15. Dezember

Rahma: Ich habe einen Traum

„In meinem Traum befinde ich mich in einer Zahnarztpraxis und trage einen weißen Arbeitskittel. Der Zahnarzt möchte, dass ich die Instrumente reinige. Es ist wichtig für mich, den Patienten zu helfen und ich plaudere auch gerne mit ihnen. Manchmal muss ich Termine ausmachen. Mein Deutsch ist gut, also macht mir das keine Probleme. Ich interessiere mich für meinen Job, bin fleißig und übernehme Verantwortung. Ich habe einen guten Chef und 3 sympathische Kolleginnen. Mittags gehe ich manchmal mit ihnen essen und wir tauschen Neuigkeiten aus.

Die Ausbildung für den Pflichtschulabschluss war sehr schwer für mich, besonders der Anfang, da alles neu für mich war. Mathematik war am schwierigsten für mich. Aber ich habe die Prüfungen geschafft, jetzt mache ich die Lehre, damit ich in meinem Traumberuf als Zahnarztassistentin arbeiten kann.

Auf jeden Fall möchte ich die Lehre gut abschließen. Der Gedanke macht mich glücklich.“ Als 18-Jährige kam Rahma 2021 allein nach Igls in das Haus Liah. Sie flüchtete aus Somalia, wo sie auf dem Land aufgewachsen ist. Sie ist nie zur Schule gegangen. In ihrem Dorf gab es kein Radio, kein Fernsehen und kein Handy. Sie hatte keine Ahnung von anderen Ländern und Kulturen. Ihre Erfahrungen begrenzten sich auf das kleine Dorf, seine Bewohner und Tiere.

Heute schreibt sie ihre Texte auf dem Laptop, lernt Grammatik im Internet, liest leidenschaftlich gerne und lädt sich Filme (bevorzugt Liebesfilme) aus dem Netz herunter. Sie ist wissbegierig und vergrößert ihr „Weltwissen“ täglich. Die deutsche Sprache spricht sie schon fließend.

Rahma hat heuer den Pflichtschulabschluss geschafft und bekam umgehend einen Lehrplatz als Zahnarztassistentin in einer Praxis im Tiroler Wipptal. Sie macht ihre Sache sehr gut, nur der Dialekt der Einheimischen bereitet ihr noch Probleme.

Die junge Somalierin konnte eine kleine Wohnung in Igls beziehen und ist froh, dass sie vor Ort schon ein gutes Netzwerk von Unterstützer:innen hat.