Lebenskunst
30.11. | 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 30. November 2025, 7:05 bis 8:00, Ö1
Den Krisen geistig widerstehen – Aspekte der Bibel
(Matthäus 24, 29 – 44)
Mit dem 1. Adventsonntag, heuer am 30. November, beginnt für Kirchen des Westens nicht nur die vorweihnachtliche Adventzeit, sondern auch ein neues Kirchenjahr. Und Advent, aus dem Lateinischen für „Ankunft“, deutet sowohl auf die Geburt des als Messias, als Christus, verehrten Jesus von Nazareth hin – als auch auf das Erwarten seiner Wiederkunft am Ende der Zeit. Von eben dieser Wiederkunft erzählt einer jener Bibeltexte, die am 1. Adventsonntag für katholische Gottesdienste vorgesehen sind. Wenn sich die Sonne verfinstert, der Mond nicht mehr scheint und die Sterne vom Himmel fallen, wird der Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen, mit großer Kraft und Herrlichkeit, heißt es im Matthäusevangelium. Der Titel „Menschensohn“ gilt schon im Alten Testament einem transzendenten Heilsmittler der Endzeit. Gedanken dazu von Regina Polak. Die katholische Theologin lehrt an der Universität Wien und ist die neue Präsidentin des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit.
Im Anfang war der Sinn – Zum 80. Geburtstag der Wochenzeitung DIE FURCHE
Am 1. Dezember vor 80 Jahren, am 1. Dezember 1945, hat der österreichische Journalist Friedrich Funder DIE FURCHE als „kulturpolitische Wochenschrift“ gegründet. Nach Krieg und Diktatur sollte die Wochenzeitung am „geistigen Wiederaufbau“ Österreichs mitarbeiten und einen Raum zur Orientierung und kritischen Auseinandersetzung bieten. Und, so Chefredakteurin Doris Helmberger-Fleckl, bis heute versteht sich DIE FURCHE als Plattform für den Diskurs und als profilierte Stimme für Demokratie und Menschenwürde – mit einem besonderen Fokus auf Gesellschaft, Ethik, Religion, Philosophie und Kultur. Anlässlich des 80. Geburtstags ihrer Zeitung hat sich die 1974 in Kirchdorf an der Krems geborenen Journalistin sehr persönliche Gedanken gemacht. Doris Helmberger-Fleckl hat Theologie und Germanistik studiert und einst im FURCHE-Büro am Wiener Lobkowitzplatz als junge Redakteurin begonnen.
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen – Bruder David Steindl-Rast über Rainer Maria Rilke
Auf TikTok rezitieren vor allem junge Menschen seine Gedichte und Lady Gaga hat sich ein Tattoo mit einem seiner Zitate stechen lassen. Auch 150 Jahre nach seiner Geburt faszinieren seine Texte und sein Leben: Rainer Maria Rilke gilt als einer der bedeutendsten Lyriker deutscher Sprache. Bereits in der Schule schrieb der Sohn eines Eisenbahnbeamten seine ersten Gedichte. Geboren vor 150 Jahren, am 4. Dezember 1875 in Prag, damals Österreich-Ungarn, gestorben am 29. Dezember 1926 im Sanatorium Valmont bei Montreux in der Schweiz, nannte Rilke sich selbst „den Unstetesten“ seiner Zeit. Reiste er doch kreuz und quer durch Europa. Sein poetisches Werk ist durchzogen von religiösen Vorstellungen und Themen. Zeitlebens hat er eine kontroversielle Auseinandersetzung mit dem Christentum und mit Gott gesucht. Der weltweit bekannte spirituelle Lehrer und Benediktinermönch David Steindl-Rast, geboren 1926 in Wien, war sechs Monate alt, als der Dichter starb. Für den mittlerweile 99-jährigen Mönch ist Rilke seit seiner Jugend eine Art Leitstern, dessen Gedichte in die Tiefe des Lebens führen. Zuletzt ist ein Buch bei Tyrolia erschienen – mit David Steindl-Rasts Gedanken zu Rilkes „Sonette an Orpheus“: Herzwerk. Maria Harmer hat mit dem spirituellen Lehrer über den Poeten gesprochen.
David Steindl-Rast, Alexandra Kreuzeder, „HerzWerk. Freude finden mit Rainer Maria Rilkes ‚Sonette an Orpheus‘“, Tyrolia Verlag
Als Lackenbach auch jüdisch war – Kindheitserinnerungen auf der Bühne
Im September in der ehemaligen Synagoge Kobersdorf im Burgenland uraufgeführt, kommt nun das jüngste Theaterstück von Heinz Janisch nach Wien ins OFF Theater: „Der hölzerne Reifen. Die späte Heimkehr des Herrn Glück“. Wenn man so möchte, hat der frühere Ö1-Redakteur und Moderator Heinz Janisch, der jahrelang u.a. für die Ö1-Sendung „Menschenbilder“ verantwortlich war, ein Menschenbild von Alfred Glück verfasst. Geboren 1921 in Wien, gestorben 2007 in Kfar Saba in Israel, hatte der junge Alfred immer wieder Wochen und Monate seiner Kindheit und Jugend bei den Großeltern im burgenländischen Lackenbach verbracht. Den glücklichen Kindheitstagen folgten nationalsozialistischer Terror, das Konzentrationslager Auschwitz und die Todesmärsche der letzten Kriegsmonate. Alfred Glück überlebte. Nach seiner Befreiung emigrierte er nach Israel und nannte sich fortan Israel Alfred Glück. Als alter Mann reiste er noch einmal nach Lackenbach, um seiner Kindheit nachzuspüren, seiner Familie und der jüdischen Gemeinde, die von den Nationalsozialisten zerstört worden war. Sein Büchlein „Kindheit in Lackenbach. Jüdische Geschichte im Burgenland“ wurde zur Inspirationsquelle. Peter Wagner, Intendant der „Theaterinitiative Burgenland – Landestheater der Autor:innen“, war es, der Heinz Janisch eingeladen hat, das Stück zu schreiben; und er hat es auch dramaturgisch für die Bühne bearbeitet. Silvia Freudensprung-Schöll aus dem ORF-Landesstudio Burgenland erinnert sich an die Uraufführung in der Synagoge Kobersdorf.
Der hölzerne Reifen. Die späte Heimkehr des Herrn Glück: 5., 6., 7. Dezember, OFF Theater, Wien 7, Kirchengasse 41
