Wien: Dankgottesdienst zum Jahrestag des Staatsvertrags im Belvedere
Mit einem Gottesdienst in der Kapelle von Schloss Belvedere wurde am Mittwoch der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages vor 69 Jahren - am 15. Mai 1955 - gedacht. Der Wiener Domdekan Prof. Rudolf Prokschi betonte in seiner Predigt, die Unterzeichnung des Vertrages habe für die damalige Generation "ein Stück Auferstehung" aus den Unruhen des Krieges und dem Elend der Nachkriegszeit bedeutet. Dabei unterstrich Prokschi, dass weder der Vertrag noch der mit ihm gleichsam "verbriefte" Frieden ein "Selbstläufer" sei, sondern des ständigen Einsatzes und Gebets bedürfe.
"Wir blicken sorgenvoll auf diese neue Phase der Weltgeschichte, in der der Weltfrieden ernsthaft gefährdet ist", so Prokschi weiter. Entsprechend brauche es das unablässige Gebet für den Frieden - in der Ukraine, im Heiligen Land und in allen anderen Krisenregionen der Welt.
An dem vom Rosenkranz Sühnekreuzzug (RSK) organisierten Gottesdienst und der anschließenden Feierstunde im Marmorsaal des Belvedere nahmen neben Prokschi u.a. der VP-Europaabgeordnete Lukas Mandl, der Bezirksvorsteher des Ersten Wiener Gemeindebezirks Markus Figl, der Kirchenmusikdirektor von St. Augustin Peter Tiefengraber, die RSK-Vorstandsvorsitzende Traude Gallhofer sowie der Kirchenmusiker Thomas Dolezal teil.
Solidarität und Demut
Bezirksvorsteher Figl betonte in einer kurzen Ansprache bei der Feierstunde, dass sich zahlreiche Menschen angesichts der Vielzahl an Krisen nach Orientierung und Sicherheit sehnten. "Ich glaube, wir brauchen dazu eine Zurückführung auf das, worauf es ankommt" - dazu zähle die Solidarität mit dem Nächsten, aber auch ein gewisses Maß an Demut. "Hoffnungszeichen" gäbe es sehr wohl und immer dort, wo Menschen sich "auch in der Politik nicht scheuen, Dinge klar auszusprechen". Diese Aufrichtigkeit habe damals zum Staatsvertrag geführt - und sei auch heute Tugend, die es in der Politik brauche, so Figl.
Seit 2017 findet auf Initiative des RSK die Gedenkmesse statt. Die Geschichte des 1947 gegründeten RSK ist eng mit dem Gebet für die Freiheit des nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten besetzten Österreich verbunden. Rasch wuchs die Zahl der Betenden rund um RSK-Gründer Pater Petrus Pavlicek (1902-1982) von ursprünglich 500 auf 500.000 im Jahr 1955 an. Nach 81 Sühneandachten und mehreren Lichterprozessionen mit Zehntausenden durch die Wiener Innenstadt erfüllte sich 1955 das Gebetsanliegen um die Wiedererlangung der vollen Freiheit Österreichs. Im Hinblick auf den Österreichischen Staatsvertrag 1955 sagte der damalige Bundeskanzler Julius Raab: "Wenn nicht so viel gebetet worden wäre, nicht so viele Hände in Österreich sich zum Gebet gefaltet hätten, so hätten wir es wohl nicht geschafft."
Nach dem Staatsvertrag textierte P. Pavlicek das von ihm verfasste und für den RSK typische Lied um, wo es seitdem in der zweiten Strophe heißt: "Schutzfrau Öst'reichs, o Maria, unser Fleh'n hast du erhört. Freiheit wieder uns gegeben, Frieden Österreich beschert. Denn, o Mutter..."
Quelle: Kathpress