Wiener Piaristenkirche: Start zur Restaurierung der Buckow-Orgel
Die Buckow-Orgel der Wiener Piaristenkirche Maria Treu wird ab Mai 2024 umfassend restauriert. Das hat der Piaristenorden in einer Aussendung mitgeteilt. Der Prozess wird rund eineinhalb Jahre dauern, dabei soll der Originalzustand von 1858 wiederhergestellt werden. An der Orgel in der Piaristenkirche haben schon berühmte Musiker wie Anton Bruckner und Franz Liszt gespielt. Mit der Restaurierung der Orgel sei ihr Fortbestand gesichert, ihr Klang könne auch in Zukunft "die Menschen berühren und ihnen Gottes Liebe näherbringen", so Pater Zsolt Leiter der Ordensprovinz Österreich und Pfarrer der Piaristenkirche.
In den Jahren 1856 bis 1858 erbaute der schlesische Orgelbaumeister Carl Friedrich Ferdinand Buckow (1801-1864) die Orgel in der Piaristenkirche. Sie gehörte damals zu den modernsten Instrumenten der österreichisch-ungarischen Monarchie. Ursprünglich mit 2.040 Pfeifen ausgestattet, wurde sie 1896 umgebaut und hat heute 2.416 Pfeifen. Es handelt sich um eine rein mechanische Schleifladenorgel mit 34 Stimmen auf drei Manualen und Pedal. Als Besonderheit gilt der erstmalige Einbau eines Schwellkastens für einen Teil der Pfeifen, durch den spezielle klangliche Effekte (Crescendos, Decrescendos) erzielt werden können.
Mechanische Abnutzungserscheinungen aus eineinhalb Jahrhunderten Bespielung, sowie Kriegsschäden und starke Verschmutzung durch Kerzenruß, Abgase und Staub machten laut Aussendung eine Restaurierung dringend nötig. Im Rahmen der behutsamen Wiederherstellung des Originals würden die nachteiligen baulichen Veränderungen von 1896 beseitigt. Damals wurden in Anpassung an den Zeitgeist Pfeifen verlängert, zusätzliche Pfeifen eingefügt und die ganze Orgel tiefer gestimmt, weil dumpfe, düstere Klänge in Mode waren. Durch die Restaurierung sollen die ursprüngliche Disposition und die originale Stimmtonhöhe der Orgel wiederhergestellt werden.
Künstlerisch wertvollste Orgel Wiens
Die Buckow-Orgel ist eins der wichtigsten, noch erhaltenen Instrumente aus der Epoche der Hochromantik und hatte zentrale Bedeutung für die Wiener Musikszene, wie es hieß. Sie sei von den Zeitgenossen als die beste und künstlerisch wertvollste Orgel Wiens bezeichnet worden. Das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien wählte sie für ihre Schlussprüfungen. Prominentester Prüfungskandidat war Anton Bruckner, der auf dieser Orgel oft konzertiert hat. Auch andere berühmte Komponisten und Organisten wie Franz Liszt und Dirigenten wie Zubin Mehta und Nikolaus Harnoncourt haben mit ihr musiziert. Unzählige Orgelkonzerte, Wettbewerbe, Rundfunk-, Fernseh-, Schallplatten- und CD-Aufnahmen fanden an der Orgel statt und prägten Generationen. Orgelbauer Buckow erhielt nach dem Erfolg seines Instruments in der Piaristenkirche auch den Auftrag für die Orgel in der Kaiserlichen Hofmusikkapelle.
Mit den Restaurierungsarbeiten wurde die deutsche Firma Hermann Eule Orgelbau aus Bautzen beauftragt. Der Musikwissenschafter Otto Biba und der Organist Markus Semelliker übernehmen die wissenschaftliche Begleitung. Das Projekt erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt sowie dem Bauamt und dem Referat für Kunst- und Denkmalpflege der Erzdiözese Wien, teilten die Piaristen mit.
Nach dem Abbau der Orgel im Mai/Juni 2024 könne zudem auch das kunstvoll geschnitzte cremefarben-goldene Holzgehäuse der Orgel restauriert und begleitende Handwerksarbeiten auf der Empore durchgeführt werden. In Planung sei auch eine Restaurierung der Deckenfresken oberhalb der Orgel.
Der Zeitplan sieht vor, dass die restaurierte Orgel im August 2025 wieder eingebaut, im Herbst 2025 intoniert und im Frühjahr 2026 fertiggestellt wird. Die Gesamtkosten der fachgerechten Restaurierung von Orgel und Gehäuse inklusive Handwerksarbeiten belaufen sich laut Orden auf rund 900.000 Euro. Ein großer Teil der Projektkosten werde durch einen privaten Großspender sowie durch unzählige Kleinspenden gedeckt, die der Orgelverein "Rettet die Buckow-Orgel" in den vergangenen zehn Jahren gesammelt hat.
(Infos: www.piaristen.at/orgel/)
Quelle: kathpress