
Lebenskunst
29.5. | 07:05 | Ö1
Nicht um jeden Preis – Bibelessay zu Offenbarung 22,12-14.16-17.20.
Ein Text aus dem hoffnungsstarken Schlusskapitel eines aufwühlenden Buches steht am letzten Sonntag vor Pfingsten auf dem liturgischen Leseplan der katholischen Kirche: Das „Buch der Offenbarung“, die sogenannte Apokalypse oder „Offenbarung des Johannes“ stellt in gewaltiger Bildsprache das Ende der Weltzeit vor Augen. Angesichts der Erde, die vor dem Kollaps steht und des Krieges, der derzeit das lange friedliche Europa erschüttert, taugt es auch heute als Hoffnungsschrift, meint die katholische Theologin Ingrid Fischer. Das Buch enthülle die Macht des Bösen und schreibe gegen das Kalkül an, sich mit den Mächten dieser Welt zu arrangieren. Ingrid Fischer ist Psychologin, Humanbiologin und Theologin. Sie gehört zum Team der Theologischen Kurse, die von der Erzdiözese Wien und der österreichischen katholischen Bischofskonferenz getragen werden.
Auf dem Weg sein – Der Benediktiner und Künstler Thomas Hessler
Von Regensburg nach St. Wolfgang am Wolfgangsee erstreckt sich ein uralter Pilger- und Wallfahrtsweg: der Wolfgangweg, 324 Kilometer lang. Direkt auf dem Weg liegt das sogenannte „Europakloster Gut Aich“ in St. Gilgen; die „Benediktiner für Europa“ wollen hier bewusst ein Zeichen für die Vielfalt europäischen Lebens sein. Seit einem halben Jahr ist Bruder Thomas Hessler ihr Prior. Der 1968 Geborene mit den kaum zu bändigenden Haarlocken sieht sich in Zeiten gesellschaftlicher, ökologischer und kirchlicher Umbrüche als Brückenbauer. Das Pilgern, das Auf-dem-Weg-Sein, ist für den Benediktiner Sinnbild dafür, sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen. "Wir müssen auf unsere Zeit reagieren, die Herausforderung der Gegenwart annehmen", sagt Bruder Thomas, der auch heute noch Pilgerinnen und Pilger willkommen heißt und zudem als Künstler tätig ist. Robert Neumüller hat Thomas Hessler interviewt, Kerstin Tretina fasst zusammen.
Vom Tod erzählen und das Leben feiern – Delphine Horvilleur, Rabbinerin, Seelsorgerin, Autorin
Sie ist eine der intellektuellen Stimmen Frankreichs und eine Leitfigur der Liberalen Jüdischen Bewegung des Landes: Delphine Horvilleur, Rabbinerin, Seelsorgerin und Autorin. Ihre vor Kurzem erschienene Essaysammlung „Mit den Toten leben“ kann mit der Endlichkeit des Lebens versöhnen. Dass zum Leben der Tod gehört, ist eine der ältesten und am konsequentesten verdrängten Wahrheiten der Welt. Umso größer ist das Bedürfnis nach Ritualen und spiritueller Begleitung, wenn Menschen damit konfrontiert werden – unabhängig von ihrem Glauben. In ihren sehr persönlichen Texten gewährt Delphine Horvilleur Einblicke in ihre Aufgabe als Rabbinerin, Tag für Tag Menschen in dieser Situation beizustehen. Dabei schöpft sie aus dem Schatz der jüdischen Kultur, aber auch aus ihren eigenen Erfahrungen als Frau, als Mutter, als Tochter. „Mit den Toten leben“ ist ein Buch, das vom Tod erzählt und das Leben feiert. Günter Kaindlstorfer hat es für LEBENSKUNST gelesen.
Delphine Horvilleur: „Mit den Toten leben“, aus dem Französischen von Nicola Denis, Berlin-Verlag
Sieh die Welt als großen Garten – Thomas Brezina und seine Bibel in Reimen
In diesen Tagen finden sie wieder statt, die Erstkommunion-Feiern junger Katholikinnen und Katholiken. Ein beliebtes Geschenk für die Siebenjährigen sei da „Die Bibel in Reimen“ – von Thomas Brezina. Ein echter Bestseller, hört man von Buchhändlerinnen und Buchhändlern, eine beliebte Lektüre für Jung und Alt: Der österreichische Starautor hat seine Bibel-Übersetzung tatsächlich auch für Erwachsene geschrieben. „Sieh die Welt als großen Garten, wo Gottes Wunder auf dich warten“ lautet der Untertitel des Buches. Thomas Brezina erzählt darin große Geschichten weiser Menschen nach, in hunderten Jahren geschrieben und viele davon bis heute kraftvoll, berührend und inspirierend. Maria Harmer hat Thomas Brezina in seinem Garten getroffen und mit ihm über seine Motive gesprochen.
Thomas Brezina: „Die Bibel in Reimen“, edition a
Moderation: Karoline Thaler
Redaktion: Doris Appel