Caritas fordert Aufwertung der Sozialbetreuung
Die Caritas fordert eine Aufwertung des Sozialbetreuungsberufs. "Die Pflegekrise ist tägliche Realität", betonte Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler bei einem Pressegespräch in einer Schule für Sozialbetreuungsberufe in Wien-Favoriten am Montag. Die meisten würden dabei aber an pflegerische und medizinische Betreuung von Betroffenen denken, während die Sozialbetreuung, also die Hilfe im Alltag hin zu einem selbstbestimmten Leben von alten Personen oder Menschen mit Behinderung, weitestgehend unterbelichtet bleibe, kritisierte die Caritas-Chefin. Dabei brauche es diese unbedingt, um einen "Weg raus aus der Pflegekrise" einzuschlagen.
Als wichtigste Forderungen dazu nannte Tödtling-Musenbichler den Ausbau von Ausbildungsplätzen sowie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Pflege und Sozialbetreuung gingen Hand in Hand, jedoch werde das Potenzial von Sozialbetreuerinnen und -betreuern bei Weitem nicht ausgeschöpft. "Die Sozialbetreuung wurde zwar im Rahmen der Pflegereform mitgedacht - jedoch noch nicht vollumfänglich in den Pflegeschlüsseln der Länder anerkannt und mit ihren Kompetenzen aufgenommen", kritisierte die Caritas-Präsidentin. Ebenso fehlten die Sozialbetreuungsberufe in den offiziellen Erhebungen und im Gesundheitsberuferegister.
Österreichweit bildet die Caritas in ihren 13 Schulen für Sozialbetreuungsberufe aktuell 3.500 Schülerinnen und Schüler in sechs Bundesländern aus. Die Ausbildung, die sechs Semester andauert, werde von immer mehr Interessierten begonnen, sodass es an vielen Standorten lange Wartelisten gebe, da die Kapazitäten voll seien, berichtete der Kärntner Caritas-Direktor Ernst Sandriesser. Es brauche deswegen dringend "mehr Infrastruktur, mehr Ausbildungsplätze, aber damit klarerweise auch mehr Lehrende und einen guten Umgang mit der Praxisanleitung".
Derzeit würden Interessierte nach wie vor "auf grobe Hürden" stoßen, so der Caritas-Direktor weiter. So seien Schulen für Sozialbetreuungsberufe im Gegensatz zu anderen berufsbildenden Schulen nach wie vor von Bundesförderungen ausgeschlossen. Das bedeute, dass die Übernahme von Schulgeldern eine Sache der Länder sei. In manchen Bundesländern würden diese selbstverständlich übernommen, in anderen nicht. Es dürfe aber nicht sein, dass in einer Berufssparte, in der es einen eindeutigen Mangel gebe, Interessenten von hohen Schulgeldern abgeschreckt würden, so Sandriesser. Die Ausbildung im Bereich Sozialbetreuung belaufe sich auf etwa 3.700 Euro. Hier müsse sich das Gesamtbild der Gesellschaft auf die Pflege ändern, damit anerkannt würde, dass es diese Menschen dringend brauche.
Über 2.000 Pflegekräfte jährlich fehlen
Auf eine Benotung für die Pflegepolitik durch die Bundesregierung kurz vor dem Ende der Legislaturperiode wollte sich Caritas-Präsidentin Tödtling-Musenbichler nicht festlegen. Fest stehe, dass durch die Regierung zwar vieles angestoßen wurde, aber noch einiges zu tun sei, "obwohl die Zeit knapp ist". So fehlten nach wie vor 2.000 bis 3.000 Pflegekräfte zusätzlich "zu den Personen, die eh schon jedes Jahr ihre Ausbildung beenden", so die Warnung der Expertin.
Allein mit Ausbildungsoffensiven sei dieser Bedarf nicht zu decken, stellte Tödtling-Musenbichler klar und forderte: Eine künftige Regierungskoalition müsse dringend einen Blick auf Migration, aber auch auf die geflüchteten Menschen, die sich bereits in Österreich befinden, werfen. Dazu seien etwa vereinfachte Nostrifizierungsverfahren, oder niederschwellige Angebote für Migrantinnen und Migranten zum Erlernen der deutschen Sprache notwendig.
Quelle: kathpress