
2. Dezember
Mein Weg nach Österreich
2. Dezember
Mein Weg nach Österreich
Mein Weg nach Österreich
Ich heiße Aişe Çelik und komme aus der Türkei. Mein Mann und ich mussten aus politischen Gründen nach Österreich fliehen. Er war Polizist und liebte seinen Beruf, doch in unserem Land gab es keine Meinungsfreiheit. Er musste das Land überstürzt verlassen, und auch ich verlor meine Arbeit als Lehrerin. Diese Zeit war unglaublich schwer für uns – vor allem, weil unsere kleine Tochter ohne ihren Vater aufwachsen musste.

Dank Österreich erhielt mein Mann zunächst eine Aufenthaltsbewilligung, und drei Jahre später konnten unsere Tochter und ich endlich zu ihm kommen. Nach unserer Ankunft in Österreich stand ich vor meiner größten Herausforderung: der Sprache. Alles war neu und fremd, und ich konnte mich mit niemandem unterhalten. Oft fühlte ich mich hilflos und sehr einsam.
Dann lernte ich ein Integrationsprogramm namens HIPPY und Frau Dragana Vojinovic kennen – ein Wendepunkt in meinem Leben. Am Anfang war alles schwierig – ich konnte mit meiner Betreuerin nur mithilfe des Handys und Übersetzungen sprechen. Doch mit der Zeit wurde mein Deutsch immer besser, und heute können wir uns über viele Themen unterhalten. Sie hat mich in dieser Zeit mit so viel Geduld, Herz und Verständnis begleitet. Dafür bin ich ihr von Herzen dankbar. In nur zweieinhalb Jahren habe ich das C1-Niveau erreicht – darauf bin ich sehr stolz. Ich konnte so neues Selbstvertrauen gewinnen und fühle mich in Österreich wirklich zu Hause.
Dragana Vojinovic: Es freut mich sehr, dass ich durch meine Arbeit die Gelegenheit hatte, eine so lernbereite, freundliche und offene Frau wie Ayse kennenzulernen. Trotz anfänglicher Sprachbarrieren und schwieriger Erfahrungen hat sie alle Aufgaben im HIPPY-Programm mit großem Einsatz, Geduld und Fleiß gemeistert. In erstaunlich kurzer Zeit brachte sie ihre Deutschkenntnisse auf ein hohes Niveau. Sie bereitete ihre Tochter liebevoll und spielerisch auf die Schule vor und motivierte auch ihren Mann, sich beruflich weiterzuentwickeln.
Die Zusammenarbeit mit Ayse hat mir gezeigt, wie bereichernd es ist, voneinander zu lernen und sich mit Vertrauen, Verständnis und Wertschätzung zu begegnen. Besonders dankbar bin ich ihr für die offenen Gespräche über unsere Religionen und unterschiedlichen Lebenswege. Durch Ayse habe ich erkannt, wie viele verbindende Werte Islam und Christentum teilen – Respekt, Glaube und Liebe.
Ich freue mich von Herzen, dass Ayse und ihre Familie in Österreich ein neues, angstfreies und erfülltes Leben führen können. Sie ist für mich ein Beispiel dafür, wie stark und inspirierend Menschen sein können, wenn sie eine Chance bekommen und sie mit Dankbarkeit und Entschlossenheit nutzen. Ayse zeigt mir, dass es nicht wichtig ist, welcher Religion oder Kultur wir angehören – denn wir alle sehnen uns nach Frieden, Gerechtigkeit und dem Sinn des Lebens.