
"Causa Vigano": Österreichische Rückendeckung für Papst Franziskus
Eigentlich sollte es ja eine Selbstverständlichkeit sein. Aber besondere Zeiten erfordern offenbar besondere Zeichen und Gesten: So haben sich inzwischen drei österreichische Bischöfe sowie Caritas-Präsident Michael Landau, die Präsidentin der Katholischen Aktion, Gerda Schaffelhofer, und der Wiener Pastoraltheologe und "Pro Pope Francis"-Initiator Paul Zulehner demonstrativ solidarisch mit Papst Franziskus erklärt und ihm somit in der aktuellen Krisensituation den Rücken gestärkt.
Anlass der Solidaritätsadressen, die inzwischen weltweit eingehen, ist das Schreiben von Erzbischof Carlo Maria Vigano, ehemaliger Nuntius des Heiligen Stuhles in den USA, in dem dieser Papst Franziskus und mehrere Kardinäle beschuldigt, den Missbrauch durch den ehemaligen US-Kardinal Theodore McCarrick vertuscht zu haben und in dem er Papst Franziskus zum Rücktritt auffordert.
Den Anfang machte in Österreich der Vorarlberger Bischof Benno Elbs. Er wandte sich am vergangenen Wochenende in einem Brief an die Gläubigen und Mitarbeiter seiner Diözese und rief dazu auf, in den Sonntagsgottesdiensten mit einer eigenen Fürbitte für den Papst zu beten und ihn zu stärken. In jener Situation, in der eine Kampagne offenbar versuche, "Papst Franziskus und damit auch sein Eintreten für Christus und die Randgruppen der Gesellschaft in Misskredit zu bringen" sei es wichtig, "Zeichen der Verbundenheit mit Papst Franziskus setzen".
Auftreten statt austreten
Es folgte ein Appell von Caritas-Präsident Michael Landau via Facebook und Twitter, dass er hoffe, dass möglichst "weitere Bischöfe und Bischofskonferenzen dem Beispiel folgen" mögen. Ähnlich appellierte anschließend in einem Gastbeitrag in der Wochenzeitung "Die Furche" die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich, Gerda Schaffelhofer, dass auch die Laien sich "nicht denen anschließen" mögen, die "murren, weggehen oder in die Rolle des Zuschauers flüchten". Vielmehr seien auch die Laien dazu aufgefordert, "die vielfachen Bemühungen des Papstes mitzutragen und den überfälligen Erneuerungsprozess in der Kirche voranzutreiben".
Die Notwendigkeit zum "sentire cum ecclesia" (Mitfühlen mit der Kirche) und also mit Papst Franziskus betonte schließlich auch Bischof Manfred Scheuer am Rande einer Festveranstaltung für Generalvikar Severin Lederhilger in Linz. Scheuer nutzte eine Ansprache, um die "untergriffige Kritik" mancher Kreise am Papst zu verurteilen: "Es ist wichtig, dass wir unsere Solidarität mit dem Papst zum Ausdruck bringen - mit einem Papst, der uns bestärkt, herausfordert, in Frage stellt und der uns das Evangelium näherbringt."
"Danke, Papa Francesco!"
Vorläufiger Höhepunkt der Solidaritätsbekundungen: Kardinal Schönborn, der in seiner wöchentlichen Kolumne in der Gratis-Zeitung "Heute" jenen "Kreisen der Kirche" entgegentrat, die Papst Franziskus "möglichst bald loswerden wollen". Der Papst "erlebt derzeit schwere Tage": "Seine offene Art, die Dinge beim Namen zu nennen, stößt nicht überall auf Sympathie. Auch nicht im Vatikan." Schönborn dagegen: "Ich danke Gott für diesen so überzeugenden Hirten. Danke, Papa Francesco!"
Im Übrigen hat auch Papst Franziskus selber sich zu den Vorwürfen geäußert. Und zwar sehr klug und doch scharf - und das ohne den Namen Vigano oder ähnliches überhaupt in den Mund zu nehmen. Schauplatz seiner Antworten: die morgendlichen Gottesdienste in Santa Marta. In seiner Predigt vom 3. September führte der Papst dort aus: "Mit Menschen, die keinen guten Willen haben; mit Menschen, die nur Skandal suchen, die nur Spaltung suchen, die nur Zerstörung suchen, auch in Familien, da braucht es die Stille und das Schweigen. Und es braucht auch das Gebet".
Manche Leute seien es "gewohnt, mit dem Finger auf andere zu zeigen, über andere herzuziehen, seine Nase in anderer Leute Leben zu stecken", was "immer ein schlechtes Zeichen" sei: Auch diese Franziskus-Äußerung - vier Tage später bei der Morgenpredigt am 6. September - wird wohl nicht ganz zu Unrecht von vielen vor dem aktuellen Hintergrund der Vertuschungs-Vorwürfe gelesen.
Henning Klingen
Kathpress / Katholisch.at