Projekt "Klosterschreiberin" im ehemaligen Kloster Gmunden
Das ehemalige Kloster der Karmelitinnen in Gmunden erhält eine neue Bewohnerin: Am 6. April startet das Projekt "Klosterschreiberin" in dessen Rahmen die Autorin Cornelia Hülmbauer in den Sommermonaten als Bewohnerin des Klosters ihre Eindrücke niederschreibt. "Das Projekt 'Klosterschreiberin' begleitet den Transformationsprozess vom Ort der Kontemplation zum öffentlichen Begegnungsraum", erklärte Karin Mayer, Leiterin des Bereichs Kultur und Dokumentation, in einer Aussendung der Österreichischen Ordenskonferenz.
Das Projekt ist Teil des Europäischen Kulturhauptstadtjahres 2024 im Salzkammergut. Hintergrund ist die im Frühjahr 2023 in Gmunden geschehene Verabschiedung der Karmelitinnen, die ins Mutterhaus der Marienschwestern vom Karmel nach Bad Mühllacken übersiedelten. Das Projekt wolle die Ordensspiritualität der Karmelitinnen als "zeitgemäße, kreative Impulse für die Entwicklung einer neuen Selbst- und Weltbeziehung" weiterentwickeln, erklärte die Projekt-Initiatorin Mayer.
Die aus Niederösterreich stammende "Klosterschreiberin" Hülmbauer - Autorin von "oft manchmal nie" (Residenz Verlag 2023) - werde sich von dem besonderen Ort, den Geschichten und der Stille inspirieren lassen, hieß es. Besonders der bisher nicht öffentlich zugängliche Klostergarten soll zu einem "gemeinsam bewohnten Ort, der Begegnung und Austausch zwischen Spiritualität, Kunst und Gesellschaft" werden. Ziel sei es, die Schwestern und das Kloster "im kollektiven Bewusstsein der Bevölkerung wach und dadurch lebendig zu halten" und einen Blick in die "noch ausstehende Zukunft für diesen Ort" zu wagen.
Hülmbauer gab an, ihre baldige Schreibresidenz sei "geprägt von einer Einlassung auf und Interaktion mit einem Ort - umso mehr, wenn es sich um einen so besonderen Ort wie ein Kloster handelt". Verlassene Orte lebten durch Hinterlassenschaften - "ob materieller oder immaterieller Natur", betonte die studierte Anglistin und Kunsthistorikerin, die bereits zahlreiche Beiträge von Lyrik und Kurzprosa in Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht hat und mehrfach ausgezeichnet wurde.
Das Projekt startet am 6. April mit einem "Erzählcafé" als Auftakt des mehrstufig angelegten Transformationsprozesses. Dabei können Erinnerungen und Erfahrungen rund um den ehemaligen Wirkungsort der Karmelitinnen geteilt werden. Außerdem gibt es poetisch-spirituelle Zitate und Impulse der Ordensgründerin Teresa von Ávila (1515-1582) in der Klosteranlage sowie im Klostergarten. Den Abschluss des Projekts bildet eine Lesung mit Musik, Gespräch und Diskussion im Herbst 2024.
Karmelitinnenkloster Gmunden
Das Karmelitinnenkloster Gmunden in Oberösterreich wurde am 5. Juli 1828 von Prag aus gegründet. Mutter Leopoldine Josefa, Priorin des Karmels in Prag, wurde als Priorin für Gmunden bestimmt und mit ihr noch drei Schwestern und eine Kandidatin. Während des Nationalsozialismus wurde das Kloster nicht aufgehoben, nahm aber Schwestern aus den aufgelassenen Klöstern in Graz und Mayerling auf.
Aufgrund der Altersstruktur und des fehlenden Nachwuchses mussten die Karmelitinnen von Gmunden ihr Kloster verlassen und zogen Ende März 2023 ins Mutterhaus der Marienschwestern vom Karmel nach Bad Mühllacken. Die Liegenschaft wurde daraufhin im März 2023 an das Institut Österreichischer Orden übergeben.
Der Orden der Unbeschuhten Karmeliten ist ein Reformzweig des Karmelitenordens, der von Teresa von Ávila begründet und 1593 selbstständig wurde. Ihre eigentliche Bezeichnung lautet "Karmelitinnen der Teresianischen Reform" (OCD), besser bekannt sind sie unter dem Namen "Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen" (kurz "Karmelitinnen").
Zum Teresianischen Karmel in Österreich gehören neben Gmunden noch zehn Schwesternklöster in Bärnbach, Graz, Himmelau (St. Michael in Kärnten), Innsbruck, Linz, Maria Jeutendorf, Mariazell, Mayerling (Alland), Rankweil und Wien, drei Brüderklöster in Graz, Linz, Wien und der Säkularorden. Weiters gibt es zwei karmelitanische Schwesternkongregationen: die Marienschwestern vom Karmel und die Karmelitinnen vom Göttlichen Herzen Jesu.
Quelle: kathpress