Lebenskunst
10.4. | 07:05 | Ö1
Für die Hoffnung entscheiden – Bibelessay zu Lukas 19, 28-40
Das Palmsonntags-Sujet ist bekannt und wird in allen vier Evangelien beschrieben. Jesus von Nazareth reitet bescheiden auf einem Esel in Jerusalem ein, die Menschen jubeln ihm zu. Eine Woche vor dem Osterfest der Westkirche steht heuer in katholischen Gottesdiensten die Erzählung vom Einzug Jesu in der Version des Lukas auf dem liturgischen Leseplan: Ausdruck einer großen Hoffnung auf den Anbruch des Reiches Gottes, in dem Gerechtigkeit und Frieden herrschen. Doch damit diese Hoffnung wirksam werden kann, muss sie praktisch werden, meint die Theologin und Religionssoziologin Regina Polak. Es gelte, sich auf einen Lernprozess einzulassen. Und die entscheidende Frage laute: „Ergebe ich mich resignativ den Katastrophen der Gegenwart – oder glaube ich, dass Menschen immer wieder dazulernen können?“
Zeichen der Verbundenheit – die „Amerikanerkreuze“ im Burgenland
Mit dem Palmsonntag beginnt in der Westkirche die letzte Woche vor dem Auferstehungsfest Ostern: die Heilige Woche oder Karwoche und damit die Vergegenwärtigung, dass Auferstehung nicht ohne Kreuz zu haben ist. Das althochdeutsche „kara“ bedeutet Klage, Kummer und Trauer, und der Kreuzigungstag Jesu ist als Karfreitag in die Geschichte eingegangen. Das Kreuz ist schließlich zu einem der Hauptsinnzeichen des Christentums geworden. Die Erstform war das T- oder Tau-Kreuz, so benannt nach dem griechischen Buchstaben Tau; das heute verbreitete Hochkreuz ist ab dem 4. Jahrhundert als Symbol nachweisbar.
Als Zeichen gegen das Vergessen befinden sich an zahlreichen Orten des Burgenlands sogenannte „Amerikanerkreuze“. Die großen, steinernen Kreuze mit Corpus wurden von meist in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in die USA ausgewanderten Männern und Frauen gestiftet. Es dürften etwa 160.000 Menschen gewesen sein, die per Schiff aus dem Armenwinkel der Monarchie und der Ersten Republik nach Übersee gegangen sind. „Viele dieser Kreuze wurden mit dem ersten in Amerika ersparten Geld errichtet“, erzählt der bald 90-jährige Historiker Walter Dujmovits. Für den langjährigen Präsidenten der „Burgenländischen Gemeinschaft“ sind diese steinernen Zeugen ein einzigartiges Zeichen der Verbundenheit zwischen neuer und alter Heimat. Maria Harmer hat Walter Dujmovits in Stegersbach besucht.
Bilder des Krieges verarbeiten – Die Kreuz-Wege des Valentin Oman
Das T- oder Tau-Kreuz ist für Valentin Oman von besonderer Bedeutung, weil es die offenere, weniger determinierte Form des Kreuzes ist, wie er sagt. Der am 14. Dezember 1935 in Finkenstein am Faakersee geborene österreichische Künstler slowenischer Muttersprache gestaltet seit vielen Jahrzehnten unter anderem Kreuze und Kreuzwege. Der Mensch und sein Leiden, der Mensch in seinem Leid und in seiner Verletzlichkeit, ist das Thema des Kärntner Slowenen, der als Kind mitansehen musste, wie Slowenisch sprechende Bauern aus der Nachbarschaft abtransportiert wurden. Und so wie zur Zeit der sogenannten Jugoslawien-Kriege in den 1990er Jahren, ist es jetzt der Ukraine-Krieg, der seine Werke prägt. Valentin Oman fotografiert Fernsehbilder des Krieges vom Bildschirm ab und verarbeitet sie zu abstrakten Reliefs. Doch auch die Hoffnung auf Auferstehen kommt in Omans Arbeiten zum Ausdruck: Manche seiner Kirchenfenster zeigen das Tau-Kreuz, in dessen Mitte aufrechte, fast schwebende Figuren stehen, in denen sich das Sonnenlicht bricht. Kerstin Tretina mit Gedanken des Künstlers.
Fasten, Teilen, Helfen – Vom Spirit eines Fastenmonats
Für Christinnen und Christen neigt sich die „vorösterliche“ Fastenzeit ihrem Ende zu, für Musliminnen und Muslime hat am Abend des 2. April der Fastenmonat „Ramadan“ begonnen. Er soll an die „Herabsendung des Koran“ erinnern und „das Herz weiten“. Einen Monat lang, bis Anfang Mai, essen und trinken erwachsene und gesunde muslimische Menschen nur nach Sonnenuntergang. Die Muslimische Jugend Österreich nützt den Fastenmonat auch diesmal wieder dafür, um bundesweit Sozialprojekte durchzuführen. Heuer stehen Ukraine-Flüchtlinge im Fokus der Aktion. Laura Graf über einen „Spirit des Ramadan“.
Verwurzelt in der Ukraine – Von der Hilfe der Jüdischen Community in Österreich
Am 15. April beginnt das große jüdische Befreiungsfest Pessach. Dass es auch jüdische Flüchtlinge aus der Ukraine feiern können, darum bemüht sich die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) Wien. Mehr als 700 aus der Ukraine geflüchtete Jüdinnen und Juden sind bisher von der Wiener Jüdischen Gemeinde versorgt und in Privatquartieren oder Hotels untergebracht worden. Darüber hinaus unterstützt die Gemeinde Ukrainer:innen bei der Suche nach Kindergarten-, Schul- und Arbeitsplätzen. Viele in Wien lebende jüdische Familie sind selbst in der Ukraine verwurzelt, sagt Claudia Prutscher, Vizepräsidentin der IKG Wien. Und es gehöre zum Selbstverständnis eines Juden oder einer Jüdin, seinen Mitmenschen zu helfen. Lena Göbl berichtet.
Redaktion & Moderation: Doris Appel
