Lebenskunst
1.5. | 07:05 | Ö1
Von Führung und Fürsorge – Bibelessay zu Johannes 21, 15-19
Er ist Pastor und Superintendent, also sozusagen „Oberhirte“, der evangelisch-methodistischen Kirche in Österreich: der evangelische Theologe und Familienvater Stefan Schröckenfuchs. Zu seinen Lieblingsstellen in der Bibel gehört jene, in der der auferstandene Jesus seinen Jünger Petrus dreimal fragt, „Liebst du mich?“, um ihn dann in einem Bild vom Hirten und seiner Herde aufzufordern: „Weide meine Schafe!“ Weil zu jeder Form von Führung auch die Fürsorge für jene gehört, die der Führungskraft als Mitarbeiter:innen anvertraut sind, möchte der Superintendent besonders am 1. Mai, dem „Tag der Arbeit“, daran erinnern.
Gegen Machtstrukturen, auch in der Kirche – Willi Resetarits und sein Bild vom Sozialrevolutionär Jesus
Der als Tag der Arbeit, Tag der Arbeiter:innenbewegung oder auch Maifeiertag begangenen Erste Mai ist in vielen Ländern weltweit ein gesetzlicher Feiertag, der an die Rechte der Arbeitnehmer:innen erinnern soll. Seine Geschichte geht u.a. auf den Aufruf zum Generalstreik der nordamerikanischen Arbeiterbewegung 1886 zurück: Der Streik sollte am 1. Mai zur Durchsetzung des Achtstundentags begangen werden – in Anlehnung an die Massendemonstration am 1. Mai 1856 in Australien, die ebenfalls den Achtstundentag forderte. Als einen, der schon vor 2000 Jahren Machtstrukturen durchbrechen wollte, hat der Musiker, Sänger und Menschenrechtsaktivist Willi Resetarits Jesus von Nazareth gesehen. Eine Erinnerung.
Millenial Bundist – Die Arbeiter:innen-Lieder der Isabel Frey
Auf den „Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbund von Polen und Russland“, kurz „Bund“, gegründet 1897 in Vilnius, gehen die sogenannten „Bundisten“ zurück. Und „Millenial Bundist“ ist der Titel einer CD der Sängerin und Musikwissenschafterin Isabel Frey. In der Tradition der jüdischen Arbeiter:innenbewegung nimmt die 27-Jährige darauf auf heutige Politik Bezug – und denkt zudem über das Schicksal von Arbeitslosen nach. Dabei mag sie den einen oder die andere bei ihren Konzerten an die junge Joan Baez erinnern, allein, mit ihrer Gitarre, ihrer Stimme und dem Mikrofon. Und auch mit dem Inhalt ihrer Lieder, die aufrütteln und bewegen: Isabel Frey ist Sängerin jiddischer Protestlieder, politische Aktivistin und Doktorandin an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien. Ihre jüdische Herkunft, wenngleich in eine Familie geboren, die im bürgerlich-assimilierten Judentum des Habsburgerreiches verwurzelt ist, hat sie zu den „Bundisten“ geführt. Darüber und über weitere Themen hat sie Maria Harmer bei einem Besuch befragt.
Für das Gemeinwohl – Arbeit von Mensch und Tier
Um eigenes Leben zu ermöglichen und zu gestalten, sind Menschen auf die Arbeit anderer angewiesen. Und zwar nicht nur anderer Menschen, sondern überhaupt anderer Lebewesen: Hängt doch menschliches Leben ebenso von jenen Insekten, Käfern und weiteren Tierchen ab, die im Erdreich der Gärten und Felder zum Wohl der Allgemeinheit arbeiten. Kurt Remele, der Ethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz lehrt, folgert daraus: Wenn menschliche Arbeit nicht mehr dem Gemeinwohl dient, weil sie die Erde zerstört, zerstört sie auch den Menschen. Der Protest gegen die Ausbeutung der nicht-menschlichen Natur sollte deshalb ebenso zum 1. Mai gehören wie der Widerstand gegen die Ausbeutung des arbeitenden Menschen. Sein Buch zum Thema Gemeinwohl „Es geht uns allen besser, wenn es allen besser geht“ ist vor Kurzem in zweiter Auflage erschienen.
Mütter des Islam – Frauen in der muslimischen Tradition
Am Abend des 1. Mai endet der diesjährige muslimische Fastenmonat Ramadan, der als Phase der spirituellen Vertiefung und der Umkehr gilt. Nicht nur um Verzicht auf Essen und Trinken, Rauchen und Sex zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang geht es da – sondern auch um eine verstärkte Hinwendung zum Glauben. Auf den Ramadan folgt – heuer ab dem Abend des 2. Mai – das mehrtägige „Zuckerfest“. Und gerade bei Festen spielen traditioneller Weise Frauen eine wichtige Rolle: Meistens bereiten sie die kulinarischen Köstlichkeiten vor und sie fungieren bei den traditionellen Besuchen im Familienkreis als Gastgeberinnen. Soweit, so unumstritten. Doch wer genauer in die muslimische Tradition blickt, erkennt, dass Frauen auch für die Entwicklung der Religion einen zentralen Beitrag geleistet haben; ebenso wie in anderen Bereichen, der Wissenschaft etwa oder der Kultur. Brigitte Krautgartner hat genauer hingesehen.
Redaktion & Moderation: Doris Appel
