Bischof Scheuer zu Kirchenreformen: "Es geht nur im Miteinander"
Kirchenreformen gelingen nur im "Miteinander": Davon hat sich der Linzer Bischof Manfred Scheuer überzeugt gezeigt. Im Osterinterview mit der Kirchenzeitung der Diözese Linz nahm Scheuer zum aktuellen Stand des Strukturprozesses in der Diözese Linz, zum weltweiten Synodalen Prozess und zur bleibenden Gegenwart des Ostergeschehens Stellung.
Die Veränderungen in der Gesellschaft führten dazu, "dass Veränderung in der Kirche in jedem Fall stattfindet". Die Frage sei nur, "was wir daraus machen", so Scheuer. Immer wieder gebe es die Erwartung, "der Bischof soll ein Machtwort sprechen", doch demgegenüber "suchen wir auf weltkirchlicher Ebene ja nach Synodalität, nach gemeinsamen Wegen". Fazit: "Es geht nur im Miteinander."
Dazu gehöre auch der bischöfliche Dienst an der Einheit, "manchmal im Sinne eines Vorangehens, ein anderes Mal mehr im Sinne der Begleitung, des Draufschauens, der Ermutigung, des Tröstens und auch der Korrektur".
Die Auseinandersetzung mit Strukturen, wie dies derzeit etwa auch in der Diözese Linz der Fall ist, sei für ihn "keine Herzensangelegenheit", räumte der Bischof ein. "Aber sie ist notwendig, weil sie Auswirkungen auf den Geist, die Beziehungen und die Spiritualität hat", betonte Scheuer. Zugleich betonte er, dass es trotz aller Arbeiten an Strukturen viele positive Beispiele in der Diözese gebe, "dass wir uns auch jetzt nicht nur mit uns selbst beschäftigen".
Viele Menschen würden das Leben als belastend empfinden, so Scheuer. "Wenn wir die Kirche mit Dietrich Bonhoeffer als Trägerin des versöhnenden, erlösenden und befreienden Wortes Gottes wahrnehmen, so ist unser Auftrag unter anderem die Befreiung aus Ängsten und Hoffnungslosigkeit."
Zur Frage, wie man angesichts der vielen Kriege noch Hoffnung haben könne, sagte der Bischof: "Im Glauben ist uns zugesagt: Du bist gewollt, du bist beim Namen gerufen, du bist geliebt." Das sei die Voraussetzung dafür, "dass wir uns auch auf die Abgründe des Lebens einlassen können. Die Erfahrung, geliebt und gewollt zu sein, die Erfahrung der Freude und der Schönheit, die Erfahrung der Stille und des inneren Friedens - all das gibt uns Zuversicht." Man könne außerdem das, was einem in bestimmten Phasen des Lebens geschenkt ist, "kultivieren, entwickeln und bewahren, zum Beispiel Dankbarkeit".
Im Blick auf die Kartage und Ostern unterstrich Scheuer, dass die drei heiligen Tage von Gründonnerstag bis zum Ostermorgen zusammen einen großen Gottesdienst bilden würden: "Dieser Gottesdienst ist sakramentale Vergegenwärtigung." Im Hochgebet der Messe vom Letzten Abendmahl am Gründonnerstag heiße es ausdrücklich: "Das ist heute." Scheuer: "Das ist alles nicht nur ein 2.000 Jahre altes Geschehen."
Das "Heute" des Osterfestes umfasse aber nicht nur die Auferstehung, sondern auch die schwierigen Phasen am Karfreitag und Karsamstag. Scheuer: "Auferstehung werden wir nicht nur an unserem Lebensende erfahren, sondern erfahren sie im Kleinen schon heute. Das gemeinsame Feiern der Tage von Gründonnerstag bis zum Ostermorgen hat mit Dunkelheit und Licht, Wasser und Feuer und dem Wort eine Kraft, auf die wir uns einlassen können, die uns berühren und verwandeln kann."
Quelle: kathpress