Theologin zur Kirchenstatistik 2024
"Stehen in Transformationsprozess"
Theologin zur Kirchenstatistik 2024
"Stehen in Transformationsprozess"
Ein STAND.PUNKT von Mag. Gabriele Eder-Cakl
Der Blick zu den Ereignissen der vergangenen Monate lässt Erinnerungen an Krisensituationen in Österreich hochkommen. Immer wurden die Gedenkgottesdienste – zum Beispiel beim Attentat in Villach oder dem Amoklauf in Graz – als hilfreicher und wichtiger Trauerort und Ankerplatz von den Menschen in Österreich wahrgenommen. Die Möglichkeit, eine Kerze in einer Kirche oder auch im Internet als Zeichen eines Schreis oder Gebetes, Dankes Richtung Himmel, wurde und wird von sehr vielen Menschen genützt.
Die Angebote der ökumenischen Telefonseelsorge oder der Festivalseelsorge wurden über die Maßen gerne von Menschen angenommen. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger der Katholischen Kirche sind für Menschen da. Sie hören zu, spenden Trost und Segen, helfen, einen nächsten Schritt im Leben zu tun oder den inneren Frieden zu finden. Oft beten sie auch mit den Menschen. Zu besonderen Festzeiten werden Gottesdienste mit der Familie und Freunden gefeiert. Die christlichen Feste, Ostern und Weihnachten prägen den Jahresrhythmus und das Brauchtum.
Die soziologischen Forschungen zeigen uns in den letzten zehn Jahren deutlich, dass die Bindungen zu einer Organisation wie der Katholischen Kirche stark abnehmen. Dies ist anzuerkennen und einer der Hauptgründe der sinkenden Mitgliederzahl.
Der soziale Zusammenhalt wird wesentlich von den Religionsgemeinschaften und der Katholischen Kirche in Österreich getragen. Durch die vielen engagierten Personen und Einrichtungen der Katholischen Kirche wird Gemeinschaft, Ortskultur, Gesundheitsvorsorge, Bildung und Pflege in Österreich aufrechterhalten. Es gibt viele Menschen in Österreich, die Seelsorge, Kirchenräume, Gebet und christliche Gemeinschaft sehr schätzen.
Es gibt in Österreich rund ein Drittel der Einwohnerinnen und Einwohner, denen Gott, Glaube und Kirchenorganisation nicht fehlen in ihrem Leben. Die soziologischen Forschungen zeigen uns in den letzten zehn Jahren deutlich, dass die Bindungen zu einer Organisation wie der Katholischen Kirche stark abnehmen. Dies ist anzuerkennen und einer der Hauptgründe der sinkenden Mitgliederzahl.
Katholische Kirche in gesamtgesellschaftlichem Transformationsprozess
Es mag wie eine Ausrede für die Katholische Kirche klingen oder ein Ablenken von innerkirchlichen Verfehlungen in Bezug auf geistige und körperliche Gewalt oder in Bezug auf schlechte Qualität der Seelsorge. Das ist es aber nicht. Die Katholische Kirche steht in einem gesamtgesellschaftlichen Transformationsprozess. Trotzdem investiert die Katholischen Kirche in Österreich sehr viel in Qualitätssicherung und Gewaltprävention. So werden zum Beispiel alle kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Gewaltprävention geschult.
Die Diözesen setzten konkrete Qualitätsschritte in der Personalentwicklung zur Verbesserung der seelsorglichen Gespräche, der Hochzeitsbegleitung, Segensfeiern oder der Trauerbegleitung und Begräbnisse. Wesentlich dabei ist, sich auf die aktuelle Gesellschaft als Seelsorgerin oder Seelsorger einzulassen, die digitale Welt als Lebenswelt ernst zu nehmen, Gast zu sein bei den Menschen heute und sich dadurch auch verändern zu lassen.
Als Katholische Kirche in Österreich stehen wir mehr als vor 10 Jahren in der Spannung der gesellschaftlichen Gegebenheiten in Europa und unserem 2000 Jahre alten Auftrag, heilend und Frieden stiftend in dieser Welt zu wirken.
So nehmen wir wahr, dass viele Menschen Pilgern gehen. Dass offene Kirchenräume als Oasen der Stille oder kurze Auszeit im Alltag wichtig sind, dass unkomplizierte Gesprächsangebote und Segensmöglichkeiten nachgefragt werden. Wir haben sehr gute Rückmeldungen bei Festivalseelsorge, Maturasegen, Krankenhausseelsorge, Telefonseelsorge, Trauerbegleitung, Valentinstagssegen, Erntedankfeiern oder bei den Weihnachtsgottesdiensten. Wir freuen uns, dass sich Menschen sehr stark sozial engagieren und in sozialen Projekten wie Lerncafes, Nachbarschaftshilfe oder Essensausgaben für Menschen in Not ihre Freizeit zur Verfügung stellen.
Christinnen und Christen in ihrem Glaubensleben unterstützen
Und: in den letzten zwei Jahren möchten sich mehr junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren taufen lassen. Diese jungen Menschen haben meist keinen christlichen Hintergrund oder Sozialisation. Sie drücken ihre Beweggründe so aus: Suche nach einem erfüllten Leben, nach der echten Liebe, nach einem Sinn im Leben, nach Menschenwürde, Schutz der Erde und Orientierung im Leben. Die Vorbereitung auf die Taufe ist überall gleich, es ist ein einjähriger begleiteter Prozess mit einer Einführung in den christlichen Glauben und Religion.
Als Katholische Kirche in Österreich stehen wir mehr als vor 10 Jahren in der Spannung der gesellschaftlichen Gegebenheiten in Europa und unserem 2000 Jahre alten Auftrag, heilend und Frieden stiftend in dieser Welt zu wirken. Dazu haben wir uns in einen großen weltweiten synodalen Prozess in der Katholischen Kirche eingelassen. Immer geht es als Kirche darum, die vielfältigen Formen eines authentischen Christseins, also die Christinnen und Christen heute zu unterstützen.
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Mag. Gabriele Eder-Cakl ist Theologin und leitet das Österreichische Pastoralinstitut (ÖPI) in Wien.
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