FeierAbend
24./25./26.12 | ORF 2
24. Dezember | 19:50 | ORF 2
Der Pferdepfarrer
Alois Dürlinger wuchs als eines von elf Kindern einer Bauernfamilie auf. „Ich habe einen anständigen Beruf gelernt, ich bin Bauer“, sagt er heute und schmunzelt. Denn am Ende wurde er Landpfarrer im Pongau. Durch seine selbst gezüchteten Noriker-Pferde ist er privat immer wieder im Stall zu treffen. Das brachte ihm den Spitznamen „Pferdepfarrer“ ein. Als er im Zuge der großen Flüchtlingsbewegung in seiner Pfarre in St. Veit Flüchtlinge aufnahm und als Sprachrohr nach außen diente, wurde er in der Öffentlichkeit immer mehr zum „Flüchtlingspfarrer“. Naim Mohseni, der 2016 nach Österreich kam, ist bis heute einer seiner Schützlinge. Inzwischen hat der Syrer mit dem Salzburger Dialekt eine Arbeitserlaubnis und macht eine Lehre in der Gastronomie. Der kleine „Bauernhof“ mit den „Pfarrerspferden“ war lange Zeit das einzige Betätigungsfeld für den jungen Mann aus Syrien. „Wir waren immer sehr gern im Stall und haben das mit Herz gemacht“, erinnert sich Naim Mohseni. Für Pfarrer Alois Dürlinger ist Naim, der als einziger der Flüchtlinge immer noch bei ihm lebt, inzwischen „wie ein Sohn geworden“.
Dem Pfarrer liegen jedoch nicht nur geflüchtete, sondern auch obdachlose Menschen am Herzen. Seit Kurzem leitet Alois Dürlinger in der Stadt Salzburg vier Pfarren und hat als „Armenpfarrer“ Bekanntheit erlangt. „Zu meinen, man könnte ein Freund oder eine Freundin von Jesus sein, aber den Nächsten neben sich unbeachtet lassen, ist ein gefährlicher Irrweg“, meint Pfarrer Alois Dürlinger. Die Weihnachtsbotschaft ist für ihn mit einer gesellschaftspolitischen Konsequenz verbunden: Sich für diejenigen Menschen einzusetzen, denen am Rande der Gesellschaft kein Gehör geschenkt wird.
Ein Film von Julia Wallnöfer.
25. Dezember | 19:52 | ORF 2
Paul Michael Zulehner – Am Anfang stand die Sehnsucht
„Die Naturwissenschaft fragt immer: Woher kommt die Welt? Wie ist sie entstanden? Wie hat sie sich entwickelt? Während ich als Theologe anders frage: Worauf läuft das Ganze hinaus?!“, so der Religionssoziologe Paul Michael Zulehner. Für ihn sind naturwissenschaftliches Denken und Glaube kein Widerspruch. Im Gegenteil: Sie bedingen einander. „Was ist das Weltall für eine unglaubliche Komposition? Ich verstehe, dass viele Menschen dann sagen: Das ist kein Gottesbeweis, aber das Staunen ist vielleicht etwas, was uns dem näher bringt, den wir dann theologisch Gott nennen“, sagt Paul Michael Zulehner. Am 20. Dezember feiert er seinen 80. Geburtstag – für ihn in erster Linie ein Anlass zum Innehalten: Was bleibt von einem Leben? Was kommt noch?
Blickt er auf sein Leben zurück, so bleibt ein stiller Wunsch offen: Eigentlich wollte er Dirigent werden. Er liebt er Bruckner, Bach und Schostakowitsch. Und auch die Sehnsucht nach einer Partnerschaft und Kindern kennt er – und dennoch hat er sich für das zölibatäre Leben entschieden. „Zu leben heißt auch, dass Rechnungen offenbleiben, dass vieles ein Fragment bleibt und Sehnsüchte in eine andere Existenzweise ausgelagert werden müssen“, so der Pastoraltheologe. Seit fast einem halben Jahrhundert hat er innerkirchliche Vorgänge erläutert, kommentiert, kritisiert und sich eingemischt. Die Geburt Jesu, der nicht mit Trompeten und Posaunen, sondern als verletzliches Kind zur Welt gekommen ist, hat für ihn vor allem auch einen gesellschaftspolitischen Auftrag. Sich nämlich gerade für diejenigen einzusetzen, deren Menschenwürde bedroht ist. Der „Feierabend“ gibt Einblicke in das persönliche Leben des Pastoraltheologen.
Ein Film von Karoline Thaler.
26. Dezember | 19:52 | ORF 2
Mein Stephansdom mit Kardinal Christoph Schönborn
Wenige Monate nur war Christoph Schönborn alt – und mit seiner Familie auf der Flucht nach Österreich –, als gegen Ende des Zweiten Weltkriegs der Stephansdom in Wien zu brennen begann. 75 Jahre später – kurz bevor der Kardinal aus Altersgründen seinen Rücktritt in Rom einreichen wird – führt er durch „seinen“ Stephansdom. Christoph Schönborn stammt aus einem Adelsgeschlecht und wurde im heutigen Tschechien geboren. 1945 wird die Familie mit den Worten „Herr Schönborn, Sie sind ausgeladen aus der Tschechischen Republik mit ihrer ganzen Familie“ aus ihrem Familienschloss Skalken und der Heimat vertreiben. Christoph Schönborn entschließt sich später, Bettelmönch – Dominikaner – zu werden. 1995 tritt er sein neues Amt als Erzbischof von Wien an – in den turbulenten Zeiten der Krise um seinen Vorgänger Kardinal Hans Hermann Groer. Seither sind Wien und auch der Stephansdom seine neue Heimat. In der Sendung „FeierAbend“ führt der Kardinal durch die Kathedrale, die mehr ist als bloßes Wahrzeichen von Wien. Er zeigt die Plätze im Dom, die für ihn wichtig geworden sind. Er zeigt Orte, die im Laufe der Jahre sogar existenzielle Bedeutung für den Wiener Erzbischof bekommen haben. Ein stiller, weihnachtlicher und besinnlicher Besuch im nächtlichen Dom.
Ein Film von Robert Neumüller.