
Lebenskunst
6.3. | 07:05 | Ö1
„Fort mit Dir, Satan!“ – Bibelessay zu Matthäus 4, 1-11
Bei Markus ist es eine Notiz, bei Matthäus und Lukas eine Erzählung: Alle drei „synoptischen Evangelien“ thematisieren eine 40-tägige Wüsten-Zeit des Jesus von Nazareth; eine Zeit, in der er, wie es heißt, „vom Teufel in Versuchung geführt wurde“. Letztendlich vergeblich. In katholischen Gottesdiensten ist am „Ersten Fastensonntag“ die Version nach Lukas zu hören, in evangelischen jene nach Matthäus. Für den Landessuperintendenten der evangelisch-reformierten Kirche in Österreich, Thomas Hennefeld, spiegelt die Erzählung gegenwärtige Verhältnisse wider: „Denn der Versucher spricht den Egoismus im Menschen an, das Streben nach Ruhm und Glanz und die Gier nach Macht, wie das in diesen Tagen der Welt besonders drastisch vor Augen geführt wird mit dem barbarischen Angriff des russischen Präsidenten auf die benachbarte Ukraine. Rücksichtslos, gewalttätig und gnadenlos.“ Die Vorstellungen Jesu, so Thomas Hennefeld, stehen in krassem Gegensatz zu den Angeboten Satans: „Wer nach den göttlichen Geboten lebt, lebt im Kontrast zu den Gesetzmäßigkeiten dieser Welt.“
Von der hohen Menschlichkeit Jesu – Pier Paolo Pasolini und das Matthäus-Evangelium
Auch er hat sich intensiv mit dem Evangelium nach Matthäus beschäftigt: der Essayist, Poet und Filmemacher Pier Paolo Pasolini. Am 5. März vor 100 Jahren wurde er in Bologna geboren, am 2. November 1975 am Strand von Ostia ermordet. Dazwischen lag ein Leben voller Gegensätze als Bürgerschreck, bekennender Homosexueller, Marxist und – auf seine Weise – Mystiker. Als junger Lehrer engagierte er sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche und 1964 brachte er die Verfilmung des Matthäusevangeliums ins Kino. „Punkt für Punkt“, wie der Regisseur selbst bemerkt, von der Ankündigung der Geburt bis zum Kreuzestod Jesu. Von ihm, dem Jesus aus Nazareth, sagt Pasolini, „dass die Menschlichkeit in ihm eine so hohe, strenge und ideale Form angenommen hat, dass sie über die gewöhnlichen Begriffe von Menschlichkeit hinausgeht.“ Seinen ersten internationalen Großerfolg widmete Pasolini der „gütigen, fröhlichen, leutseligen Erscheinung Johannes XXIII“. Brigitte Krautgartner hat sich den Film noch einmal angesehen und sich mit seinem künstlerischen, gesellschaftspolitischen und religiösen Gehalt beschäftigt.
Klug und geistbegabt – Prophetinnen der Bibel
Missstände anprangern, mahnen und kritisch auf die gesellschaftlichen Entwicklungen blicken, das ist freilich nicht nur Männersache, auch nicht in der Bibel. Mirjam, Debora, Hulda, Maria Magdalena und andere Frauen erheben ihre Stimmen im Ersten und Zweiten Testament. Doch während die großen Propheten, wie etwa Jeremia oder Jesaja, bis heute bekannt sind, gerieten die Prophetinnen der Bibel in Vergessenheit. Und das nicht zufällig, wenn auch zu Unrecht. Irene Klissenbauer holt sie kurz vor dem Internationalen Frauentag ins Bewusstsein zurück.
„Meine Stütze ist Gott“ – Porträt des ukrainisch-katholischen Priesters Lyubomyr Dutka
Es zerreiße ihm das Herz, wenn er an die vielen Kinder und Jugendlichen in der Ukraine denke, erzählt Lyubomyr Dutka. Der 47-jährige Ukrainer ist in der Nähe von Lwiw/Lemberg geboren und aufgewachsen, hat über Umwege das Priesterseminar besucht und wurde 1997 zum katholischen Priester geweiht. Der verheiratete Vater zweier Kinder ist freilich nicht römisch-katholisch, sondern gehört der mit Rom unierten katholischen Ostkirche des byzantinischen Ritus an, weshalb er nicht zölibatär leben muss. Die Großeltern haben ihm viel über die Habsburger Monarchie erzählt, der das westukrainische Lemberg einst angehört hat; sein Urgroßvater habe sich dereinst mit der Kutsche auf den Weg nach Wien gemacht. Der Weg von Lyubomyr Dutka führte 2002 nach Wien und schließlich in die römisch-katholische Pfarre Neuottakring, deren Pfarrmoderator er ist. Als Christ sieht er sich derzeit besonders verpflichtet, den Menschen in der Ukraine zu helfen, sagt er. Gemeinsam mit seiner Pfarrgemeinde organisiert er Sachspenden und Transporte an die Grenze. Lena Göbl berichtet aus Wien-Neuottakring.
Redaktion & Moderation: Doris Appel