Glettler: Krisen mit "trotziger Hoffnung" begegnen
In den Vielfachkrisen der Gegenwart braucht es nach den Worten des Innsbrucker Bischofs eine "trotzige Hoffnung" und ein Wachhalten der Sinnfrage, um nicht zu verzweifeln und die anstehenden gesellschaftlichen Transformationsprozesse anzupacken. Das hat Hermann Glettler bei einer Tagung über ethisch-nachhaltige Geldanlagen am Montag in Innsbruck betont. "Wenn die Sinnfrage wegbricht, wird es gefährlich", mahnte der Bischof. Positiv stimmten ihn Erfahrungen von Menschen, die sich "trotz allem" engagierten. Motor dieses Engagements seien gleichermaßen das Erleben des Engagements als sinnstiftend, in zeitlich überschaubaren Einheiten und verbunden mit einem persönlichen Nutzen.
Als zentrale Herausforderung markierte Glettler die Klimakrise. Bei dieser brauche es aufgrund der hohen Komplexität der Problematik neben dem Willen zum Wandel auch eine "Vision", die Energie zum Durchhalten gebe. Hier zeige Papst Franziskus mit "Laudato si'" einen Weg christlicher Spiritualität auf - die nicht etwa als "Wellness mit religiösem Mascherl" missverstanden werden dürfe. Vielmehr würden in ihr Dankbarkeit, Achtsamkeit, Geist und Hoffnung sowie die Sorge um das "gemeinsame Haus" der Schöpfung zusammenkommen. Dies zusammen bilde eine wichtige "Anschubhilfe" für die notwendige Transformation.
Lernen könne man diesbezüglich auch von der jungen Generation, die noch nicht von den Verlustängsten der Älteren geprägt sei, sondern sich kraftvoll engagiere. In diesem Kontext verstehe er auch die "Letzte Generation" als einen wohl gewählten Namen, befand Glettler - und zwar nicht in dem Sinne, dass sie sich als letzte Generation verstehe, die am Ende "das Licht ausdrehe", sondern als letzte Generation, die noch einen "effektiven Gestaltungsspielraum" habe, um die Dinge zum Besseren zu wenden, so der Innsbrucker Bischof.
Glettler war einer der Teilnehmer der Tagung "Werte Leben - Impulse. Werteorientierte Rahmenwerke für ethisch-nachhaltige Geldanlagen", die am 6. Mai im Innsbrucker Haus der Begegnung stattfand. Anlass bot die jüngste Veröffentlichung der überarbeiteten Richtlinien der Katholischen Kirche über Finanzanlagen als Kooperation (FINANKO). Präsentiert wurden die von der Bischofskonferenz bei ihrer letzten Vollversammlung im März beschlossenen Richtlinien Ende April gemeinsam mit den Ordensgemeinschaften.
An der von der Diözese Innsbruck gemeinsam mit dem "Verein zur Förderung von Ethik und Nachhaltigkeit bei der Geldanlage" (CRIC) veranstalteten Tagung nahmen außerdem die Theologin und Nachhaltigkeits-Expertin Karin Bassler, Susanne Hasenhüttl von der "Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik", sowie der Nachhaltigkeits-Experte und Wirtschaftsethiker Klaus Gabriel teil. Moderiert wurde die Veranstaltung gemeinsam von der stv. Leiterin des Bereichs Wirtschaft und Finanzen der Diözese Innsbruck, Marlies Hofer-Perktold, sowie von der Journalistin Birgitt Drewes. (Infos zur neuen FINANKO-Richtlinie und Wortlaut unter www.finanko.at)
Quelle: kathpress