
10. Dezember
Wo unsere Kinder in Frieden aufwachsen können ...
10. Dezember
Wo unsere Kinder in Frieden aufwachsen können ...
Nachdem wir aus Afghanistan geflohen sind, haben wir ein paar Jahre im Iran gelebt. Als wir dachten wir können uns auch ein Leben in Afghanistan aufbauen, sind wir wieder zurückgegangen. Aber der Einfluss der Taliban war schon damals sehr stark und nach 5 Jahren sind wir wieder in den Iran und dann weiter nach Europa geflüchtet. Wir wollten an einem Ort leben, wo unsere Kinder in Frieden aufwachsen können.
Wir hatten eigentlich über Österreich nichts gewusst, aber es war das erste Land auf unserer Flucht, wo wir gesehen haben, dass hier alles sehr sauber und ordentlich ist und auch die Menschen waren sehr freundlich.

Wir hatten das große Glück, nicht in einem Flüchtlingsquartier, sondern gemeinsam mit anderen Flüchtlingen in einer Wohnanlage untergebracht zu werden, in der die Diakonie einige Wohnungen angemietet hatte. Dort hat es auch schon Deutschkurse gegeben. Diese wurden in der angrenzenden Pfarre durch weitere Übungsstunden ergänzt.
Alle waren anfangs sehr motiviert und gewillt, möglichst schnell Deutsch zu lernen. So haben wir auch erste Kontakte zu Österreichern bekommen. Eine große Enttäuschung war es dann für uns, dass unser Asylantrag von der Behörde abgelehnt wurde, denn wenn auch fast alle dagegen einen Einspruch erhoben und dann in der nächsten Instanz einen positiven Bescheid bekommen haben, hat es doch für uns bedeutet, dass wir bis dahin nicht arbeiten dürfen und uns kein eigenständiges Leben aufbauen können.
Wir haben aber das Beste aus der Situation gemacht und weiter Deutsch gelernt. Ich, Mohammed Reza habe in einem Fahrrad-Reparatur-Verein viel Zeit verbracht, weil ich dort die Möglichkeit hatte mit anderen deutschsprechenden Menschen zusammenzukommen. Weiters habe ich in der Pfarre bei der Pflege der Grünflächen mitgeholfen. So konnte ich auch ein wenig Hilfe zurückgeben.
Und wir hatten das Glück, dass unsere Kinder in der Schule gleich sehr gute Lehrerinnen hatten, die sie unterstützten. In der Pfarre wurde auch eine Lernhilfe angeboten, wo unsere Kinder neben den Hausaufgaben auch noch vieles andere über das Leben in Österreich erfahren konnten.
Nach vier Jahren haben wir dann endlich einen positiven Bescheid bekommen. Dies weil der Richter erkannt hat, dass man unsere ältere Tochter, die inzwischen das Gymnasium besuchte und dort sehr gut integriert war, nicht mehr nach Afghanistan zurückschicken kann.
Das war für uns ein großer Freudentag
Da ich, Mohammad Reza, in Afghanistan keine Berufsausbildung gemacht hatte, war es gar nicht so leicht einen Arbeitsplatz zu finden, von dem man eine Familie ernähren kann. Wir wollten auch nicht wegsiedeln, weil wir in Villach schon gut integriert waren und weil sich auch unsere Kinder in der Schule wohl fühlten und dort viele Freunde hatten. Jetzt arbeite ich schon fast 4 Jahren in einer Tischlerei. Ich bin damit sehr zufrieden, denn ich habe einen sehr guten Chef und Mitarbeiter, die meine Arbeit schätzen und mich respektieren.
Ich, Najiba, arbeite auch schon seit 3 Jahren im Zimmerservice und kann so einen Beitrag zum Familieneinkommen leisten. Leider gibt es kaum Möglichkeiten mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten und daher habe ich auch kaum Möglichkeiten, an meinem Arbeitsplatz Deutsch zu sprechen.
Unsere älteste Tochter ist inzwischen als ausgelernte Fachkraft in einer Maschinenbaufirma beschäftigt, zwei Kinder gehen in die HTL und der Jüngste will auch in eine HTL gehen.
In Afghanistan sind inzwischen wieder die Taliban an der Macht. Eine Schulausbildung, wie sie unsere Kinder jetzt in Österreich machen, wäre dort undenkbar. Wir sind uns aber auch sicher, dass unsere Kinder mit ihrer Ausbildung für Österreich ein Gewinn sein werden.