veranstaltungsreihe "DonnaStage" den Dom und das neue Domcenter zum Aushandlungsort für zeitgenössische Fragen nach Frauenrollen, Familienbildern und Geschlechtergerechtigkeit. "In der Bauzeit des Doms fanden idealisierte Bilder von Maria, Josef und dem Jesuskind als 'Heilige Familie' weite Verbreitung. Heute sind Rollenverständnis und Familienkonstellationen aber diverser geworden", betonte Martina Resch, Initiatorin der "DonnaStage".
Die Themen sollen in vielfältigen Formaten wie Lesungen, Workshops, Schreibwerkstätten, Vorträgen und Debatten aufgegriffen und den Austausch zwischen Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen mit Akteurinnen und Akteuren aus Stadtkulturarbeit, Politik und Kunst vorantreiben, so Resch. Auch die Turmkapelle West im Mariendom werde im Jubiläumsjahr 2024 zum weiblichen Kunstraum. Künstlerinnen wie Monika Pichler, Esther Strauß, Katharina Struber, Elisabeth Altenburg, Elke Punkt Fleisch, Sophie Reyer, Judith Huemer und Bernadette Huber werden ausgehend von ihrer künstlerischen Praxis das Thema der Heiligen Familie in einer Wechselausstellung kritisch reflektieren und neue Zugänge für die Betrachterinnen und Betrachter eröffnen.
200 Jahre Anton Bruckner
Der Mariendom ist zudem eng mit Anton Bruckner verknüpft, dessen 200. Geburtstag ebenfalls heuer gefeiert wird. So ist der Komponist nicht nur im berühmten Linzer Fenster des Doms verewigt, auch bedeutende Kompositionen wie die für den Mariendom geschaffene Motette "Locus iste" oder die anlässlich der Einweihung der Votivkapelle komponierte Messe in e-Moll verbinden Bruckner mit dem Dom.
Das Zusammentreffen der beiden großen Jubiläen sei Anlass und Inspiration für spannende Projekte und Veranstaltungen, so die Organisatoren. So setzt der Dommusikverein Linz beim Symposium "1824 - 1924 - 2024" am 27. April Anton Bruckner und die Neogotik in Architektur, Musik und Geschichte in Beziehung. An diesem Tag findet im Mariendom mit dem Konzert Bruckner-Resonanzen auch eine musikalisch-poetische Annäherung an den Komponisten statt.
Auch eine Kompositionswerkstatt wurde 2024 ins Leben gerufen. Sie bietet sieben Komponistinnen und Komponisten Raum für Klangexperimente in Annäherung an Anton Bruckner. Nach einem Workshop mit Reflexionsgesprächen und Diskussionen können Musikerinnen und Musiker auch in der Einsamkeit der Eremitenstube des Mariendoms in 68 Meter Höhe an ihren Werken arbeiten. Die Uraufführung der Werke findet am 17. Oktober mit dem Vokalensemble Cantando Admont statt.
Eine Besonderheit erwartet die Besucherinnen und Besucher im Rahmen der Eröffnung des heurigen Ars Electronica Festivals am 4. September. "BruQner" gehört weltweit zu den ersten Versuchen, mit echten Quanteneffekten künstlerisch zu arbeiten. Markante Passagen aus Bruckners Werk werden dabei auf neue Weise hörbar gemacht.
Neues Domcenter und multimediale Führungen
Ab Ende April sollen die Besucherinnen und Besucher des Mariendoms auch im neuen Domcenter willkommen geheißen werden. Dieses öffne sich mit viel Raum und Glas ebenerdig und barrierefrei zur Stadt und sei als "Informationsdrehscheibe" eine wichtige Anlaufstelle für Besucherinnen und Besucher. Das Domcenter ist auch Ausgangspunkt für einen neuen Rundgang mit multimedialen Vermittlungsstationen. Dieser ermögliche spannende Einblicke in und neue Perspektiven auf die Besonderheiten des Doms und ausgewählte Objekte des Kunstschatzes.
Auf Initiative von Bischof Franz Joseph Rudigier wurde am 1. Mai 1862 der Grundstein für den Mariä-Empfängnis-Dom in Linz gelegt. Der Sakralbau sollte die überragende Marienverehrung in Oberösterreich dokumentieren und verewigen. Mit dem Entwurf und den anschließenden Ausführungsplanungen wurde der Kölner Dombaumeister Vincenz Statz beauftragt. Der Dombau galt zu seiner Zeit als das größte Bauvorhaben in ganz Europa und stellte eine technische und logistische Meisterleistung dar. Nach 62-jähriger Bauzeit wurde der Mariendom am 29. April 1924 geweiht. 2024 feiert die katholische Kirche in Oberösterreich 100 Jahre Domweihe. (Infos: www.100jahremariendom.at)
Quelle: kathpress